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PT-MAGAZIN 03-04 2020

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Offizielles Magazin der Oskar-Patzelt-Stiftung. Titelthema: Keine Angst vor Krisen. Nominierungsliste 2020 des Wettbewerbs "Großer Preis des Mittelstandes". Motto: Lösungen finden

46 Wirtschaft „Eine

46 Wirtschaft „Eine Unternehmensnachfolge ist eine hoch emotionale Angelegenheit!“ © www.piqsels.com Interview mit Jan Friedrich, Vice President Field Marketing Central Europe bei Sage, über Chancen, Risiken und Finanzierungsmöglichkeiten von Firmennachfolgen sowie das Innovationspotential, das sie in Zeiten des digitalen Wandels bieten. Nach neuesten Schätzungen des IfM Bonn gibt es in Deutschland aktuell rund 150.000 Familienunternehmen, bei denen eine Übergabe ansteht. Zieht sich der bisherige Firmenlenker aus dem Geschäft zurück, ist es allerdings oft extrem schwer, einen Nachfolger zu finden – ganz egal, ob das Unternehmen intern oder extern auf die Suche geht. Das PT-Magazin hat mit Jan Friedrich, Vice President Field Marketing Central Europe bei Sage über Herausforderungen bei der Unternehmensnachfolge, Finanzierungsmöglichkeiten sowie mögliche Herangehensweisen an dieses komplexe Thema gesprochen. PT-Magazin: Herr Friedrich, es gibt zahlreiche Beispiele für sehr lange erfolgreiche Firmenhistorien. Derzeit verschwinden viele erfolgreiche Mittelständler aber vom Markt. Laut KfW Research sehen zwölf Prozent der Inhaberinnen und Inhaber mittelständischer Unternehmen die Stilllegung ihres Betriebs als einzige Möglichkeit nach ihrem Rückzug. Warum ist das so? Friedrich: Das hat sicherlich verschiedene Gründe. Vielen deutschen Mittelständlern rennt schlichtweg die Zeit davon. Sie wissen zwar, dass eine Nachfolge beispielsweise in den kommenden zwei Jahren ansteht, sind aber noch nicht aktiv geworden. Einer der Hauptgründe hierfür ist, dass das Thema Unternehmensnachfolge häufig nicht mit dem nötigen Nachdruck verfolgt wird – auch weil viele Verantwortliche angesichts des Umfangs eines entsprechenden Projektes aktive Schritte scheuen. Hinzukommen Herausforderungen rund um die Finanzierung: Mal gibt es endlose Diskussionen um den Kaufpreis, mal scheitert der potenzielle Käufer mit seinen Finanzierungsplänen. Das ist aber noch nicht alles, denn das Thema Firmennachfolge ist auch eine hochemotionale Angelegenheit. Vielleicht kann und will sich der langjährige Firmenchef nicht trennen und rechnet seine persönliche Lebensleistung mit in den Kaufpreis ein. Das führt häufig zum Scheitern im Verkaufsprozess, führt, da auf diese Weise objektive finanzielle Bewertungen nicht mehr möglich sind. PT-MAGAZIN 3/4 2020

