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P.T. MAGAZIN 03/2012

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Magazin für Wirtschaft und Gesellschaft. Offizielles Informationsmagazin des Wettbewerbs "Großer Preis des Mittelstandes" der Oskar-Patzelt-Stiftung

Beschäftigung und

Beschäftigung und Verantwortung Es geht nicht nur um Fach- und Führungskräfte, es kommt auf jeden an Wirtschaft Unabhängig von der Herkunft muss jedem Kind in Deutschland die bestmögliche Ausbildung ermöglicht werden (Foto: Gerd Altmann/pixelio.de) Die Hüffermann Transportsysteme ist als Nutzfahrzeughersteller seit vielen Jahren Marktführer im Segment Anhängerbau für Wechselbehältersysteme. Mit der Lage des Unternehmens im brandenburgischen Neustadt/Dosse kommt der demografischen Entwicklung und damit der Entwicklung des Bestandes an gut qualifizierten Arbeitskräften eine ganz besondere Bedeutung zu. Bei der unternehmerischen Konsequenz zum Thema Demografie geht es immer um die Zukunftsfähigkeit des Unternehmens. Wettbewerbsfähigkeit und Beschäftigungsfähigkeit müssen gesichert werden. Es ist also mit der sich verändernden Belegschaftsstruktur ein Arbeitsumfeld zu schaffen, das es ermöglicht, sich den verändernden Parametern des Marktes und damit der Nachfrage zu stellen. Weniger Know-How-Träger In der Konzentration dieser Thematik auf die Beschäftigungsfähigkeit geht es zwangsläufig um die Notwendigkeit, gut ausgebildetes Fachpersonal dauerhaft zur Verfügung zu haben. Im Zuge der sehr deutlich schrumpfenden jungen Bevölkerungsschicht, stellt das eine deutliche Herausforderung für die Unternehmen dar. Wie schaffe ich es als Unternehmer, aus der geringer werdenden Zahl po- tentiell wichtiger Know-How-Träger diejenigen für mein Unternehmen zu überzeugen, um einen späteren Wettbewerbsvorteil zu erzielen? Potentiale entwickeln und heben Aber ist das schon alles? Geht es „nur“ um Fach- und Führungskräfte? Diese Frage kann und muss sehr deutlich mit „Nein“ beantwortet werden. Denn letztlich stellt sich die Frage, wie „entstehen“ Fach- und Führungskräfte. Potentiale können sich nur entwickeln, wenn sie über eine gute Ausbildung gehoben werden. Der Anteil der jungen Menschen, die eine qualifizierte Ausbildung erhalten können, wird aufgrund des demografischen Wandels aber deutlich geringer. Insoweit ist es notwendig, möglichst vielen eine gute Qualifikation zukommen zu lassen. Von 1 zu 5 auf 1 zu 1 Aufgrund des demografischen Wandels schrumpft die Anzahl der Beitragszahler auf einen Rentner von 1 zu 5 im Jahre 1960 auf nahezu 1 zu 1 ab 2030. Weitere Statistiken gehen davon aus, dass bereits ab 2040 die Zahl der Rentner die der Beitragszahler überschritten haben dürfte. Die Beispielgrafik beschreibt zwar nur die Anzahl der Beitragszahler zur Anzahl der Rentner, kann aber ebenso gut auf die mögliche Gesamtentwicklung projiziert werden. Das gilt sowohl für die Themen der Rente, als auch für die notwendigen Forschungs- und Entwicklungsaufgaben, die vor uns liegen, um den Produktionsstandort Deutschland erhalten zu können. Es kommt in Zukunft noch maßgeblicher auf jeden Einzelnen in unserer Gesellschaft an. Potential nutzen, das brach liegt Dr. Günter Lambertz, Geschäftsführer DIHK-Gesellschaft für berufliche Bildung, beschreibt dies in einem Artikel in der Oldenburgischen Wirtschaft im März 2011 sehr eindringlich. Er sagt, dass es bei der Arbeits- und Fachkräftesicherung auch darum gehe, Potentiale zu nutzen, die bisher noch brach liegen. Im Schwerpunkt