Angst vor Altersarmut „Die Rente ist sicher!“ verkündete Norbert Blüm. Heute fragt man: „Wieviel Rente ist sicher?“ Wie politische Entscheidungen in die Verarmung führen Gesellschaft 8 oto: Bengt Nyman/Flickr. com) Altersarmut wird von den Medien immer häufiger thematisiert. Das Besondere an diesem Phänomen: Es ist hausgemacht. Dem Eindruck nach wird es sogar in Kauf genommen. Schließlich sind es seit über 20 Jahren laufende politische Entscheidungen gewesen, die das gesetzliche Rentenniveau von ehemals durchschnittlich 70% vom Nettogehalt auf zukünftig teils weniger als die Hälfte reduziert haben. Riesterrente als Verlustgeschäft Albrecht Müller stellte bereits 2004 in seinem Buch „Die Reformlüge“ fest, dass die Umstellung vom Umlageverfahren auf eine kapitalgedeckte Alters ver sor - gung in Chile zur größten Altersarmut geführt hat. Chile wurde damit ein Vorbild für weitere Staaten, welche allesamt das Scheitern kapitalgedeckter Altersversor gung er lebten. In Deutschland hat man beispielsweise die staatlich durch Zulagen geförderte Riesterrente eingeführt. Im Durchschnitt tatsächlich ein Verlustgeschäft, es sei denn man erreicht das Alter eines Johannes Heesters oder Methusalems. Der Bürger fragt sich, wo dann die staatlichen Zulagen am Ende landen, und erfährt vom Fachmann, dass diese Gelder als Sterblichkeitsgewinne bei den Anbietern verbleiben oder für Kosten und Provisionen ausgegeben werden. Bei den Glücklichen, die durch die Zulagen oberhalb des Existenzminimums landen, sind diese als Steuern wieder zurückzuzahlen. Vom Voll-Juristen zum Bittsteller Die „Pseudo-Individualisierung durch Rentenreform“ löst die Aufgabe, das Real einkommen zwischen den Ge nerationen zu verteilen, nicht. Immerhin hat es die Politik verstanden, den Niedriglohnsektor von ehemals weniger als 10% auf mehr als 25% der arbeitenden Bevölkerung zu steigern. Die Hartz-Reformen führten dazu, dass ausgebildete Volljuristen sich von der ARGE fürsorglich zum Schweißer umschulen lassen müssen oder als Leiharbeiter tätig werden, oder damit leben müssen, durch Kürzung unter dem Existenzminimum zu leben. Spiegelbildlich sind mehr als 25% der Bevölkerung gar nicht mehr in der Lage, irgendeine Ersparnis zu bilden, und mehr als 25% der Bevölkerung zahlen so wenig in die gesetzliche Rente ein, dass sie beste Aussichten auf eine Grundsicherungsrente haben. Wer hohe Mietkosten über 358 Euro hat, darf diese aus dem Regelsatz von 382 Euro selbst bezahlen oder umziehen – oft hilft dabei die Gemeinde und übernimmt die Maklerkosten, damit der Bedürftige in die preiswertere Nachbargemeinde zieht. Wer sich täglich überlegen muss, ob er eine Schachtel Zigaretten oder etwas zu essen kauft, dem bleibt auch nicht einmal genügend Geld übrig, sich einen ordentlichen Strick zu kaufen. Ist die Kapitaldeckung in der Altersversorgung eine Illusion? Generell zeigt sich, dass die Umstellung der größten Volkswirtschaften – ein- P.T. MAGAZIN 2/2014 P.T. MAGAZIN 2/2014 schließlich China – vom Generationenmodell auf eine Kapitaldeckung bereits daran scheitert, dass es weltweit gar keine ausreichenden realwirtschaftlichen Investitionsmöglichkeiten für eine solche Altersversorgung gibt. Ausgenommen wären Investments in Finanzblasen oder andere, nur vorübergehend für wertvoll gehaltene, Kapitalanlagen, welche man jedoch leider später abschreiben muss. Beispiele hierfür wären etwa die Anleihen der Lehman Brothers Bank oder viele Derivate und Zertifikate. Auch der Staat kann das Geld für die anzulegende Kapitaldeckung in Form von Staatsschulden annehmen. Damit wären die für die Renten erforderlichen Zinsen und Tilgungen aus den Steuermitteln gedeckt, mit denen künftige Generationen und Rentner selbst die Staatsschulden verzinsen und tilgen. Auch Investitionen in Windkraft und Solarenergie – inklusive der erforderlichen Stromnetze – bieten solche Ertragsmöglichkeiten über den (Foto: Guian Bolisay Instant Vantage/Flickr. com) Im Zweifel würde nicht einmal dafür das Geld reichen. Chile stellte frühzeitig auf eine kapitalgedeckte Altersvorsorge um und diente vielen als Vorbild. Mit schwerwiegenden Folgen. Aufpreis auf die Stromrechnung, mit dem alle – inklusive Rentner – das Geld für ihre Kapitaldeckung selbst zurückzahlen. Manche mögen die Vorstellung haben, bei Kapitaldeckung liege das Geld für jede Rente schon in Tüten mit dem Namen des künftigen Rentners beim Versicherer in einem Regal bereit. (Foto: Mark Scott Johnson/Flickr.com) Lohn- und Rentensteigerungen nach Produktivitätsfortschritt? Schon immer war die Bevölkerung in der Lage, allein aufgrund des Produktivitätsfortschritts sowohl die Kinder als auch die Alten zu ernähren. Wenn es zutrifft, dass Löhne und Renten davon seit mehr als 15 Jahren entkoppelt wurden, so vergrößert sich die Zahl der Menschen mit besten Aussichten auf zunehmende Altersarmut. Ohnehin sehen einige Politiker es aber als eine angemessene Versorgung an, wenn im Alter zumindest keine Sozialhilfe beantragt werden muss. Gerichte sind dem gefolgt, indem etwa rund 350 Euro Rentenanwartschaft im Alter von etwa 50 Jahren trotz Behinderung noch ausreichend erschienen, um die bis zum Rentenalter benötigten ca. 800 Euro zu erreichen. „Die Grünen fordern eine Garantierente, die SPD eine Mindestrente von 850 Euro und Frau von der Leyen eine Zuschussrente. Das ist vermeintlich populär, aber auch nicht mehr.“ Wolfgang Clement, Juni 2013 Von Traumrenditen und Spargroschen Hinzu kommt, dass kein Politiker erwähnt, dass allein mit einem Beitragssatz von 20% für die gesetzliche Rente der eigene Lebensstandard kaum zu halten ist. Was Finanzberater selten zu formulieren wagen, ist die Tatsache, dass die Renten aus privater Vorsorge um teils mehr als 50% im Vergleich zu den früheren Aussichten gesunken sind. Dies allein aus dem Grund, dass sich Europa um 1998 einem internationalen Niedrigzinskartell angeschlossen
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