Regional | Spezial 58 Per Klick zum Mechatroniker Die App „Lehrstellenradar“ findet bundesweit Ausbildungsangebote im deutschen Handwerk. Besonders gefragt: Mechatroniker und Fachverkäufer/in im Lebensmittelhandwerk Viele Tausend „Apps“ geistern mittlerweile durchs Internet. Die Mini-Anwendungen für Smartphones und Tablets gibt es inzwischen für alle Lebenslagen, Kommunikationsformen, für Arbeit ebenso wie Freizeit und Unterhaltung. Apps sind keine hochgradig komplexen Softwareprogramme, sie sind viel mehr der verlängerte, digitale Arm unserer mobilen Kultur – gerade für jüngere Menschen. Im Jahr 2013 waren 88 % aller Jugendlichen zwischen 13 und 19 Jahren im Besitz eines internetfähigen Handys. Wer bei dieser Zielgruppe landen möchte, braucht inzwischen mehr als ein paar Gewinnspiele in den sozialen Medien. Gefragt sind effektive, unterhaltsame wie gleichwohl nützliche Tools, die einen wirklichen Mehrwert bieten. Die Straubinger IT-Experten von ODAV sowie über 20 regionale Handwerkskammern haben unter dieser Vorgabe eine App entwickelt, die mit Relevanz, Aktualität und Design viele Jugendliche begeistern dürfte. Et voila: Das Lehrstellenradar 2.0. Ein klassisches „win-win“ im digitalen Zeitalter Im Grunde macht das „Lehrstellenradar“ nichts anderes, als Jugendlichen, Schulabgängern, Eltern, Lehrern oder Ausbildungsberatern in ganz Deutschland freie Lehrstellen vorzustellen und auf direktem Weg verfügbar zu machen. Möglich wird das durch den ständig aktualisierten Zugriff auf den qualifizierten Datenbestand von derzeit über 20 regional zuständigen Handwerkskammern. Jugendliche können dank der App quasi per Tastendruck am Handy eine freie Lehrstelle in ihrem Traumberuf sowie ihrem Umkreis finden. Komfortable Lösungen wie ein persönlicher Suchassistent, der automatisch mit dem Profil angelegt wird und per Push-Benachrichtigung tagesaktuell über passende Angebote informiert, sind in der App implementiert. Auf der anderen Seite profitieren auch die Ausbildungsbetriebe: In Zeiten, in denen geeigneter Nachwuchs nicht mehr auf den Bäumen wächst sondern aufgrund von Demografie, lauter Studierwilligkeit und leider auch mangelnder Kompetenz mühsam gesucht werden muss, ist es für die Handwerksbetriebe nahezu ideal, ohne großen Kostenaufwand freie Stellen für die Jugendlichen direkt auf dem Smartphone zu offerieren. Der Erfolg gibt dem Lehrstellenradar recht: 39.000 Mal wurde es mittlerweile bereits auf Smartphones und Tablets installiert. Zudem wurde die App auf der CeBIT 2013 als die beste VerwaltungsApp Deutschlands ausgezeichnet. Die Version 2 bietet den Nutzern noch mehr als die Erstausgabe, etwa eine Vielzahl von Über 20 regionale Handwerkskammern liefern derzeit den Input für das Lehrstellenradar. Die App wurde als beste Verwaltungs-App Deutschlands ausgezeichnet. (Bild: Handwerkskammer Reutlingen) Suchoptionen. Auf Wunsch „alarmiert“ das App den Handy-Nutzer, wenn ein seinem Suchprofil entsprechendes Ausbildungsangebot ins Netz gestellt wurde. Wer berufliche Entscheidungshilfe benötigt, kann sich vom integrierten „Berufe-Checker“ sogar helfen lassen, den eigenen Traumberuf im Handwerk herauszufiltern. Das Lehrstellenradar 2.0 lässt sich kostenfrei im Apple App Store oder aus dem Google Play Store herunterladen. Ab Ende Februar 2014 soll die Onlinesuche übrigens auch über ein „normales“ Webportal, also ohne App, möglich sein. Über 130 Lehrberufe Aktuell werden über die Plattform zum Beispiel im Bezirk der Handwerkskammer Niederbayern-Oberpfalz fast 5.000 Lehrstellen angeboten. „An Spitzentagen etwa im letzten September hatten wir bis zu 1930 Suchanfragen am Tag“, sagte Karl-Heinz Friedrich, Abteilungsleiter für den Bereich Nachwuchs