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PT-Magazin - Ausgabe 5 2022

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PT-Magazin für Wirtschaft und Gesellschaft Die Top-Themen: • Lebe stolz und frei! Risikopapst Gerd Gigerenzer über Risikokompetenz • Unternehmen im Kriegszustand - Was tun bei Bedrohungen von allen Seiten? • Raus aus der Knechtschaft - Unternehmer sollten aufhören, Untertan zu sein • "Heilige Kühe" vertreiben mit dem "Elefant im Raum"

62 Wirtschaft 63

62 Wirtschaft 63 Aktualität und Datensicherheit ihrer Services hervor. Skalierbar bedeutet, dass alle nötigen Ressourcen in kürzester Zeit und kosteneffizient hinzufügbar oder abwählbar sind. Kurzfristige Anpassungen auf Bedarfsänderungen sind damit jederzeit möglich. Mit Cloud Computing haben Unternehmen außerdem die Möglichkeit, immer auf dem neuesten Stand zu sein. Gleichzeitig investieren Cloud-Anbieter beständig in ihre Datensicherheit. Taucht dennoch ein Problem auf, ist es ihnen möglich, schnell zu reagieren. Das klingt plausibel und nach einer ganzen Reihe von Vorteilen. Eigenes Know-how vorhalten Tatsächlich aber gibt es neben einer Vielzahl von Vorteilen auch eine ganze Reihe Risiken, die es bei der Anwendung von Cloud-Lösungen zu beachten gilt. Um diese herauszuarbeiten, müssen zunächst die einzelnen Dienstleistungen voneinander abgegrenzt werden: Infrastruktur as a Service (IaaS), Software as a Service (SaaS) und Plattform as a Service (PaaS). In der Cloud-Infrastruktur IaaS kommt neben der reinen Hardware, der dazugehörigen Sicherheit eines Rechenzentrums, einer möglichen Hochverfügbarkeit und dem Betriebssystem das Angebot einer Plattform hinzu, auf der der Kunde seine Software installieren kann. Insbesondere SAP-Kunden, die technisches Know-how mitbringen, sind mit dieser Lösung gut beraten, weil sie damit die Sicherheit eines sehr hochwertigen Rechenzentrums einkaufen, die Anwendung aber selbst betreuen. Die Koordination des Dienstleisters hält sich hierbei in Grenzen. Selbst steuern oder fremdbestimmt sein Bei SaaS handelt es sich um Cloud-Anwendungen, die zusätzlich vom Anbieter betrieben werden. Die Koordination der Leistungen, Systeme und Anwendungen des Anbieters ist hier mehr oder minder komplex und bedeutet, dass man in vielen Fällen auch als Kunde Know-how vorhalten muss, um den Dienstleister eins zu eins steuern zu können. Während der Kunde bei SaaS nur die Anwendung erhält und sich der Dienstleister um den Betrieb kümmert, handelt es sich bei PaaS um ein voll funktionsfähiges System, bei dem der Kunde noch nicht einmal mehr die Anwendung – etwa im Controlling oder der Buchhaltung – konfigurieren muss. IaaS birgt also für diejenigen Kunden, die über technisches Know-how verfügen, deutlich mehr Kontrolle und weniger Koordination. SAP ist nicht, was es vorgibt zu sein Trotz aller Vorteile sollte jedes Unternehmen vor einer Entscheidung für oder gegen Cloud-Lösungen Kosten und Nutzen gegeneinander abwägen. Cloud-Lösungen – vor allem im Bereich SAP – sind nämlich oftmals ganz und gar nicht das, was sie vorgeben zu sein. Bei ihren Angeboten handelt es sich in vielen Fällen schlicht um erweiterte IT-Dienstleistungen beziehungsweise SAP-Hosting, die eine zusätzliche Abhängigkeit schaffen. Dadurch, dass die Hoheit über die Prozesse dann nicht mehr im eigenen Unternehmen liegt, werden ehemals gestandene System-Administratoren sehr schnell zu Verwaltern und Koordinatoren degradiert. Sie müssen sich den Regeln beugen, die die Anbieter ihnen für die Nutzung ihrer Services ansagen, und können den Anwendern im eigenen Haus nicht mehr helfen, wenn diese vor Problemen stehen. Die nämlich sitzen im Falle von Cloud-Lösungen bisweilen ohnmächtig und ratlos vor den Programmen, die sie eben nicht kennen. Gleichzeitig unterliegen die angebotenen Lösungen oftmals einer sehr viel stärkeren Standardisierung als individuellen Alternativen. Dadurch werden die Spielräume der Unternehmen stark eingeschränkt. Unternehmen und deren IT-Profis sind gut beraten, solche Abhängigkeiten kritisch zu bewerten. Die Frage, wie viele und welche Daten, Dienste und Programme sinnvollerweise