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E-Paper 6/2022 07

E-Paper 6/2022 07 Importverbot für russisches Gold Was das für die Branche bedeuten würde © Ronny Wagner Mehr unter ronnywagner.com E-Paper 6/2022 Russland führt einen Angriffskrieg gegen die Ukraine und eine Reaktion der G7-Staaten besteht darin, wohl ein Importverbot für russisches Gold zu verordnen. Bedenkt man, dass Russland laut World Gold Council im Jahr 2021 mit einem Anteil von etwa zehn Prozent hinter der VR China auf Platz zwei der weltweit größten Goldproduzenten stand, ergibt sich natürlich die Frage nach möglichen Folgen. Welche Auswirkungen hat ein solches, von vielen Experten vor allem als symbolische Geste eingestuftes Importverbot auf die globale Goldbranche? Fallende Goldkurse trotz schwierigem Umfeld Nicht nur aufgrund des Importverbots der G7, sondern auch wegen der bereits im März vorgenommenen Streichung russischer Goldscheideanstalten von der Liste der London Bullion Market Association hatten viele Experten steigende Goldpreise erwartet. Das geschah nicht, im Gegenteil, die Preise für Gold gaben um fünf Prozent nach. Der von den G7 verhängte Importstop wird sich, wenn überhaupt, ebenfalls maximal kurzfristig auf den Goldpreis auswirken. Wie es dazu kommt? Die Märkte passen sich relativ schnell an veränderte Rahmensituationen an und pendeln sich nach kurzen Ausschlägen sehr häufig wieder auf einem relativ normalen Niveau ein. Das war nach Auffassung von Finanz- und Goldcoach Ronny Wagner, dem Gründer der Noble Metal Factory 1 und der „Schule des Geldes“ 2 , absehbar. Er beschreibt die Situation so: „Die Rohstoffpreise sind auf breiter Front nach dem Einmarsch Russlands in die Ukraine stark angestiegen. Viele dieser Rohstoffe haben wieder nach unten gedreht und ihre Gewinne abgegeben. Die Wahrheit ist doch, dass es sehr schwierig ist, sinnvolle Sanktionen durchzusetzen. Vor allem dann, wenn bedeutende Länder wie die BRICS-Staaten kein Interesse daran haben, sich dem Sanktionsregime anzuschließen.“ Gold bewährt sich in Krisenzeiten als Währung Die Goldpreise der letzten Monate bestätigen genau das, was Experten wie Ronny Wagner sagen, nämlich, dass es sich lohnt, Gold im Depot zu haben. Das immer seltener geförderte Edelmetall hat sich von jeher als „Krisenwährung“ erwiesen und der Goldpreis ist immer dann gestiegen (oder im Vergleich zu anderen Börsenwerten weniger stark gefallen), wenn die Wirtschaft schwächelte. Die von der Branche umgesetzten Sanktionen sind für Russland sicher schmerzhaft. Allerdings muss man auch berücksichtigen, dass das Land nicht wirklich zu den ganz großen goldexportierenden Ländern zählt, hier landet Russland nur auf dem siebten Platz. Ein großer Teil des im Land geförderten Goldes verbleibt dort und wird damit nicht Teil des global gehandelten Goldes. Insofern darf man die Bedeutung des russischen Goldes nicht überschätzen. Ausschluss aus dem SWIFT-System schmerzt mehr als gestoppter Goldexport Die Weltwirtschaftsgemeinschaft hat sich in Anbetracht des von Russland geführten Krieges von einer sehr geeinten Seite gezeigt und Sanktionen auf den Weg gebracht, die Russlands Wirtschaft sehr viel stärker in Bedrängnis bringen. Da wären das von der EU verhängte Ölembargo und vor allem der Ausschluss russischer Banken vom weltweiten Zahlungssystem SWIFT, wodurch es dem Land kaum noch möglich ist, Geschäfte zu tätigen bzw. dafür entstehende Rechnungen zu bezahlen. Mögliche Faktoren für die Goldpreisentwicklung 2022/2023 Für Finanzexperte Ronny Wagner spielt vor allem die Entwicklung der Inflation für die Kurse des Goldpreises eine große Rolle. Er sagt dazu: „Investoren sind derzeit besorgt über den möglichen Inflationsdruck nach den beispiellosen staatlichen Konjunkturprogrammen der letzten Jahre. Ich denke, dass das Inflationsrisiko einen enormen Einfluss auf den Goldpreis haben wird. Sie wird nicht vorübergehend sein und sich hartnäckig halten. Gold wird in diesem Szenario besser abschneiden als andere Vermögenswerte. Warum? Es ist eben ein physischer Vermögenswert ohne Verbindlichkeiten. Der Wert des Goldes kann nicht, wie bei anderen Anlagevehikeln, wie Aktien und Anleihen, durch die Inflation aufgezehrt werden.“ Allerdings ist auch die Risikobereitschaft der Investoren ein wichtiger Faktor. Aufgrund der geopolitisch und wirtschaftlich schwierigen Situation zeichnet sich eine abnehmende Bereitschaft für Risiken ab. Zusammen mit den sinkenden Wachstumszahlen der Volkswirtschaften entsteht hier nach Meinung von Wagner ein geradezu perfekter Sturm, der dazu geeignet ist, den Goldpreis in den nächsten Monaten nach oben zu treiben, während der Aktienmarkt an Wert verliert. Darüber hinaus ist das sogenannte Fiatgeldsystem in keinem sehr guten Zustand. Die Verwaltung der eigenen Währung ist deutlich verbesserungswürdig, denn außer noch mehr Geld auszugeben, kann die Politik augenblicklich nicht wirklich mit hilfreichen Strategien punkten. Die Gefahr bei einem solchen Umgang besteht darin, dass das gesamte Fiatgeldsystem zusammenbricht. Was es nach Ronny Wagner unbedingt zu verhindern gilt, ist ein Goldpreis, der mit der Inflation im Gleichschritt geht. Das wäre das denkbar schlechteste Szenario, denn Gold ist sozusagen die „Antithese“ zum Fiatgeldsystem. Für den erfahrenen Goldexperten und Finanzcoach Ronny Wagner bleibt Gold trotz aller augenblicklichen Widrigkeiten ein Rohstoff, in den es sich zu investieren lohnt. ó info • 1 www.noble-metal-factory.de • 2 www.schule-des-geldes.de

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