47 PT-MAGAZIN 3/4 2020 PT-Magazin: Also muss ein Umdenken vonseiten des scheidenden Unternehmensführers stattfinden? Friedrich: Ja, genau. Aber es gibt hinsichtlich einer Unternehmensnachfolge viele weitere Punkte zu bedenken… PT-Magazin: …zum Beispiel? Friedrich: Zum einen sollte die Vorbereitungszeit ausreichend bemessen sein und zum anderen der Faktor Mitarbeiter in die strategischen Nachfolgevorbereitungen eng mit einbezogen werden. Wir empfehlen Senior-Chefs, mindestens drei Jahre vor der geplanten Übergabe dieses Projekt zu starten, um alle relevanten Stakeholder auf den Weg dieser grundlegenden Veränderungen mitzunehmen und ausreichend abzuholen. Ich denke hier nicht nur an Banken, Lieferanten und Kunden, sondern insbesondere auch an die Belegschaft. Das ist nicht nur wichtig, weil Eigentümer und Nachfolger gesetzlich dazu verpflichtet sind – die Unterrichtungspflicht regelt das Bürgerliche Gesetzbuch. Mitarbeiter sollten deshalb auch Teil dieses Change-Prozesses sein, weil sie wichtige Träger des Firmen- Know-hows sind. Ziel ist es, auf diese zentrale Ressource für eine erfolgreiche Zukunft auch nach der Stabübergabe zurückgreifen zu können. Leitgedanke dieser Strategie ist die Zukunftsfähigkeit des Unternehmens. Dies ist nicht nur ein ausschlaggebendes Bewertungskriterium für potentielle Nachfolger, sondern spielt auch eine wichtige Rolle bei der Kreditwürdigkeitsprüfung und Bonitätsbeurteilung durch Banken, die im weiteren Verlauf dieses Prozesses ebenfalls ansteht. PT-Magazin: Sie sprechen die Finanzierung an, die für eine erfolgreiche Übernahme ja essentiell ist. Welche Tipps haben Sie? Friedrich: Ähnlich wie Existenzgründer benötigen Firmennachfolger einen Business-, beziehungsweise Fortführungsplan, der auch darlegt, wie sich die finanzielle Umsetzbarkeit der Übernahme, aber auch die Unternehmensentwicklung in Zahlen darstellt. Gleichzeitig gibt ein derartiges Vorgehen Aufschluss darüber, ob sich ein Geschäftsvorhaben überhaupt lohnt. Es geht dabei neben dem Kapitalbedarf und der Investitionsplanung auch um konkrete Finanzierungsmöglichkeiten einschließlich Liquiditäts- und Rentabilitätsberechnungen. Eine Liste der monatlich geschätzten Ein- und Auszahlungen ist ein wichtiger Anhaltspunkt, ob das Unternehmen zahlungsfähig ist und bleibt. Je nach Betriebsgröße sollte hierbei ein Zeitraum von zwei bis fünf Jahren erfasst sein. Im Finanzierungsplan müssen Nachfolger angeben, aus welchen Quellen die Finanzierung erfolgen soll und zu welchen Anteilen diese über Eigen- und Fremdkapital sowie Förderungen erfolgt. PT-Magazin: Apropos Kapital – wieviel Eigenkapital sollte ein Nachfolger aufbringen und wie lässt sich der Rest finanzieren? Friedrich: Allgemein geht man von etwa 20 Prozent Eigenkapital aus, das Nachfolger beim Kauf eines Unternehmens einbringen sollten. Die meisten werden außerdem Fremdkapital benötigen, sei es der Geschäftskredit der Hausbank, Ratenzahlung auf den Kaufpreis oder Risikokapitalgeber. Dabei investieren entweder private Personen oder Firmen, meist Venture Capital Firmen, privates oder Anlegergeld in das künftige Unternehmen, wenn sie von dessen Wirtschaftlichkeit und Erfolg überzeugt sind. ˘ Premier-Finalist 2019 99974 MÜHLHAUSEN Langensalzaer Landstr. 39 Tel.: (03601) 433-3 Fax: (03601) 433-555 99091 ERFURT Alte Mittelhäuser Str. 15 Tel.: (0361) 7 30 31-0 Fax: (0361) 7 30 31-18 98544 ZELLA-MEHLIS Gewerbestr. 2 Tel.: (03682) 45 99-0 Fax: (03682) 45 99-22 07751 JENA Zöllnitz Stadtrodaer Landstr. 3 Tel.: (03641) 62 05 24 Fax: (03641) 62 05 26 34260 KASSEL-Kaufungen Industriestraße 14 Tel.: (05605) 30 51-0 Fax: (05605) 30 51-25 95030 HOF An der Hohensaas 3 Tel.: (09281) 7 69 15-0 Fax: (09281) 6 27 09 99819 EISENACH-Krauthausen Am Marktrasen 2 Tel.: (03691) 7 25 81-0 Fax: (03691) 7 25 81-26 99734 NORDHAUSEN Herforder Str. 96 Tel.: (03631) 61 56 10 Fax: (03631) 60 01 24

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