(Foto: Günter Wicker/Photur/Berliner Flughäfen) jedoch mangelt, sind Standorte, an denen die Ideen aus der Wissenschaft schnell und unkompliziert in die Praxis umgesetzt werden können“, konstatierte Christian Wiesenhütter, der stellvertretende Hauptgeschäftsführer der IHK Berlin. Dabei liegen die Potenziale für das Wachstum moderner Industrien heute vor allem in den hochinnovativen und forschungsintensiven Branchen. Um Forschungseinrichtungen gezielt an bestimmten Industriestandorten anzusiedeln, muss nach Aussage von Prof. Kutzler eine Empfehlung der Politik ebenso gegeben sein wie ein finanzieller Anreiz. So ist es beispielsweise der TU Berlin ohne Subventionen kaum möglich, wieder stärker produktionsorientiert zu forschen. Konzentration Die Forderung von Otto Haas, Cluster Lead bei Siemens Real Estate, ausgewählte Gewerbe- und Industriegebiete zu profilieren und besonders zu unterstützen, wurde auch in der Untersuchung der IHK deutlich. Danach müssen sowohl die Personalressourcen als auch organisatorische und investive Maßnahmen sowie die Vermarktung künftig stärker auf besonders innovative Standorte konzentriert werden, ohne jedoch den Blick für die Gesamtstadt zu verlieren. Die Untersuchung der IHK Berlin stützt sich vor allem auf eine Reihe von Interviews mit Unternehmen, Standortentwicklern und weiteren lokalen Akteuren. Ein Leitprojekt zur besseren Verknüpfung zwischen Wirtschaft und Wissenschaft ist für die IHK die Nachnutzung des Flughafengeländes Tegel als Klimaund Energiecampus. Um Berlin als führende Gesundheitsregion in Deutschland und Europa zu behaupten, spricht sich die IHK zudem für die Ansiedlung einer Medical City auf dem ehemaligen Bahngelände nördlich des Hauptbahnhofes aus. ■ Broschüre Die Broschüre der IHK Berlin zu den Berliner Industrie- und Innovationsstandorten ist im Bereich Infrastruktur und Stadtentwicklung oder auf der IHK-Internetseite als Download erhältlich: www.ihk-berlin.de, Dok.-Nr. 80779 Yvonne Stolzmann, IHK Berlin 2010 3/2011 P.T. MAGAZIN 61
Regional-Special Handwerk überwindet Grenzen Südbrandenburger Unternehmen wollen polnische Jugendliche ausbilden Die deutsche Wirtschaft läuft auf Hochtouren, der Konjunkturmotor brummt. Daran hat das Handwerk, das sich in der Krise wieder einmal als stabilisierender Faktor bewiesen hat, einen großen Anteil. Auch im südbrandenburgischen Handwerk ist die Stimmung derzeit gut. Das geht aus der aktuellen Frühjahrskonjunkturumfrage der Handwerkskammer Cottbus (HWK) hervor. Demnach schätzen mehr als 91% der Unternehmen ihre wirtschaftliche Lage als gut oder befriedigend ein. Gegenüber dem Vorjahreszeitraum ist das ein Anstieg um knapp 10%. Am besten ist die Stimmung im Ausbauund Bauhauptgewerbe. Die Unternehmen profitieren teilweise noch von Aufträgen aus dem Konjunkturpaket. Der Kuchen wird kleiner Besonders für kleine Betriebe mit bis zu 19 Beschäftigten hat sich die wirtschaftliche Lage verbessert. Insgesamt verweisen mehr als die Hälfte der befragten Unternehmen auf eine stabile Umsatzentwicklung, mehr als drei Viertel auf konstante bis gestiegene Auftragsbestände. Doch trotz gut gefüllter Auftragsbücher und optimistischer Aussichten wird das laufende Jahr kein Selbstläufer. Gemeinden und Kommunen schieben riesige Schuldenberge vor sich her, planen zum Beispiel die Erhöhung der Gewerbesteuern. Das Gesetz zur Stärkung der kommunalen Daseinsvorsorge, das verabschiedet werden soll, stellt den Grundsatz der wirtschaftlichen Grundordnung in Frage. Das Land Brandenburg senkt die Investitionsquote. Kurzum, der zu verteilende Kuchen wird kleiner. Das Handwerk muss und wird sich diesen finanziell schwierigeren Rahmenbedingungen stellen. Für zukunftsorientierte Gestalter ergeben sich allerdings mehr Chancen als Risiken. Neue Visionen Das gilt auch für die volle Arbeitnehmerfreizügigkeit, die ab dem 1. Mai 2011 in Kraft tratt. Statt mit Angst blickte die HWK Cottbus diesem Datum mit Visionen und neuen Ideen entgegen. So ist Anfang März das Pilotprojekt, die Ausbildung von polnischen Jugendlichen aus der Euroregion Spree-Neiße/Bober, gestartet worden. Ab September sollen rund 20 junge Frauen und Männer eine Lehre in Südbrandenburger Handwerksbetrieben beginnen. Zum einen soll mit dem Projekt das Zusammenwachsen des gemeinsamen Wirtschaftsraumes gefördert werden. Zum anderen will die HWK dem Geburtenknick in der Region entgegenwirken. Innerhalb von wenigen Jahren hat sich die Zahl der Schulabgänger in der Region fast halbiert. Damit sinkt die Auswahl für die Unternehmen. Wo früher noch drei bis vier Bewerber auf eine Lehrstelle kamen, ist das Verhältnis heute rein rechnerisch nahezu 1:1, manchmal streiten sich zwei Lehrstellen um einen Bewerber. Die Chance Streiten musste die Polin Paulina Wachata um ihre Lehrstelle nicht. Die gelernte Fotografin begrüßt das Knut Deutscher ■ Knut Deutscher ist Hauptgeschäftsführer der Handwerkskammer Cottbus. ■ Sein Kammerbezirk umfasst den südlichen Teil des Landes Brandenburg mit über 10 000 Handwerksunternehmen. ■ Einzugsgebiet: Dahme-Spreewald, Spree-Neiße, Ober-Spreewald- Lausitz, Elbe-Elster und die kreisfreie Stadt Cottbus. ■ Im Handwerk Beschäftigte: rund 53 700, einschließlich 3 300 Lehrlinge. 62 P.T. MAGAZIN 3/2011
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