ausgelagert werden sollten, muss in jedem Fall gut abgewogen werden. PT-MAGAZIN 5 2022 PT-MAGAZIN 5 2022 Dem Menschen dienen Wahre IT-Exzellenz besteht darin, nicht nur Wissen zu haben und dieses technisch anzuwenden, sondern darin, dem Menschen und den Unternehmen zu dienen – auch kommunikativ und mit dem Verständnis für die betriebliche Praxis. Der Job eines guten IT-Profis ist es, Menschen und IT zu verbinden und Projekte so zu gestalten, dass der Mensch die Technik beherrscht und nicht die Technik den Menschen. In jedem Fall ist das selbstbestimmte, weitgehend autarke Unternehmen das bessere und mündigere Unternehmen. Die Frage, ob man vor diesem Hintergrund tatsächlich alles mit der Cloud lösen kann, sollte sich jedes Unternehmen deswegen stellen. Die Cloud birgt folglich das Risiko, dass Unternehmen Souveränität hinsichtlich ihrer Daten, Prozesse und IT-Architektur verlieren. Nicht selten werden heute unternehmerische Entscheidungen auch anhand der technologischen Kompetenzen getroffen. Das kann bedeuten, dass bestimmte Entscheidungen pro oder contra Wachstum, pro oder contra Einführung eines neuen Produktes oder Service deswegen (nicht) getroffen werden kann, weil die eigene Daten- und IT- Souveränität an ihre Grenzen stößt und man abhängig von den Möglichkeiten und Systemen eines Dritten ist, eben dem Cloud-Anbieter. IT-Autonomie sorgt für Freiheit der Entscheidung Je zentraler eine Funktion im Unternehmen ist und je mehr bestimmte Leistungen von der IT abhängen, desto wichtiger ist, diese Leistungen vollumfänglich zu durchdringen und diese eigenständig zu beherrschen. Cloud-Lösungen und IT-Outsourcing bringen immer auch eine gewisse Abhängigkeit mit sich. Die Vorteile an Sicherheit und Delegation bergen gleichermaßen den Verlust an Geschwindigkeit und Selbständigkeit. Das gilt es abzuwägen. Die Cloud ist kein Allheilmittel und kein Garant für Wachstum. Sie ist schlicht eine Dienstleistung. Und dies wirft dann zwangsläufig auch die Frage nach den Kosten auf. Unternehmen, die den Schritt in die Cloud erwägen, sollten sich zuvor folgende Fragen stellen: Lassen sich durch die generelle Auslagerung die IT-Kosten wirklich senken? Wie sieht es mit der neu zu integrierenden Organisation des Dienstleisters ins eigene System aus und wie sind diejenigen Bereiche zu bewerten, in denen das Unternehmen vorher autark und autonom handeln konnte? IT als Kostenfaktor oder Innovationstreiber Grundsätzlich wird die IT in vielen Unternehmen immer noch als Kostentreiber gesehen und nicht als Innovationsplattform, die selbst betrieben werden könnte. Wer auf die Kosten schaut, kommt schnell zu dem Schluss, dass IT-Outsourcing in die Cloud preiswerter und damit vorteilhafter sein wird. Betrachtet man jedoch die IT als Innovationstreiber, als Unit, die später mal für ganze Produktlinien verantwortlich zeichnet, könnten sich die Kosten relativieren. Dann rücken Themen wie Innovations- und Anpassungsfähigkeit, Geschwindigkeit und Autonomie in den Fokus. Aus den Kosten für den Betrieb werden dann Investitionen in die digitale Zukunft. Cloud-Anbieter sind Standard-Anbieter. Nur über den Standard können sie Sicherheit und Skalierbarkeit bieten. Doch Standard hat eben auch manchmal Nachteile. Dessen muss sich jedes Unternehmen bewusst sein. IT-Souveränität bedeutet eben auch, einmalig sein und individuell agieren zu können. • Oliver Meinecke ist IT- Über den Autor Projektmanager mit dem Schwerpunkt SAP und technische Komponenten. Er gilt als einer der führenden Experten im Umgang mit dem SAP Solution Manager und als Profi rund um die Themen Digitalisierung, IT-Intelligenz, IT-Aktualität, IT-Effizienz, Optimierung der Infrastruktur und Homeoffice. www.sowacon.de. • Umweltschonendes Spülbohrverfahren in großer Tiefe • Unterquerung von Verkehrswegen und bebauten Flächen • Bundesweit für Sie im Einsatz Telefon +49 36428 5133-00 www.hue-bohrtechnik.de Fordern Sie uns! 2019 ASSET LIFECYCLE MANAGEMENT DIGITALISIERUNG, BERATUNG & IT-SERVICE RODIAS GmbH | Eisleber Straße 4 | 69469 Weinheim | www.rodias.de RODIAS ist Teil der ROBUR

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