Aufrufe
vor 9 Jahren

P.T. MAGAZIN 02/2011

  • Text
  • Unternehmen
  • Magazin
  • Wirtschaft
  • Deutschland
  • Stadt
  • Zukunft
  • Deutschen
  • Menschen
  • Deutsche
  • Wettbewerb
  • Mittelstandspreis
  • Quantum
  • Lust
Magazin für Wirtschaft und Gesellschaft. Offizielles Informationsmagazin des Wettbewerbs "Großer Preis des Mittelstandes" der Oskar-Patzelt-Stiftung

Wirtschaft len, die

Wirtschaft len, die CO2-Emissionen bis 2020 um mindestens 20% – und im Falle einer internationalen Vereinbarung sogar um mindestens 30% – gegenüber 1990 zu senken und die Energieeffizienz im gleichen Zeitraum um 20% zu steigern, gerecht werden muss…“ Muss! Nicht kann, darf oder soll. Fakten interessieren nicht Das Marktprinzip von Angebot und Nachfrage interessiert dabei ebenso wenig wie die Freiheit des einzelnen Unternehmers. Folgerichtig fordert das Europäische Parlament „Automobilhersteller auf, ihr Angebot auf kleinere, leichtere, effizientere Modelle umzustellen, um auch unter den erschwerten Bedingungen des Klimawandels und der begrenzten Rohölvorräte individuelle Mobilität zu ermöglichen…“ Eines dieser „kleineren, leichteren, effizienteren“ Modelle können Sie im Titelbild dieses Beitrags bestaunen. Was die Bürokraten unter den „erschwerten Bedingungen des Klimawandels“ verstehen, erfährt der interessierte Leser dieses Pamphlets übrigens nicht. Angesichts der Tatsache, dass die Menschheit in den letzten 10 000 Jahren mit diesen „erschwerten Bedingungen“ hervorragend zurechtgekommen ist, ist das schon erstaunlich. Unbegründet bleibt auch die seit Jahrzehnten wieder und wieder heruntergeleierte These von den „begrenzten Rohölvorräten“. Aber Fakten und wissenschaftliche Erkenntnisse haben sich für Diktatoren und religiöse Fanatiker schon immer als eher störend erwiesen. Deshalb brauchen sie für ihre Jünger auch leicht verständliche Glaubenssätze – und ein Heilsversprechen. „Schuld ist der Mensch“ erbracht wurde und eine Erderwärmung ein Segen für die Menschheit wäre (aber leider seit einem runden Jahrzehnt nicht mehr stattfindet), soll an dieser Stelle nicht noch einmal näher erläutert werden. Interessierte finden dazu im Internet unzählige Publikationen, darunter auch wissenschaftliche Arbeiten. Ziel: Komplett-Umbau der Gesellschaft Eine sarkastische, aber äußerst treffende Definition der Öko-Diktatur findet sich in der Humor- und Satire-Enzyklopädie Stupidedia: „Die Öko-Diktatur ist die erfolgreiche Erfindung der grünen Öko-Faschisten. Sie paart die Raffgier der Finanzminister der Volksparteien mit der Dämlichkeit, pardon, gender-corrected, Herrlichkeit der alles regulierenden Ökologiepolitik. Die Öko-Diktatur ist eine politische Zwischeneiszeit, in der versucht wird, durch Negation von schlichten Fakten und Verklärung von dilettantischen Utopien die Welt gerade zu rücken. Die Protagonisten der Öko-Diktatur speisen ihr vagabundierendes Wählerpotenzial aus den Apologeten der deutschen Angst. Die politische Argumentation wird ersetzt durch Scheinargumente, deren Qualität das Weglassen der Anfangsbedingungen und das Ignorieren der Randbedingungen ist.