PT-Magazin - Ausgabe 5 2022

68 Wirtschaft 69 Noch

68 Wirtschaft 69 Noch viele unentdeckte Potenziale Mit moderner Bestrahlungstechnologie die Gesundheit schützen und Ressourcen schonen Der Mensch wird immer älter. Und will so lange wie möglich gesund bleiben und dabei die Umwelt möglichst schonend nutzen. Aktuelle biotechnologische und medizintechnische Innovationen sowie der Trend zu einer umweltfreundlicheren Mobilität verheißen, dass wir diesen Zielen ein Stück näherkommen. Die BGS Beta-Gamma-Service GmbH & Co. KG ist eines der mittelständischen Unternehmen, die hierzu einen Beitrag leisten. lichen Polymeren deutlich robuster und langlebiger. Insbesondere im Zuge des Umbaus hin zur E-Mobilität kommen vernetzte Kunststoffe zugunsten des Leichtbaus vermehrt zum Einsatz. Für seine Innovationsfähigkeit besonders im Bereich der Strahlenvernetzung erhielt BGS 2021 zum dritten Mal in Folge den TOP 100 Award. Im Interview erläutert BGS-Geschäftsführer Dr. Andreas Ostrowicki, weshalb die Veredelung von Kunststoffen der Ressourcenschonung dient und die Sterilisation mit Strahlen unverzichtbar für den Gesundheitsschutz ist. Vernetzungsgradanalyse im Labor: Strahlenvernetzung verleiht preiswerten Massenkunststoffen und technischen Kunststoffen die mechanischen, thermischen und chemischen Eigenschaften von Hochleistungskunststoffen. PT: Herr Ostrowicki, Sie leiten BGS Beta- Gamma-Service seit 14 Jahren. Wie kam © MARKUS STEUR/BGS es dazu, dass das Unternehmen zwei so unterschiedliche Geschäftsbereiche unter einem Dach vereinigt? Ostrowicki: In den USA bereits etabliert, war der kommerzielle Einsatz von Betaund Gammastrahlen in den 80er Jahren in Deutschland unbekannt. Mit der ersten Gammabestrahlungsanlage gelang PT-MAGAZIN 5 2022 PT-MAGAZIN 5 2022 BGS ist führender Dienstleister für die Sterilisation und Entkeimung mithilfe ionisierender Strahlung. Aktuell an drei Standorten in Deutschland vertreten, ist BGS seit 40 Jahren Dienstleister unter anderem für die Branchen Medizintechnik, Biotechnologie sowie die kosmetische und pharmazeutische Industrie. Für sie stellt das Unternehmen sicher, dass die Produkte und Verpackungen frei von Mikroorganismen sind und somit sicher für den Gebrauch beziehungsweise für die Anwendung am Menschen. Zweites Standbein des Unternehmens ist die Veredelung von Kunststoffen. Die durch Bestrahlung vernetzten Kunststoffe sind im Vergleich zu herkömmes uns, die Technologie im großen Stil als Dienstleistung anzubieten. Die vielfältigen Vorzüge wurden schnell erkannt und angenommen: Insbesondere die Sterilisation von Medizinprodukten sowie Primärpackmitteln für Pharmazeutika war von Anfang an sehr gefragt. Mit hochenergetischer Beta- und Gammastrahlung lassen sich zudem Kunststoffe veredeln. Durch die ionisierende Strahlung werden die Materialeigenschaften so verbessert, dass die Kunststoffe dauerhaft resistenter gegen Hitze, Verschleiß und Chemikalien werden. In Folge können sie teure Hochleistungskunststoffe und wertvolle Metalle ersetzen. Als spezialisierter Anbieter haben wir uns über die Jahre zu einem relevanten Partner unter anderem für den Automobil- und Maschinenbau sowie den Bausektor entwickelt. PT: Das Wort „Bestrahlung“ löst bei Laien selten positive Assoziationen aus. Welchen Beitrag leistet die Strahlensterilisation für den Gesundheitsschutz? Ostrowicki: Heute wird insgesamt weltweit die Hälfte der in den Industrieländern hergestellten medizinischen Einwegprodukte durch Bestrahlung sterilisiert. Die Strahlensterilisation arbeitet dabei nach einem physikalischen Prinzip und ist absolut