60 Wirtschaft auch außerhalb der üblichen Geschäftszeiten hierüber kontaktieren kann. Beide Voraussetzungen müssen erfüllt sein, um von einem digitalisierten Datensatz sprechen zu können. Die meisten Datenbanken dürften schon heute die Voraussetzungen erfüllen, sind aber in der Regel noch nicht soweit „intelligent“ genutzt, dass Unternehmen aus diesen bestehenden Daten nachhaltigen Nutzen ziehen können. Algorithmen treffen Entscheidungen Der zweite Schritt wäre das automatisierte Unternehmen. Hier werden die oben genannten Daten genutzt, um 80 Prozent der Prozesse auf Basis von Software-Algorithmen abzubilden. Sämtliche Routineaufgaben, etwa die Bearbeitung der Korrespondenz, von Anfragen über die Website, die Fertigung von Produkten nach erfolgter individueller Kundenkonfiguration sowie Ablage, Versand und Buchhaltung werden dann automatisiert und ohne menschliches Zutun erledigt. Regel-, Risiko- und Fehlerprüfung werden ebenso automatisiert durchgeführt. Menschen können kontrollieren, sind aber im Normalfall von diesen Routineaufgaben frei. Der Fokus der Menschen liegt hier auf der Gestaltung der Regel-, Risiko- und Fehlerprüfungen und Entscheidungen über Abweichungen. Im dritten Schritt, dem selbstfahrenden Unternehmen, werden dann auf Basis der automatisierten Prozesse und mit Hilfe von Machine Learning auch 80 Prozent der Entscheidungen softwarebasiert getroffen. Eine KI könnte dann beispielsweise die Kriterien einer Ausschreibung festlegen, diese durchführen, die Angebote nach Punkten bewerten und eine Entscheidung für den besten Anbieter wahlweise selbständig treffen oder dem Unternehmer zur finalen Entscheidung vorbereiten. Die gleiche KI könnte dann den Vertrag ausarbeiten und dem Gewinner zur digitalen Unterschrift vorlegen. Transparente Unternehmen mit Sinn Das selbstfahrende Unternehmen wird sich noch mehr als heute daran messen lassen müssen, welchen gesellschaftlichen Nutzen es bietet, welchen Sinn es für den Unternehmer, die Kunden und die Umwelt stiftet. Die steuernden und entscheidenden Algorithmen müssen deswegen transparent sein, sich vielleicht sogar einem demokratischen Diskurs stellen. Die Frage, welche Daten weswegen und von wem verarbeitet und gespeichert werden, wird gestellt werden. Ebenso die Frage, wohin das jeweils führen soll. Unternehmen ohne Legitimation werden weder selbstfahrend werden noch können sie sich am Markt durchsetzen. Auch dies spricht gegen die alles optimierende Super-KI, sondern mehr für eine neue Qualität von unternehmerischen Entscheidungen und einer Arbeitswelt, die weitgehend befreit von lästigen Routinen ist und stattdessen Raum für kreative Tätigkeiten öffnet. In etwa fünf Jahren werden Unternehmen viel digitaler sein als heute. Mitte, spätestens Ende der 2030er Jahre werden Unternehmen selbstfahrend sein. Die Weichen dafür müssen jedoch heute gestellt werden. • Florian Schnitzhofer ist Tech-Investor sowie Gründer und CEO der ReqPOOL Gruppe, der führenden Managementberatung für Software und Digitalisierung im deutschsprachigen Raum. www.reqpool.com „Das selbstfahrende Unternehmen. Ein Denkmodell für Organisationen der Zukunft“ Autor: Florian Schnitzhofer. Verlag: Springer Gabler Berlin, Heidelberg, 161 Seiten, 24 Illustrationen. Softcover ISBN 978-3-662-63066-2 eBook ISBN 978-3-662-63067-9 Über den Autor Das Buch PT-MAGAZIN 5 2022 PT-MAGAZIN 5 2022 Weniger Cloud, mehr Souveränität Vor- und Nachteile von Cloud-Lösungen sorgfältig abwägen Unternehmen setzen zunehmend auf Cloud Computing, um ihre Daten, Anwendungen und Rechenleistung zu organisieren. Mit Cloud-Lösungen wird die IT zu einem Gebrauchsgut wie Wasser oder Strom. Die Vorteile liegen auf der Hand – jedenfalls vermeintlich: So muss, je nach Unternehmensgröße, etwa keine eigene IT-Infrastruktur oder gar IT- Abteilung bereitgehalten werden, weil alle notwendigen Ressourcen von einem Cloud-Anbieter bereitgestellt werden. Das ist bequem, keine Frage. Sinnvoll ist es aber nicht, denn wer zu viel auslagert, der verliert sehr schnell die Kontrolle und die Selbstbestimmung über seine Daten. Insbesondere das Kerngeschäft eines Unternehmens hat deshalb nichts in der Cloud zu suchen. Cloud-Lösungen, ja oder nein? Die Anbieter werden nicht müde, die Vorteile ihrer Dienstleistung zu betonen und sich gleichermaßen nicht nur mit ihrer Technologie, sondern eben auch als genereller IT-Dienstleister zu profilieren. Sie heben vor allem die Skalierbarkeit, u © PIQSELS.COM | ZBHJW - Mitnahmestapler - Schwertransporte - Kranservice - Einbringservice - Maschinenumzüge - Logistiklösungen - Inhouseservice - Lagerung - Logistik, Lagerung und Transport von Schüttgütern Premier-Finalist 2020 w w w . h e i m e r l - b a u . d e Ehrenplakette 2019
18. Jahrgang | Ausgabe 5 | 2022 | I
04 Gesellschaft 64 05 70 70 Was lan
Laden...
Laden...
Laden...
Copyright © 2006-2017 OPS Netzwerk GmbH.
powered by SITEFORUM
Follow Us
Facebook
Google+