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PT-Magazin_5_2016

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Magazin für Wirtschaft und Gesellschaft. Offizielles Informationsmagazin des Wettbewerbs "Großer Preis des Mittelstandes" der Oskar-Patzelt-Stiftung

Wirtschaft

Wirtschaft PT-MAGAZIN 5/2016 48 © K.-U. Hler / Fotolia Das zweite Mal in Folge beurteilen Unternehmen ihre Finanzierungsund Bankensituation schlechter als im Vorjahr. Und dies gilt insbesondere für kleinere Unternehmen. So fasst der Verband „Die KMU-Berater – Bundesverband freier Berater e. V.“ die Ergebnisse seines „KMU-Banken-Barometer 2016“ zusammen. Was bedeutet das für die Sicherung einer dauerhaft ausreichenden Finanzierung für die Unternehmen? Das Banken-Umfeld für den Mittelstand: Kreditzurückhaltung wird zunehmen Die Ergebnisse des KMU-Banken-Barometers 2016 als Selbst-Check für Unternehmen fallen in eine Zeit, in der das Umfeld für die Mittelstandsfinanzierung aus Bankensicht deutlich schwieriger wird. Auch wenn das viele Unternehmen und ihre Verbände und Kammern offenbar noch nicht so richtig wahrnehmen. Ein wesentlicher Hintergrund ist die anhaltende Tiefzinspolitik der EZB. Diese führt dazu, dass die Kreditinstitute immer weniger Zinseinnahmen erzielen. Gleichzeitig sind die Möglichkeiten, den Zinsaufwand für die Einlagen der Kunden weiter zu reduzieren, praktisch ausgeschöpft. Konsequenz: Der Zinsüberschuss der Institute sinkt weiter. Und der Zinsüberschuss macht nach Untersuchungen der Bundesbank ca. 75 Prozent aller Einnahmen aus. Jetzt Finanzierung sichern Hinzu kommt die weiter zunehmende Regulatorik in Folge der Finanzkrise. Diese macht gerade den kleineren Instituten das Leben schwer, weil die Personal- und EDV- Kosten dafür kaum noch zu stemmen sind. Die Folge werden weitere Fusionen sein, sodass die Zahl der potenziellen Kreditgeber auf Bankenseite weiter abnehmen wird. Die in die Wege geleiteten Kostensenkungen der Institute vor allem im Filialbereich und beim Personal werden die geschilderten Negativentwicklungen nur zum Teil kompensieren können. Auch die versuchte weitere Intensivierung des Provisionsgeschäfts wird nicht ausreichen. Was das im eigenen Unternehmen bedeuten würde, kann jeder Unternehmer an seinen fünf Fingern abzählen: Das Betriebsergebnis geht kontinuierlich zurück! Für die Kreditinstitute bedeutet das: Sie werden sich weniger Kreditrisiken leisten können – also noch wählerischer werden müssen. Banken werden wählerischer: Was das für Unternehmen bedeutet Die Anforderungen der Kreditinstitute an ihre Firmenkunden werden steigen: • Aktuellere Informationen: Ein Jahresabschluss im Herbst des Folgejahres entspricht weder den gesetzlichen Anforderungen des HGB noch den künftigen Erwartungen der Banken und Sparkas-