im Handwerk. Unter den gefragtesten Handwerksberufen der ostbayerischen Jugendlichen sind aus der Vielfalt von 130 angebotenen Lehrberufen laut Handwerksammer Elektroniker, Maurer, Kraftfahrzeugmechatroniker, Fachverkäuferinnen im Lebensmittelhandwerk und Feinmechaniker. Während die Ausbildungspalette so vielseitig wie noch nie ist, wird aber auch etwas anders deutlich: Gürtler, Seifensieder und Sattler sind aus den Handwerksrollen verschwunden. Stattdessen baut das Handwerk jetzt Zukunftsberufe auf wie den Mechatroniker. Es entstehen immer neue Handwerksberufe, die es gestern noch nicht gab. Den „Meister Eder“, der in seiner Werkstatt in fahlem Licht und mit spartanischer Werkzeug- Ausstattung vor sich hin bastelt und kaputte Stuhlbeine anklebt, gibt es allenfalls noch in Kindersendungen des Fernsehens. P.T. MAGAZIN 2/2014 (Grafik:OPS Netzwerk GmbH/F. Enge) Zudem haben viele klassische Berufsbilder im Handwerk – so wie das des Schreinermeisters – ihr Gesicht in den letzten Jahren grundlegend gewandelt. Das Handwerk hat auf die elektronische Revolution in der Wirtschaft reagiert: mit ganz neuen Berufsbildern, damit Deutschlands Handwerk nicht nur „goldenen Boden“, sondern auch glänzende Zukunftsperspektiven hat. (Bild: expired) Wo viel Neues entsteht, verschwindet Altes: Traditionelle Handwerksberufe wie der des Glockengießers oder Köhlers sind am Aussterben. Die Top Ten der beliebtesten Ausbildungsberufe heute ist eine Mischung aus neuen und klassischen Berufsbildern: Kraftfahrzeugmechatroniker, Elektroniker, Verkäufer im Handel. Es folgt der Anlagenmechaniker für Sanitär-, Heizungs- und Klimatechnik, ein Beruf, der vor allem durch die Energiewende und die wachsende Nachfrage nach Solar- und Wärmepumpentechnik enormen Aufschwung erlebt, heißt es seitens der Handwerksammer Niederbayern-Oberpfalz. Bei Jugendlichen weiterhin sehr beliebt: der Beruf des Metallbauers, Friseure, Bürokaufleute, Maurer, Feinmechaniker und Schreiner. Andere Berufe gibt es zwar noch auf dem Papier, doch kaum einer der alten Meister bildet noch Nachwuchs aus. Das gilt zum Beispiel für die Ausbildung zum Gerber. Spiegelbild der Moderne: Mechatroniker Als typisches Beispiel für den Wandel im Handwerk sehen die Experten der Kammer die dreieinhalbjährige Lehre zum Kfz-Mechatroniker. Die Ausbildung vereint Elemente aus Elektrik, Mechanik und Automatisierungstechnik. „Dieser Beruf hat Zukunft, weil im Berufsleben immer mehr Flexibilität gefragt ist. Der Mechatroniker ist die Antwort des Handwerks auf diese Herausforderungen“, so ein Sprecher. Innerhalb der letzten drei Jahre hat sich der Kraftfahrzeugmechatroniker mit deutschlandweit rund 70.000 Ausbildungsverhältnissen – das ist mehr als jeder achte Azubi im Handwerk – zu Deutschlands beliebtestem Handwerksberuf entwickelt. Neu entstanden sind in den letzten Jahren auch Berufe wie der Kfz-Servicemechaniker und der Fahrradmonteur. „Seit 1998 wurden fast alle der rund 124 Ausbildungsberufe neu geordnet und an den aktuellen technischen Standards und Anforderungen am Arbeitsmarkt ausgerichtet“, erklärte eine Sprecherin des Zentralverbands Deutschen Handwerks in Berlin. Viele Traditionsgewerke bekamen auch einen neuen Namen: So wurde beispielsweise aus dem Schriftsetzer ein „Mediengestalter für Digital- und Printmedien“, der Bürokaufmann bzw. Kaufmann für Bürokommunikation ist seit diesem Jahr ein vereinheitlichter „Kaufmann für Büromanagement“. Nur der Müller bleibt auch zukünftig ein Müller. Die Umbenennung des Getreideexperten in „Verfahrenskraft in der Getreide- und Futtermittelwirtschaft“ hat das Bundeswirtschaftsministerium sinnvollerweise abgelehnt. n
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