rückstandsfrei. Von den Produkten geht keinerlei Strahlung aus. Mit unserer Dienstleistung der Strahlensterilisation sind wir im Sinne des Gesundheitsschutzes wichtiger Partner für die Medizintechnik, Pharmaindustrie und Biotechnologie. Denn in der medizinischen Diagnostik und zur sicheren Anwendung am Menschen muss ein Großteil der Produkte steril sein. Eine Bestrahlung der Produkte mit Beta- und Gammastrahlen stellt genau dies sicher. Auch in der Bekämpfung der Covid-19 Pandemie hat sich die Strahlensterilisation als unverzichtbare Technologie und grundlegend für den Gesundheitsschutz erwiesen: Ohne sterile Materialien für die biopharmazeutische Industrie und Forschung gäbe es heute keinen Impfstoff gegen Covid-19. In den kommenden Jahren erwarten wir in besonderem Maße von der Medizintechnik- Branche weiteren Aufschwung und damit großen Bedarf an der Strahlensterilisation. PT: In Ihrem zweiten Geschäftsbereich wird die Strahlentechnologie mit einem gänzlich anderen Ziel eingesetzt. Was versteckt sich hinter der sogenannten „Strahlenvernetzung“? Ostrowicki: Im Prinzip geht es bei der Strahlenvernetzung um ein »Upgrading« von Kunststoffen. Das geschieht durch eine Vernetzung von Molekülen, die durch die fast mit Lichtgeschwindigkeit geschickten energiereichen Beta- und Gammastrahlen verursacht wird. Die so veredelten Materialien bekommen eine erhöhte Hitze- und Abriebsbeständigkeit. Darüber hinaus sind sie resistenter gegenüber Chemikalien und erhalten eine Festigkeit, die teilweise höher als Stahl liegt. In der Elektroindustrie sind strahlenvernetzte Bauteile mittlerweile etablierter Standard, ebenso bei Heiz- oder Wasserrohren. Die Forderungen nach einem niedrigen Kraftstoffverbrauch, geringeren Emissionen und einer besseren CO2-Bilanz fordern außerdem leichte Werkstoffe im Automobilbau. Vernetzte Kunststoffe überzeugen hier mit ihrem Leichtbau- potenzial, entsprechen den hohen mechanischen Anforderungen an Festigkeiten, Steifigkeit und Abrieb und können gleichzeitig hohen Temperaturen widerstehen. Als Ersatz von metallischen Werkstoffen und teuren Hochleistungskunststoffen schonen vernetzte Kunststoffe auch unsere Ressourcen. PT: Die Medizintechnik und E-Mobilität sind wichtige Wachstumsmärkte in Deutschland. Wie gut sehen Sie sich im Wettbewerb aufgestellt? Ostrowicki: Wir besitzen über 40 Jahre Erfahrung in der Bestrahlungstechnologie. Viele Entwicklungen treiben wir zusammen mit Hochschulinstituten und Forschungseinrichtungen voran. Im Rahmen unserer kostenfreien virtuellen Messe BGS Irradiation Service Days stellen wir außerdem gemeinsam mit Partnern neue Erkenntnisse vor und erklären die Grundlagen der Bestrahlungstechnologie. Dieses Jahr findet die Messe vom 28. bis 29. September statt. Ich bin fest davon überzeugt, dass die Behandlung mit Strahlen noch viele unentdeckte Potenziale aufweist. • © LINA SOMMER/BGS Dr. Andreas Ostrowicki ist seit 14 Jahren Geschäftsführer der BGS Beta-Gamma- Service GmbH & Co. KG Ihr Produkt optimal verpackt Monolithisches Ensemble, Planegg Produktion von umweltfreundlichen Kreislaufverpackungen aus nachwachsenden Rohstoffen (Wellpappverpackungen) Handel mit Industrie- und Gefahrgutverpackungen Rücknahme und Rekonditionierung von Fässern und IBCs Mehr Infos: richter-hess.de 2010 richter & heß VERPACKUNGEN Werner-Seelenbinder-Straße 9 09120 Chemnitz Telefon: 0371 271840 E-Mail: info@richter-hess.de BAUHANDWERK IN BESTFORM dechant hoch- und ingenieurbau gmbh Abt-Knauer-Straße 3 | 96260 Weismain | Telefon +49 9575 982-0 | info@dhib.de | www.dhib.de Großer Preis des MITTELSTANDES SIEGER 2020