“ „Was lange Spielerei der Ökobewegten war, ist heute eine Subventionsmaschine für den öko-industriellen Komplex, der flächendeckend die Natur dem Geschäft mit dem Klimawandel unterwirft.“ Roland Tichy, Chefredakteur der „Wirtschaftswoche“ Zurück in die Steinzeit Emissionsfreie Zukunft? Wissen Sie, was das bedeutet? Keine Industrie, keine Wirtschaft, kein Handel, keine Mobilität, keine geheizte Stube, kein gebautes Haus. Schluss mit Wohlstand. Emissionsfreie Zukunft bedeutet die Transformation der zivilisierten europäischen Gesellschaften zurück in die Steinzeit! Das ist es, was das Europäische Parlament will. Es „fordert die Europäische Union und ihre Mitgliedstaaten auf, eine politisch gelenkte…Übergangsphase im Energiemix sicherzustellen, während der…der Gebrauch fossiler Brennstoffe schrittweise durch den Einsatz von erneuerbaren Energiequellen ergänzt und später eingeschränkt und ersetzt wird…“ Was diese sog. erneuerbaren Energiequellen leisten, besser gesagt nicht leisten können, hat der Wissenschaftsjournalist Heinz Horeis in dieser und der letzten P.T.-Ausgabe vorgerechnet. Daher auch der wesentlich sinnvollere Name NIEs: Neue ineffiziente Energiequellen. Diese sollen also nun nach dem Willen der grünen Ideologen die effizienten wie Kohle und vor allem Öl ablösen, deren massenhafter Umwandlung in Strom und Treibstoffe der Westen seinen Wohlstand zu verdanken hat. Reserven Förderung Mio. Tonnen 135.734 136.890 Erdölvorräte 139.627 180.717 182.191 Die Glaubenssätze der Öko-Diktatur lauten: „Die Erde erwärmt sich. Erwärmung ist schlecht. Schuld ist der Mensch, weil er durch seinen CO2- Ausstoß die Erwärmung verursacht.“ Das Heilsversprechen heißt Erlösung durch eine „emissionsfreie“ Zukunft, am besten zu erreichen durch Verzicht des Menschen auf alles. Letztlich auch auf das Atmen, schließlich pusten wir ja dadurch CO2 in die Luft. Dass für die Behauptung der CO2-gesteuerten Erwärmung der wissenschaftliche Beweis bis zum heutigen Tag nicht Ganz und gar nicht komisch ist dagegen der von den grünen Ideologen angestrebte Komplett-Umbau der europäischen Gesellschaften. Dieser äußert sich in Forderungen nach einem „verstärkten Einsatz alternativer Energieträger im Verkehr,…verstärkten Einsatz alternativer Antriebsformen,…Veränderungen in der Fahrweise und Pkw-Nutzung,…eine CO2-Besteuerung,…um die angestrebte emissionsfreie Zukunft zu erreichen…“ 1990 3.164,3 1995 3.278,1 2000 3.613,9 2007 3.906,5 2008 Von wegen „begrenzte Rohölvorräte“: Trotz steigender Förderung wachsen die Reserven weiter an. 3.942,5 (Quelle: ExxonMobil) 2/2011 P.T. MAGAZIN 47

