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P.T. MAGAZIN 03/2013

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Magazin für Wirtschaft und Gesellschaft. Offizielles Informationsmagazin des Wettbewerbs "Großer Preis des Mittelstandes" der Oskar-Patzelt-Stiftung

Selbstverliebter

Selbstverliebter Fortschritt Narzissten investieren mehr in Innovationen Wirtschaft (Foto david_terrar/Flickr.com) Léo Apotheker, ehemaliger CEO des Unternehmens Hewlett-Packard, gilt als sehr selbstbewusst. In seiner Funktion bei HP versuchte er, das Touchpad mit dem Betriebssystem webOS zu etablieren. Personal Computer, Online-News, E-Books, und Low-Cost-Airlines: Dies sind nur einige Beispiele für bahnbrechende – so genannte „diskontinuierliche“ – Innovationen, die zu ihrer Zeit dem bestehenden Geschäftsverständnis grundsätzlich zu widersprechen schienen und damit ganze Märkte durcheinander wirbelten. Wovon aber hängt es ab, ob ein etabliertes Unternehmen sich auf eine diskontinuierliche Technologie einlässt oder nicht? In einer Studie untersuchten Wolf-Christian Gerstner und Andreas König (beide FAU Erlangen-Nürnberg) sowie Albrecht Enders (IMD, Lausanne) und Donald C. Hambrick (Pennsylvania State University) mögliche Faktoren. Das Ergebnis: Mehr als bislang angenommen hängt die Entscheidung für oder gegen Investitionen in eine diskontinuierliche Technologie von der Persönlichkeit des Vorstandschefs und seinem Ego ab. Messgrößen des Narzissmus Eine Erkenntnis, die so manche Unternehmensentscheidung auch in der Retrospektive in einem anderen Licht erscheinen lässt. „Wir konnten feststellen, dass die Wahrscheinlichkeit, dass ein Unternehmen in diskontinuierliche Technologien investiert, umso höher ist, je narzisstischer der jeweilige CEO ist“, sagt Andreas König. „Die Pharmaunternehmen, die von besonders selbstverliebten CEOs geleitet wurden, haben mehr als doppelt so häufig Biotech-Initiativen im Rahmen von Akquisitionen, Allianzen oder internen Forschungsprojekten durchgeführt als die Unternehmen, die von weniger narzisstischen CEO’ geführt wurden.“ Fünf zentrale Charakteristika schreiben die Wissenschaftler Narzissten zu: • ein übersteigertes Selbstbewusstsein, welches jedoch • immer wieder durch Aufmerksamkeit bestätigt werden muss, • ein starkes Streben nach Dominanz, • mangelnder Wille, die Gefühle anderer in eigene Entscheidungen zu integrieren und • eine gewisse Rastlosigkeit und Ungeduld. Bereits in früheren Forschungen war Co-Autor Donald Hambrick dem Thema Narzissmus unter CEOs auf den Grund gegangen. Dabei war eine der Herausforderungen, Messgrößen für Narzissmus bei CEOs zu entwickeln: Da eine Erhebung über Fragebögen hier nicht erfolgversprechend war, galt es, ein Evaluationsmodell zu entwickeln, das sich auf Indikatoren stützt – etwa die Prominenz des Fotos eines CEO im Geschäftsbericht oder die relative Häufigkeit von Nennungen seines Namens in den Pressemitteilungen des jeweiligen Unternehmens. Dabei ließ sich eine hohe Konsistenz innerhalb der Betrachtung einer einzigen Person feststellen, während das Ergebnis im Vergleich mit dem Vorgänger oder Nachfolger des jeweiligen CEO deutlich abwich. Mehr Aufmerksamkeit für neue Technologien „Narzissmus ist eine außerordentlich interessante, weil ambivalente Persönlichkeitseigenschaft“, erläutert Wolf- Christian Gerstner. Gemeinsam mit Andreas König, Albrecht Enders und