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PT-Magazin 06 2020

Offizielles Magazin der Oskar-Patzelt-Stiftung. Titelthema: Ausgezeichnet.

80 Lifestyle | Auto ©

80 Lifestyle | Auto © Wilhelm-Rafael Garth Laut Alfred Brehms Tierleben ist der Jaguar (Leopardus Onza) das gefürchtetste aller Raubtiere der neuen Welt. Der Name Jaguar stammt aus der Sprache der Guaraner, welche das Tier „Jaguarette“, zu deutsch „Körper des Hundes“ nennen. Bei den Spaniern heißt er Tiger, bei den Portugiesen Onze. Unter diesem Namen wird er auch oft von den Weltreisenden wie Humboldt erwähnt. Die Versuche, den Jaguar zu domestizieren, misslangen bisher. Lediglich die Polizei macht noch Jagd auf ihn bis in die Heutzeit. Es werden Fallen wie plötzliche Geschwindigkeitsbegrenzungsschilder und Radargeräte aufgestellt, selbst mit Lasern versucht man ihn zu fangen. Vergeblich. Zu schnell, zu schlau, zu geschmeidig. Die Polizei kriegt ihn nicht zu fassen, Rechtsschutzanwälte sind deshalb Tierschützer, vor allem der seltenen Spezies Jaguar F-Type (Leopardus Monza – wie die gleichnamige Rennstrecke). Seit 2013 ziert der Jaguar F-Type das Straßenbild in Anlehnung an den legendären Ahnen E-Type. Alle 3 Jahre Facelift, alle 7 Jahre neues Modell, diese heutzutage schon fast archaisch wirkenden Modellrhythmen führender Automobilhersteller hat sich Jaguar nur zum Teil angenommen, auf das Facelift verzichtet und nun nach 7 Jahren endlich das neue 2020er Modell des Jaguar F-Type präsentiert. Sein Brüllen ist schaudernd schön Wie eine wunderschöne, atemberaubende und gleichzeitig gefährliche Hornisse zieht das von uns getestete Coupe R in Sorrento Gelb alle Blicke auf sich. Wer nicht schaut, dreht spätestens den Kopf, wenn wir den Startbutton drücken. Wildes Fauchen, Brüllen und Wüten. Die 5 Liter große Raubkatze mit ihren 8 Zylindern und 575 PS offeriert dem Automobilfan Leidenschaft, dem Neider die Zornesröte. Natürlich verfügt das neue Modell nach den Beschwerden aller braven Spießer nun auch über einen Leise-Start- Modus. Diesen haben wir aber bewusst nicht getestet, denn genau da zielt der Leopardus Monza, der Jaguar F-Type PT-MAGAZIN 6 2020

F-Type hin. Preislich spielt er in der Porsche-Liga, aber vom Wesen her ist er viel animalischer, wilder und ungezügelter. Sportwagen mit Ur-Temperament Wir fahren hier keinen technisch hoch filigranen Rundenzeitperfektionisten sondern ein garstiges, beeindruckendes und ungestümes Musclecar-Phänomen. So viel Temperament aus dem Land der vornehmen Zurückhaltung ist so ein herrlicher Kontrast, dass der sportwagentypisch enge Innenraum für das Grinsen des Fahrers kaum genügend Platz bietet. Und da zeigen sich auch schon die Kompromisse, die man eben beim waschechten Sportwagen eingehen muss. Die Sicht ist aufgrund der erotisch aufregenden flachen Silhouette aus dem Cockpit eingeschränkt, oft geht der Blick zur Ampel nur über das Glaspanoramadach. Auch Aussteigen ist von kurz überm Asphalt nur selten elegant möglich, aber wer will schon aussteigen, wenn der Motor jederzeit bereit ist, per Urknall-Schaltvorgang ein neues Universum zu erschaffen und uns dann mit interstellarer Geschwindigkeit in den Sitz zu pressen. Eben diese erwiesen sich auch nach langer Fahrt als bequem, so dass der Jaguar sich sogar ein GT-Emblem verdient hätte. Auch der Kofferraum bietet Platz für 2 Koffer und die allgemeine Ausstattung unterstreicht den Luxusanspruch, feinstes Leder, Alcantara und das aus den Luxusmodellen der Marke bekannte Infotainment runden Haptik und Wohnlichkeit des Raubtiers ab. Für einen täglichen Ritt zum Supermarkt oder ins Büro mag der Wagen etwas überbordend sein, mit Front- und Heckdiffusor, 4 Endrohren, ausfahrbarem Spoiler und einem generellen Design, was der Teenager als puren Sex beschreiben würde. Für eine Zeit, in der es aber nur noch wenige solcher Wagnisse und Freuden in der Mobilitätswende gibt, ist ein solches Zeichen, wie es der neue Jaguar F-Type Coupé R setzt, genau richtig. ó 81 Wilhelm-Rafael Garth & Prof. Arnd Joachim Garth PT-MAGAZIN 6 2020 © Wilhelm-Rafael Garth © Wilhelm-Rafael Garth © Wilhelm-Rafael Garth

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