Wirtschaft auf der Internetseite des Instituts: „Im verschrobenen Bürokratendeutsch wird da angekündigt, dass mit diesem Gesetz der freie Markt abgeschafft werden soll, sorgfältig umschrieben mit der angestrebten ‚Beseitigung vorhandener Markthindernisse und -mängel’…Das heißt, die Bürger müssen und dürfen gezwungen werden, in kürzester Zeit umfassendste Energieeinsparungen durchzuführen…Dies alles muss natürlich auch überwacht werden, wozu die wackeren Bürokraten gleich eine neue Behörde einrichten wollen…“ Grüne Utopie: „Weder die Kauflust noch die Kaufkraft der Kunden“ reiche aus, um die hohen Kosten der Elektroautos zu decken, erklärte Daimler-Vorstandschef Dieter Zetsche der „Wirtschaftswoche“. Subventionsmaschine für den öko-industriellen Komplex Und Deutschland prescht wieder einmal voran: Mit dem Erneuerbare- Energien-Gesetz (EEG) wurde ein wesentlicher Schritt auf dem Weg in die Öko-Diktatur längst vollzogen. Zumindest dagegen regt sich langsam auch in der veröffentlichten Meinung Widerstand. Roland Tichy, Chefredakteur der „Wirtschaftswoche“, stellt im WiWo-Blog vom 8. Januar 2011 unter dem Titel „Das neue Natursterben“ fest: „Über das Erneuerbare-Energien-Gesetz fließen Hunderte von Milliarden Euro in Formen der Energiegewinnung, die auf absehbare Zeit extrem unwirtschaftlich bleiben. Was lange Spielerei der Ökobewegten war, ist heute eine Subventionsmaschine für den ökoindustriellen Komplex, der flächendeckend die Natur dem Geschäft mit dem Klimawandel unterwirft…Es wäre an der Zeit, eine neue Ökologiebewegung zu gründen, die gegen diese Ökoprofitbewegung zu Felde zieht und realistische Kosten-Nutzen-Abwägungen trifft, statt eine subventionierte Ideologiewirtschaft zu betreiben.“ So sehr ich Tichys Zustandsbeschreibung zustimme, so sehr lehne ich seine Schlussfolgerung ab. Eine neue Öko-Bewegung ist aus meiner Sicht das denkbar schlechteste Mittel, um die auf den Weg gebrachte Öko-Diktatur noch zu verhindern. Es ist doch nicht vernünftig, den dunkelgrünen Sozialismus durch einen hellgrünen zu ersetzen. Es kommt darauf an, ihn zu beseitigen. Energierationierung per Gesetz (Foto: © TU Berlin) Doch dafür muss zunächst der Irrglaube über den Haufen geworfen werden, der Mensch müsse „in Einklang mit der Natur“ leben, womit nichts anderes gemeint ist, als dass er sie nicht für seine Zwecke verändern darf. Das war in Europa zuletzt vor 9 000 Jahren der Fall, und genau dahin wollen die Öko- Nihilisten zurück. „Man hat sich als Verbraucher in Zukunft danach zu richten, wann denn der Energiever sorger Strom im Angebot hat – und wann nicht.“ Dr. Peter Heller, Physiker Welche „Annehmlichkeiten“ ein solches Leben beschert, können wir heute noch bei einigen Naturvölkern bewundern. Bald schon werden wir allerdings am eigenen Leib zu spüren bekommen, was Verzicht bedeutet. Denn hinter dem Feigenblatt einer EU-Richtlinie hat der Bundestag im November 2010 die künftige Energierationierung per Gesetz beschlossen. Das berichtet Michael Limburg vom Europäischen Institut für Klima und Energie (EIKE) Limburgs Fazit: „Das wäre dann die im Ursprungsgesetz von Ex-Minister Gabriel im März 2009 vorgesehene Rationierung von Energie, wie sie auch später im schwarz-gelben ‚Energiekonzept’ der Bundesregierung vom September 2010 – wenn auch verschlüsselt – vorgesehen ist.“ Wie lange noch? Dieses Energiekonzept hat der Physiker Dr. Peter Heller unter die Lupe genommen. Im Science-Skeptical Blog kommt er zu folgenden Schlüssen: „Das Energiekonzept der Bundesregierung…erfordert eine Ausrichtung des Bedarfs am Angebot. Man hat sich als Verbraucher in Zukunft danach zu richten, wann denn der Energieversorger Strom im Angebot hat – und wann nicht. Ein System von sog. ‚intelligenten Zählern’ mit Fernüberwachung und ferngesteuerten Haushaltsgeräten und ebenso ferngesteuerter Aufladung von Elektromobilen soll diese Verhaltensänderung erzwingen. Das Energiekonzept der Bundesregierung kommt den Bürger also erstens teuer zu stehen (für Zwangsmaßnahmen der Wärmedämmung, für Subventionen und wohl auch für neue Energiesteuern). Und zweitens führt es zu Einschränkungen seiner Freiheit.“ Weniger Freiheit bei steigenden Strom-, Benzin- und Lebensmittelpreisen – das verspricht turbulente Zeiten. Tief im Inneren des oft genug verächtlich gemachten deutschen Michels brodelt es ohnehin schon lange. Die spannende Frage ist wohl nur noch, ob die Wegbereiter der Öko-Diktatur es noch miterleben dürfen, wenn der gemeine „Wutbürger“ ihre spätestens dann nicht mehr CO2-neutralen Paläste aufsucht, um die Rechnung vorbeizubringen. ■ Ullrich Rothe 48 P.T. MAGAZIN 2/2011

Jahrgänge