© DiMmEr / Fotolia sen. Und die vereinbarte Übersendung der vierteljährlichen BWA sollte auch nicht erst vier Wochen später erfolgen. • Umfassendere und aussagefähigere Informationen: Die Institute werden vermehrt nachvollziehbare Planzahlen erwarten. Auch die Anforderungen an realistische „vorläufige Ergebnisse“ in den BWAs werden steigen. • Mehr Sicherheiten: Die Institute werden versuchen, ihre „Blankoanteile“ (Kreditvolumen abzüglich der Sicherheiten in der Bewertung der Bank) klein zu halten oder bestehende zu reduzieren. Also werden sie mehr und vor allem werthaltige Sicherheiten verlangen. • Die Zinssätze für Kredite werden möglichst hoch vereinbart und hoch gehalten. • Der Verkaufsdruck auf die Bankbetreuer im Provisionsgeschäft (z. B. Versicherungen) wird anhalten. Finanzierungs-Mix: Weitere und neue Möglichkeiten nutzen Neben den Kreditinstituten nutzen viele Unternehmen noch nicht in vollem Umfang die weiteren Finanzierungsmöglichkeiten im Markt. Klassiker sind dabei Leasing und mittlerweile auch Factoring. Aber auch die öffentlichen Förderkredite bis hin zu den Bürgschaftsbanken der Länder stehen vielfach nicht bewusst im Fokus. Hinzu kommen Eigenkapitalinstrumente vielfältiger Art und die weiter zunehmenden neuen Angebote im Internet. Von Crowd-Financing wie zum Beispiel fundingcircle.de bis zu Vermittlungsportalen wie zum Beispiel compeon.de. Auch wenn die Internetangebote noch keine Hausbank ersetzen können, als Ergänzungen im Finanzierungs-Mix sollten Unternehmen sie mit einbeziehen. KMU-Banken-Barometer 2016: Für die Unternehmen gibt es viel zu tun Die Bewertungen der Unternehmen zu den zwölf Aussagen des KMU-Banken- Barometers 2016 wurden in vier Bewertungsgruppen eingeteilt. Das Ergebnis ist ernüchternd: Ein Drittel der Unternehmen hat hohen Handlungsbedarf zur Verbesserung ihrer Finanzierungsund Banken-Situation. Weitere 40 Prozent haben deutlichen Handlungsbedarf! Was zu tun ist, beschreiben die KMU-Berater in der Darstellung zu den zwölf Aussagen. Alle Details finden Sie im Internet unter www.banken-barometer-2016.kmu-berater.de. Finanzierung sichern: Finanzierungsstrategie erarbeiten und umsetzen Die Situationsbeschreibung zeigt: Unternehmen sollten bei der Sicherung der Finanzierung jetzt und für die kommenden Jahre systematisch vorgehen. Da viele Unternehmen erfolgreiche Jahre hinter sich haben, sind die bilanziellen Voraussetzungen in Eigenkapital und Ertragskraft derzeit oftmals günstig. Das wirkt sich bei den Kreditgebern in guten Ratingnoten aus. Eine wichtige Voraussetzung, um mit Verhandlungsmacht in Kreditgespräche zu gehen. Daher sollten Unternehmen jetzt … • ihren Finanzierungsbedarf für die kommenden zwei bis drei Jahre abschätzen – sowohl bei Investitionen wie in der Finanzierung von Forderungen und Beständen (Kontokorrentkredit), • ihre derzeitige Finanzierungssituation nüchtern analysieren und in einem „Banken- und Sicherheiten- Spiegel“ übersichtlich darstellen, • dabei eventuell im Laufe der Jahre entstandene Abhängigkeiten von einzelnen Finanzierungspartnern kritisch prüfen, • ein „Wunsch-Konzept“ für die Finanzierungsstruktur in drei Jahren erarbeiten mit Schwerpunkt auf — das Stärken der eigenen Verhandlungsmachtposition — das Vorhandensein von mindestens zwei kreditgebenden Hausbankverbindungen — das Nutzen weiterer Finanzierungsanbieter — die eigene Sicherheiten-Strategie • und auf dieser Basis einen kurz- wie mittelfristigen Aktivitäten-Plan erstellen und diesen konsequent schrittweise umsetzen. ó Über den Autor Carl-Dietrich Sander besitzt 20 Jahre Bankerfahrung im Firmenkundengeschäft und war zuletzt neun Jahre Vorstandsmitglied der Volksbank. Er ist seit 1998 freiberuflicher Unternehmer-Berater, Trainer und Fachautor. Weitere Informationen finden Sie unter: www.cd-sander.de Wirtschaft PT-MAGAZIN 5/2016 49

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