Donald Hambrick hat er die These entwickelt, erhöhter Narzissmus bei CEOs führe dazu, dass die von ihnen geleiteten Unternehmen neue Technologien eher adoptieren. „Narzissten glauben, solche Innovationen beherrschen zu können, während andere CEOs vor dem zu großen Risiko eher zurückschrecken“, so Gerstner. Zugleich gingen die Forscher davon aus, dass Technologien, denen eine bahnbrechende Wirkung zugeschrieben wird, viel größere Aufmerksamkeit von Seiten der Öffentlichkeit erfahren. Ein CEO kann also damit rechnen, dass er mehr Aufmerksamkeit erhält, wenn er in diskontinuierliche Technologien investiert, als wenn er denselben Pfaden folgt, die das Unternehmen schon immer ging. Auch dies fanden die Forscher bestätigt. Ein weiterer zentraler Beitrag der Studie baut genau auf diesem Effekt auf. „Im Laufe unserer Studie haben wir beobachtet, wie sehr etwa die öffentliche Aufmerksamkeit für Biotechnologie – wie sie sich in den Medien widerspiegelt – über die Zeit schwankte“, berichtet Albrecht Enders. „Bei ihrem Aufkommen wurde die Technologie zunächst nicht besonders beachtet. Dann gab es Phasen großer, auf- und abschwellender öffentlicher Debatten, sowohl über die Chancen der Biotechnologie als auch über ihre wirtschaftlichen, medizinischen und sozialen Risiken. Heutzutage ist die Biotechnologie weitgehend aus der Diskussion verschwunden.“ Das Gespür für Scheinwerferlicht Die Autoren untersuchten darauf hin, ob narzisstische CEOs vor allem in Phasen großer öffentlicher Aufmerksamkeit die Initiative ergreifen – mit eindeutigem Ergebnis: „Narzisstische CEOs haben augenscheinlich ein großes Gespür für Scheinwerferlicht. Wenn die Chance dafür besonders hoch ist, dann investieren narzisstische CEOs mit einer noch höheren Wahrscheinlichkeit in solche Diskontinuitäten als ohnehin schon“, beschreibt Andreas König eines der Kernergebnisse der Studie. „Der Einfluss der Öffentlichkeit auf unternehmerische Innovation – und insbesondere radikale Innovation: Das ist sicher eine der wichtigsten Erkenntnisse, die unsere Studie in die Organisationsforschung trägt. Wenn wir die Öffentlichkeit und ihre enorme Auswirkung auf unternehmerisches Handeln besser verstehen lernen, werden wir auch den wirtschaftlichen Erfolg bestimmter Technologien besser verstehen und vorhersagen können.“ Nicht besser oder schlechter Besonders wichtig ist den Autoren zudem, dass ihre Studie ein nuancierteres Bild narzisstischer Führungskräfte zeichnet. „Narzissten sind nicht bessere oder schlechtere CEOs“, so Wolf-Christian Gerstner: „Aber sie sind möglicherweise besser als ihr Ruf.“ Die entscheidende Herausforderung für die unternehmerische Praxis werde nun, so die Autoren, darin liegen, die negativen Facetten von Narzissten – wie zum Beispiel ihre mangelnde Kritikfähigkeit und Empathie – so gut wie möglich zu kontrollieren, um die positiven Seiten langfristig nutzen zu können. n Maßanzüge für Ihre Produkte Wellpappenwerk Lucka Großer Preis des MITTELSTANDES Oskar-Patzelt-Stiftung High-Quality-Post-Print Endloswellpappe Wellpappcontainer Aufrichteschachtel Faltkisten Umzugskisten Wellpapprollen Steigen Lernen Sie uns kennen... www.wellpappenwerk-lucka.de 3/2013 P.T. MAGAZIN 29 Wellpappenwerk Lucka KG | Bahnhofstraße 36 | 04613 Lucka | Telefon (034492) 30-0 | Fax (034492) 30-160 | E-Mail: info@wellpappenwerk-lucka.de

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