Aufrufe
vor 9 Jahren

P.T. MAGAZIN 04/2014

  • Text
  • Unternehmen
  • Magazin
  • Menschen
  • Deutschland
  • Wirtschaft
  • Unternehmer
  • Zeit
  • Geld
  • Mitarbeiter
  • Deutschen
Magazin für Wirtschaft und Gesellschaft. Offizielles Informationsmagazin des Wettbewerbs "Großer Preis des Mittelstandes" der Oskar-Patzelt-Stiftung

Ein Schwergewicht wird

Ein Schwergewicht wird flügge Unter den elf Metropolregionen Deutschlands ist der Ballungsraum an Rhein und Ruhr mit knapp 10 Millionen Einwohnern nicht nur die bevölkerungsreichste, sondern auch diejenige, die ihr Gesicht im Laufe der Zeit am meisten verändert hat. Spezial | Regional 66 Suchte man im 20. Jahrhundert nach einem Begriff, der die Strahlkraft der deutschen Wirtschaft, hohe Beschäftigungsquoten, ein selbstbewusstes Arbeitermilieu, Ingenieurkunst und die Ruß- und Schweiß-Mentalität eines „Wir packen das“ auf den Punkt bringen sollte: es war „das Ruhrgebiet“. Dieses Ruhrgebiet ist keine offizielle Verwaltungsbezeichnung, sondern ein aus mehreren Großstädten zusammengewachsener Moloch (städteplanerisch „Agglomeration“ genannt), der von den Ansiedlungen am mittleren Niederrhein westwärts nahtlos in den Rhein-Ruhr- Raum und nach Süden in die Rheinschiene übergeht. Stahl und Kohle, Schwerindustrie und Bergbau prägten für über anderthalb Jahrhunderte Landschaft, Menschen und Wirtschaftsstrukturen, die sich seit Beginn der Kohlekrise im Jahre 1957 in einem Wandlungsprozess befinden. Der ist nicht immer einfach. Denn Westfalenstadion Dortmund (Foto: Fanthomas (2) / flickr.com / CC BY- NC-SA 2.0) Zeche Zollverein Essen aus dem Malocher-Klischee wächst nicht von heute auf morgen Silicon Valley, aus Kohlekumpels macht man nicht einfach so Tourismusfachwirte. Doch mit einigem Aufwand hat man die Region strukturell fit für das 21. Jahrhundert gemacht: Das Ruhrgebiet selbst hat sich als „Metropole Ruhr" neu definiert. Mit dem Regionalverband Ruhr (RVR) wurden 2004 für das Ruhrgebiet neue Strukturen und Zuständigkeiten geschaffen. Der RVR wirkt auf landesgesetzlicher Grundlage in den Bereichen Planung, Freiraumsicherung, Öffentlichkeitsarbeit und Wirtschaftsförderung sowie durch Trägerschaften, etwa für die Route der Industriekultur oder den Emscher Landschaftspark als Impulsgeber der Metropole Ruhr. Stellvertretend für die 53 Städte des Regionalverbandes Ruhr hatte Essen den Ausscheid zur Kulturhauptstadt Europas 2010 für sich entschieden. Zum ersten Mal wurde so eine ganze Region zur Kulturhauptstadt, die unter dem Motto „Wandel durch Kultur – Kultur durch Wandel“ im Schatten stillgelegter Zechen und renaturierter Flusslandschaften den strukturellen Umbruch nach außen trug. Doch jenseits von Kultur und Tourismus ist es im Ruhrgebiet wie andernorts in Deutschland auch: Was das regionale Gefüge zusammenhält und ernährt, ist der unternehmerische Mittelstand. Das lässt sich bereits an den Zahlen ablesen: In NRW arbeiten 70% aller Beschäftigten in KMUs und erwirtschaften dort 40% des gesamten Umsatzes. Der Anteil des Mittelstandes an allen Unternehmen in NRW beträgt 99,6 %. Dennoch konnte sich der Mittelstand aufgrund der jahrzehntelangen Montanprägung nur vergleichsweise schwach entwickeln und monostrukturell ausrichten, vornehmlich als Zulieferer von großen Bergbau- und Stahlunternehmen. Doch in jüngerer Vergangenheit hat sich eine Innovationskultur etabliert; Rhein-Herne-Kanal bei Oberhausen (Foto: Thomas Wolf, www.foto-tw.de / Wikimedia Commons / CC BY-SA 3.0 DE) (Foto: ka stn / Wikimedia Commons (CC BY-SA 3.0 DE)) R Duisburg Innenhafen (Foto: AlterVista / Wikimedia Commons / CC BY-SA 3.0)

Zwischen Zechen, Forschungszenten, einzigartigen Natur- bzw. Kulturräumen und, natürlich, Fußballstadien gehört die mittelständische Wirtschaft zu den tragenden Säulen beim Übergang der Region in die „Postmontan"-Zeit. starke und flexible klassische Bereiche wie der Maschinenbau und moderne wie etwa die Medienwirtschaft relativieren das Bild der kleinteilig und lokal geprägten Wirtschaftslandschaft. Mehr und mehr wurden und werden junge Märkte besetzt oder erfolgreich ausgebaut – man führe sich nur noch einmal die Preisträger des Großen Preis des Mittelstandes 2013 vor Augen: Mit den Bereichen Event- und Präsentationstechnik (Lang AG), Medien (Laudert GmbH) und Kommunikation (Meavision) waren drei der vier (die NORRES Schlauchtechnik GmbH war ebenfalls Preisträger) ausgezeichneten Unternehmen in jungen Branchen erfolgreich. Sie können als Gegenbeweis zu dem oft kolportierten „Mangel an Anpassungsfähigkeit und Flexibilität“ und „Einzelkämpfertum“ gelten. Es sind Betriebe wie diese, die den – trotz aller positiven Tendenzen – real existenten Herausforderungen wie Überalterung, Bevölkerungsverlusten, Kaufkraftschwund und Typisches Büdchen (Foto: Raimond Spekking / Wikimedia Commons / CC BY-SA-3.0) (Foto: Daniel Ullrich / flickr.com / CC BY-SA 2.0) Landschaftspark Duisburg zunehmenden Teilen sozial schwacher Bevölkerungsgruppen trotzen. Vor diesem Hintergrund ist es nur konsequent, dass Landesregierung und kommunale Wirtschaftsförderung zahlreiche Förderungsinitiativen sowohl auf kleine und mittelgroße Unternehmen als auch auf Unternehmensneugründungen ausgerichtet haben. Hierzu gehören die Einrichtung von Technologie- und Gründerzentren und die Stärkung des Technologietransfers durch Transferstellen (z.B. ZENIT in Mülheim an der Ruhr). Die Metropole Ruhr hat seit dem 1. Januar 2007 mit der Wirtschaftsförderung metropoleruhr GmbH (wmr) erstmals eine regionale Wirtschaftsförderungsgesellschaft. Für die gesamte Region ist sie gemeinsam mit den kommunalen Wirtschaftsförderern zentraler Dienstleister und Ansprechpartner für alle wirtschaftsrelevanten Fragen. n Jörg Petzold Typische Currywurst (Foto: Tobias Arnst / PD) (Foto: thevince / Wikimedia Commons / CC BY-NC-ND 2.0) Zeche Zweckel Gladbeck Kokerei Zollverein Essen (Foto: wwwuppertal / flickr.com / CC BY-NC 2.0) (Foto: Guy Gorek / flickr.com (CC BY 2.0) (Foto: Felix Montino / flickr.com / CC BY 2.0)

Jahrgänge