seiner Aussagen geht es um den bereits vielfach diskutierten Ansatz, insbesondere Menschen mit Migrationshintergrund besser in den Arbeitsmarkt zu bringen, da insbesondere der Anteil der Migrantenjugendlichen deutlich in Relation zur Gesamtbevölkerung steige und diese immer schwerer einen Zugang zum Arbeitsmarkt zu finden scheinen. Insgesamt ist auf politischer und unternehmerischer Seite deutlich mehr ein Fokus auf die unterschiedlichsten Gruppen zu legen, die gesellschaftlich oder sozial benachteiligt sind und damit deutlich schwieriger einen Zugang zum Arbeitsmarkt finden. Arm und bildungsschwach Nun darf der Begriff „arm“ nicht mit bildungsschwach und „reich“ nicht mit bildungsstark gleichgesetzt werden. Statistische Auswertungen belegen allerdings eine Korrelation, die sich auf den besseren Zugang wohlhabender Schichten zu Bildungsmöglichkeiten zurückführen lässt. Was kann und sollte getan werden, um die möglichen Potentiale zu wecken und zu heben? Vielfach sind in Unternehmerkreisen Diskussionen zu vernehmen, dass dieses zwar als Problem bekannt sei, aber sicherlich kein Thema für die jeweilige Region oder gar das eigene Unternehmen darstelle. Neue gesellschaftliche Kooperation An dieser Stelle muss deutlicher auf die Verantwortung aller betroffenen Bereiche in Politik, Wirtschaft und Gesellschaft verwiesen werden. Unter dem Schlagwort CSR (Corporate Social Responsibility) fasst es die Bertelsmann-Stiftung sehr anschaulich zusammen. Mehr denn je, so heißt es hier komme es auf die Einbindung aller gesellschaftlichen Akteure zur Gestaltung komplexer gesellschaftlicher Herausforderungen an. Partnerschaften im lokalen Raum bieten die Möglichkeit, explizit auf die Bedürfnisse des Partners einzugehen und bestehende Vorurteile auf Augenhöhe und zum beiderseitigen Nutzen aufzulösen. Diese neuen gesellschaftlichen Kooperationen stellen hohe Ansprüche an alle Beteiligten, da sich Entscheidungsprozesse und Handlungslogiken von Wirtschaftsunternehmen und gemeinnützigen Organisationen oftmals stark unterscheiden. Respekt entwickeln Im Tenor kommt es darauf an, Kinder und Jugendliche dergestalt zu erreichen, dass sie im Umgang miteinander Respekt entwickeln vor dem jeweils Anderen. Die gezielte Unterstützung gerade auch durch Unternehmen bei dieser Vereinsarbeit (siehe CSR) ist ein Baustein im Hinblick auf Integration und Kommunikation und damit basisschaffend für erkennbare Chancengleichheit in Ausund Weiterbildung. Insgesamt lässt sich im Fazit festhalten: Jedes Mitglied der Gesellschaft ist wichtig und muss gefördert und gefordert werden. Die Anzahl an Kindern und Jugendlichen in Deutschland schrumpft. Solange sie nach dem Grundgesetz in unserer Gesellschaft leben wollen, muss es gleichgültig sein, wo sie herkommen oder geboren wurden, denn sie sind die Basis für unser ganzes zukünftiges System. Unternehmerisch sollte der Blick sich nicht nur auf das Thema Fach- und Führungskräfte richten, sondern auch überlegt werden, wie insbesondere durch gezielte Unterstützung eine bessere Basis für gute Ausbildung und Integration geschaffen werden kann. n Über den Autor Dr. Bernhard Becker n Dr. Bernhard Becker ist Gesellschafter und Geschäftsführer mehrerer mittelständischer Unternehmen. n Er berät in Sanierungs- und Restrukturierungsfragen über die Unternehmensberatung comes n Außerdem ist er Mitautor verschiedener mittelstandsrelevanter Fachbeiträge 54 P.T. MAGAZIN 3/2012 3/2012 P.T. MAGAZIN 55

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