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P.T. MAGAZIN 02/2011

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Magazin für Wirtschaft und Gesellschaft. Offizielles Informationsmagazin des Wettbewerbs "Großer Preis des Mittelstandes" der Oskar-Patzelt-Stiftung

Wirtschaft

Wirtschaft sourcing-Option, dem Aufbau im Ausland infolge notwendiger Portfolioanpassungen, um zukünftig noch besser aufgestellt zu sein. Mit Floskeln wie „Am Ende des Tages“, einer wörtlich dem Englischen übernommenen Redewendung, wird Entschlusskraft und Kalkül suggeriert. Management ist eine rationale Angelegenheit, man hat die Planung des Ergebnisses im Griff. …auch mit der Ungewissheit Auf der anderen Seite wird auch Ungewissheit zugelassen, die in knappen Sätzen wie „Die Zukunft bleibt volatil“ zum Ausdruck kommt. Treten vorhersehbare Krisen auf, wird, wie in der Finanzkrise, von unvorhersehbaren Ereignissen, professioneller klingend von 10-Sigma- Events gesprochen und herausgestrichen, dass man vom Ausmaß der Entwicklung tatsächlich wie alle anderen auch überrascht worden ist. Und einschlägige Medien wie das „Wallstreet Journal“ streichen lapidar das Schicksalhafte heraus: „The world’s financial system has broken down. Credit remains constraint, market and regulatory regimes have failed.“ Verursacher? Sie bleiben ungenannt. Consultant Babble Die Quartalsberichterstattungen bewegen sich grundsätzlich in einer beschönigenden, diffus-optimistischen Diktion. Man behauptet, Weltmarktführer hier und dort zu sein, verspricht die Kernkompetenzen auszubauen, überdurchschnittlich zu wachsen, innovativ bleiben zu wollen, noch globaler zu werden, und was am wichtigsten ist, das Ergebnis, die Earnings, stetig verbessern zu wollen. Warum sprechen Manageristen keine authentische, realitätsgetreue Normalsprache? Die Antwort ist einfach: Weil sie selbst keine authentischen Persönlichkeiten Verbale Falschmünzerei gehört zum professionellen Alltag der Manageristen. sind, die den Mut und die Souveränität haben, die Dinge aus eigener Sicht und in eigenen Worten darzustellen, übernehmen sie die Hohl- und Verhehlsprache der Analysten, Fondsmanager, Consultants, um damit die Erwartungen des „Marktes“, wohlgemerkt des Kapitalmarktes, zu erfüllen. Sie glauben, mit den simpelsten Mitteln der Wortmagie die Realität beschönigen oder verdrängen und eine schlechte Nachricht als gute verkaufen zu können. Dabei haben sie diese Sprache nicht einmal selbst erfunden. Ihre Lehrmeister sind die zahllosen Analysten, Consultants und Coaches, von denen sie sich beraten lassen. Diese haben alle die gleichen Business Schools besucht und sprechen alle den gleichen „Consultant Babble“. Ihre Erfüllungsgehilfen sind die Communication Officers mit ihren Investor Relations Teams. Diese haben ein ganzes Repertoire von Begriffen und Ausdrucksweisen entwickelt, das keinem anderen Zweck dient als der systematischen und vorsätzlichen Vernebelung der Realität und BlaBla Kommunikation Kommunikations-Ziele Vorspiegelung falscher Tatsachen, um sich aus der Verantwortung zu stehlen. Lügensprache Weil diese Pseudologie, auf Deutsch Lügensprache, heute weit verbreitet ist und in Manageristenkreisen praktisch zum allgemein akzeptierten Vokabular gehört, könnte man meinen, es sei dagegen kein Kraut gewachsen, und man könne sich dagegen nicht wehren. Das ist jedoch nicht der Fall. Im Gegenteil, es ist ganz einfach: Man muss so einen Manageristen nur auffordern, den Sachverhalt in einfachen Sätzen der deutschen Normalsprache zu formulieren. Kommt er dieser Aufforderung nach und zahlt sprachlich mit echtem Geld, sind Eindeutigkeit und Klarheit und damit der Realitätsbezug wieder hergestellt. Hält er am „Falschgeld“, an seiner euphemistischen, realitätsfremden Ausdrucksweise fest, outet er sich eindeutig als unverbesserlicher Managerist. Kurz: Er ist an seiner Sprache erkennbar. ■ Dr. Julius Lengert Dialog Response Bedürfnissweckung Investor-Relationship Kooperationsangebote Fusion fördern / verhindern Vertrieb vor-und nachbereiten Kundenbindung (Customer care) Customer Relationship Management Imagegewinn oder -änderung Branding (Markenführung) Bekanntheit / Reichweiter Personalakquision Corporate Image (Foto: © Matthias Balzer/PIXELIO) (Grafik: Wikipedia/GFDL/CC-3.0/Bodo Wiska) 2/2011 P.T. MAGAZIN 39

Wirtschaft (Foto: © Egon Häbich/PIXELIO) Glücksspielmonopol wackelt Wird Deutschland 2011 den Sonderweg bei Sportwetten und Online-Glücksspielen verlassen? Der deutsche Sonderweg ist noch nicht zu Ende. Die Entscheidung über einen neuen Glücksspielstaatsvertrag wurde auf die lange Bank geschoben. Im März 2011 wollen die Ministerpräsidenten einen weiteren Anlauf unternehmen, nachdem sie sich im Dezember nicht auf einen neuen Kontrakt einigen konnten. Hausaufgaben nicht gemacht „Teile der Politik haben ihre Hausaufgaben noch nicht gemacht. Dabei existiert durchaus ein gewisser zeitlicher Druck. Denn Ende 2011 läuft das wettbewerbsfeindliche Monopol in seiner jetzigen Form aus. Zudem haben die Richter am EuGH mit ihrem Votum vom September 2010 deutlich gemacht, dass es so in Deutschland nicht weitergehen kann“, sagt der Gaming Law-Experte Dr. Wulf Hambach von der Kanzlei Hambach & Hambach in München. „Dass bisher noch keine vernünftige Lösung gefunden wurde, die eine auch für den Staat in punkto Steueraufkommen und Förderung von Kultur und Spitzensport einträgliche Co-Exis tenz privater und staatlicher Wett anbieter ermöglicht, ist aus Expertensicht unverständlich. Schließlich hat das EuGH-Urteil ganz klar festgehalten: Der Glücksspielstaatsvertrag in seiner jetzigen Form verstößt gegen Europarecht. Der Gesetzentwurf von Union und FDP in Schleswig- Holstein zeigt, wie man es anders und besser machen kann. Im Sinne der Bekämpfung des Schwarzmarktes, eines optimalen Spielerschutzes und einer entschiedenen Suchtbekämpfung wäre eine kon trollierte Liberalisierung des Marktes mit einer Lizenzierung privater Anbieter sicher so eine Art ‚Königsweg’, um aus der verfahrenen Situation herauszukommen“, sagt der Rechtsexperte. Zwei Modelle denkbar In diesem Jahr werden sich die Ministerpräsidenten wohl zwischen zwei Modellen zu entscheiden haben, die derzeit lebhaft diskutiert werden. Die restriktive erste Variante wäre eine Weiterentwicklung des Lotterie- und Sportwettenmonopols. Dabei wären dann Lotterien und Wetten im Internet – beschränkt auf 40 P.T. MAGAZIN 2/2011

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