42 Wirtschaft © Katharina Francis Erfolgreiche Unternehmensnachfolge in Familienunternehmen – den Generationswechsel erfolgreich meistern Ein Gespräch mit Herrn Josef Chr. Kainz, Direktor in der Raiffeisenlandesbank Oberösterreich AG, einem anerkannten Finanzierungsexperten für den deutschen Mittelstand, über die frühzeitige Nachfolgeregelung in Unternehmen und den damit verbundenen Herausforderungen in Corona-Zeiten. Familienunternehmen haben großartige Stärken: sie denken in Generationen, nicht in Quartalen oder gar in Monaten. Familienunternehmen schaffen Werte, sind nachhaltig orientiert und vermitteln damit Sicherheit an treue Kunden, Lieferanten und engagierte Mitarbeiter. Familienunternehmen sollten deshalb die Unternehmensnachfolge frühzeitig angehen. OPS: Viele Familienunternehmen leiden unter einer unzureichend geplanten Nachfolge. Welche Herausforderungen sehen Sie dabei allgemein? Kainz: Jedes Familienunternehmen ist einzigartig und der Generationswechsel kann – je nach Größe und Eigentümerstruktur – zu einer sehr komplexen und langwierigen Aufgabe werden. Schließlich geht es um Emotionen, denn oft können die Senioren nicht loslassen und wollen damit auch zeigen, dass sie unverzichtbar sind. Es geht häufig um ihr Lebenswerk. Kann das Unternehmen von den Kindern oder soll es ggf. von einem Fremdmanager weitergeführt werden? Was ist, wenn die Kinder nicht die entsprechenden Qualifikationen mitbringen oder gar kein Interesse für den Betrieb zeigen? Ein gewisses Maß an Konflikten zuzulassen ist dabei sogar hilfreich und effizient. OPS: Welche Fähigkeiten zeichnen denn einen idealen Nachfolger aus? Kainz: Wer ein Unternehmen übernimmt tritt in die Fußstapfen des Vorgängers. Es gilt somit vom ersten Tag an Konflikten vorzubeugen und Spannungen abzubauen, die durch mangelndes Vertrauen, Zweifel an der Eignung oder ganz einfach Angst vor Veränderungen entstehen können. Vertrauensbildende Maßnahmen können nur überzeugen, wenn ein hohes Selbstwertgefühl vorhanden ist und der Nachfolger auch mit sich selbst im Reinen ist. Die Voraussetzungen sind somit schnell zusammengefasst: der Nachfolger sollte Sinn für die unternehmerischen Prozesse haben, glaubwürdig und kommunikationsstark sein, die Fähigkeit besitzen zu motivieren und über Führungserfahrung verfügen. OPS: Gibt es den idealen Zeitplan für eine erfolgreiche Unternehmensnachfolge? Kainz: Im Idealfall lässt sich der Stabswechsel zeitlich planen. Die beiden Prinzipien „je später die Übergabe, desto schwieriger“ und „Vorbereitung ist alles“ geben dabei schon mal eine gute Orientierung. Häufig wird allerdings der Zeithorizont unterschätzt und die Unternehmensnachfolge viel zu spät angegangen. Für den gesamten Prozess einer erfolgreichen Übergabe ist von mindestens drei bis fünf Jahren auszugehen, so dass sich Inhaber spätestens mit Anfang 50 konkret Gedanken machen sollten, wie es mit ihrem Unternehmen weitergehen soll. OPS: Wie herausfordernd ist eine Unternehmensübergabe in Corona-Zeiten? Kainz: Sicherlich gibt es auch einige Gewinner in der Krise, aber es gibt auch Branchen, wie z.B. die Bauwirtschaft, die völlig unbeeindruckt funktionieren. Dennoch kann es aktuell tatsächlich zu Problemen bei der Übergabe oder einem Unternehmensverkauf kommen. Speziell denke ich dabei an die Branchen Hotelund Gastgewerbe und Tourismus oder auch Einzelhandel. Wir befinden uns derzeit im dritten Lockdown und es ist leider nicht absehbar, wann die erhoffte Erholung einsetzen wird und ob das Vor-Krisen-Niveau ansatzweise oder überhaupt wieder erreicht werden wird. PT-MAGAZIN 3 2021
43 PT-MAGAZIN 3 2021 Unbestritten ist, dass es aufgrund der veränderten Risikosituation zu weniger Firmenübergaben kommt. Potenzielle Käufer nehmen auch bei noch gut funktionierenden Geschäftsmodellen Abstand, weil die Aussichten zu vage sind oder die Kaufpreisermittlung und -gestaltung zwischen Verkäufer und Käufer differiert. Auffallend ist, dass viele Kaufinteressenten aufgrund der Corona-Krise ein deutlich höheres Engagement des Verkäufers durch Verkäufer-Darlehen und Earn-Out- Vereinbarung wünschen. OPS: Sollte man mit der Unternehmensübergabe ggf. abwarten bis die mittelfristigen Auswirkungen der Corona-Krise besser abzuschätzen sind? Kainz: Nein, ganz im Gegenteil. Die Unternehmensnachfolge auch in herausfordernden Zeiten zu regeln ist zwar nicht einfacher geworden, bietet aber auch Chancen für beide Seiten. Bei einem Generationswechsel werden verstärkt die Zukunftsthemen wie Digitalisierung und neue Technologien vorangetrieben und bringen somit neue Impulse und Ideen ins Unternehmen. Viele strategische Investoren, Finanzinvestoren und auch Family- Offices sind, zwecks Optimierung ihres Portfolios, ebenfalls auf der Suche nach wieder fairen Einstiegsgelegenheiten. Ein Hinauszögern der Nachfolgelösung auf die Zeit nach Corona halte ich daher eher für unachtsam, denn niemand kann aktuell die weitere Entwicklung abschätzen und bekanntlich ist Stillstand im Unternehmen niemals ein guter Ratgeber. OPS: „Ratgeber“ ist ein gutes Stichwort. Welchen Mehrwert bietet denn die Raiffeisenlandesbank OÖ ihren Kunden bei der Finanzierung und Förderung rund um die Unternehmensnachfolge? Kainz: Unsere Kundenbetreuer arbeiten „Hand in Hand“ mit unseren Spezialisten für Strukturierte Finanzierungen zusammen, um den passgenauen Mix an Finanzierungs- und Förderinstrumenten zu konzipieren. Wir unterstützen unsere Kunden persönlich bei Planung und Umsetzung der Nachfolge - angefangen von der Beratung bis hin zu individuellen Finanzdienstleistungen. Zudem bieten wir unseren Kunden auch ein einzigartiges Nachfolgecoaching an. Im Rahmen eines kostenlosen Service stellen wir den Unternehmen einen neutralen, externen Coach zur Verfügung und begleiten somit die Unternehmerfamilie bei der Entwicklung ihrer individuellen Nachfolgelösung. Dieses Nachfolgecoaching ist streng vertraulich, auch gegenüber unseren Kundenbetreuern in unserem Hause. OPS: Herr Direktor Kainz, ich danke Ihnen für unseren fachlichen Austausch und den wertvollen Input. ó
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