PT-MAGAZIN 6/2018 Wirtschaft 52 Als 62-jährigen ergab sich für Goethe schliesslich eine hauptberufliche Beziehung zur exakten Wissenschaft vom Universum. 1811 beschloss Herzog Carl August in Jena eine Sternwarte zu bauen. Das Observatorium wurde nicht der Universität angegliedert, sondern unterstand als „Herzogliche Sternwarte zu Jena“ den Anstalten für Wissenschaft und Kunst und damit dem Verantwortungsbereich von Goethe. Auch in der Theorie muss Goethe auf der Höhe gewesen sein. Seine Tagebuch- und Leiheinträge der Weimarer Bibliothek zwischen 1798 und 1831 beweisen sein breites Studium der astronomischen Literatur. Von 1805 ab bis etwa 1820 hielt Goethe am Mittwochvormittag im Wohnhaus am Frauenplan vor ausgesuchten Hörern physikalische Vorträge. Astronomische Themen wie Sonne, Planeten, Ringe des Saturn oder Kometen, behandelte er hierbei ab 1807 in den „Geognostischen Vorlesungen“. Zu Goethes Sternstunden zählten Sonnen- und Mondfinsternisse, die er regelmässig als aktiver Beobacher verfolgte. Über jeden neu entdeckten Kometen liess er sich berichten und nutzte möglichst jede klare Nacht, um den Schweifstern selbst zu observieren. Aber am 7.September 1820 war in Thüringen eine ringförmige Sonnenfinsternis zu bewundern. Hierbei reicht der Monddurchmesser gerade nicht aus, um die Sonne ganz zu verfinstern, so dass von der Sonne zur Finsternismitte ein dünner Ring übrigbleibt. Allerdings bleibt es um Grössenordnungen zu hell, damit der lichtschwache Strahlenkranz der Korona hervortritt. Das Sichtbarkeitsgebiet erstreckte sich über die grössten Teile von Deutschland, Österreich und Italien. Weimar und Jena lagen knapp innerhalb, am östlichen Rand des Finsterniskorridors. Goethe beobachtete die Eclipse zusammen mit dem Herzog im Garten der Prinzessinnen in Jena. „Hinaus in den Garten. Draussen gespeist. Die Sonnenfinsternis trat ein und konnte gut beobachtet werden“. „Wir hatten bedeutende Instrumente in den Garten der Prinzessinnen gebracht, als wir durch höchste Ankunft überrascht wurden (Besuch des Herzogs). Da war nun der Mond so artig, während der Mittagstafel einzutreten und bei völlig klarem Himmel der vollkommene Ring zum Nachtisch zu erscheinen“. Als der Mond seinen Rückzug von der Sonnenscheibe begann, fuhr Goethes Beobachtergruppe auf die Jenaer Sternwarte, wo gegen Abend der Austritt des Mondes „auch ganz unbewölkt beobachtet wurde“. Im nahen Weimar hatte man weniger Glück. Dort konnte nur der Einund Austritt des Mondes einigermassen gesehen werden. Die zentrale, ringförmige Phase versteckte sich hinter dicken Wolken. Am 29.3. desselben Jahres 1820 verzeichnet Goethes Tagebuch bereits eine „Sichtbare Mondfinsternis“. Auch im hohen Alter hatte Goethe das Interesse an den Sternen nicht verloren. Im Eintrag ab dem 15. Juni 1828 findet sich bei Eckermann: „Ich verlebe hier“ (gemeint ist Dornburg bei Jena), sagte Goethe, „so gute Tage wie Nächte. Oft vor Tagesanbruch bin ich wach und liege im offenen Fenster, um mich an der Pracht der jetzt zusammenstehenden drei Planeten zu weiden und an dem wachsenden Glanz der Morgenröte zu erquicken“. (Es ist davon auszugehen, dass Goethe seine Beobachtungen um den 11/12 August 1828 herum gemacht hat, als die Planeten Merkur, Venus und Saturn alle im Sternbild Krebs beieinander standen). Ein gutes Jahr vor seinem Tod begann sich Goethe auf die für 1834 vorhergesagte Wiederkehr des Kometen Halley vorzubereiten. Er war zuletzt 1758 erschienen, als er ein neunjähriges Kind war. Goethe wies am 12.Februar 1831 den Sternwartenleiter Schrön an: „…so ich auch von dem Irrstern, welcher in den nächsten Jahren erwartet wird in Kenntnis zu sein wünsche…“. Im Februar 1832 sagte er zu Kanzler v. Müller: „Im Jahre 1834 kommt der grosse Komet; schon habe ich an Schrön geschrieben... damit er wohl vorbereitet und würdig empfangen werde“. Nur einer Auswahl von Erdenbürgern ist es vergönnt, den Hallyschen Kometen, der etwa alle 76 Jahre am Himmel erscheint, zweimal zu erleben. Auch Goethe gehörte nicht zu ihnen. Nur drei Jahre nach seinem Tod, im Jahr 1835, zog der berühmteste aller Kometen über das Firmament. Die Wissenschaft von den Sternen genoss bei dem berühmtesten deutschen Dichter, nach allem was wir wissen, größte Hochschätzung. Er stellte fest: „Die Astronomie... ist mir deswegen so wert, weil sie die einzige aller Wissenschaften ist, die auf allgemein anerkannten, unbestreitbaren Basen ruht, mithin mit voller Sicherheit immer weiter durch die Unendlichkeit fortschreitet. Getrennt durch Länder und Meere teilen die Astronomen, diese geselligsten aller Einsiedler, sich ihre Elemente mit und können darauf wie auf Felsen fortbauen“. ó Tieferen Aufschluss über Goethes Verhältnis zur Astronomie, geben seine Verse: Ach nein, erwerben kann ichs nicht, Es steht mir gar zu fern, Es weilt so hoch, es blinkt so schön, Wie droben jener Stern Die Sterne, die begehrt man nicht, Man freut sich Ihrer Pracht, Und mit Entzücken blickt man auf In jeder heitern Nacht Goethe als Naturforscher Dass Goethe heute als bedeutender Naturwissenschaftler und Wissenschaftstheoretiker nicht übermäßig hochgehalten wird, liegt möglicherweise an seinem ganzheitlichen Ansatz, der dem heutigen Zeitgeist zuwiderläuft. Goethe war der Antityp zum heute gefragten angepassten Fachidioten, der „fast alles über nichts weiss“. Über den Autor Christian Wolter ist Ingenieur und verfasst u.a. Artikel mit Schwerpunkt Wissenschaftsjournalismus aber auch zum Thema Reisen.
14. Jahrgang | Ausgabe 6 | 2018 | I
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