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P.T. MAGAZIN 02/2011

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Magazin für Wirtschaft und Gesellschaft. Offizielles Informationsmagazin des Wettbewerbs "Großer Preis des Mittelstandes" der Oskar-Patzelt-Stiftung

Wirtschaft Jeder

Wirtschaft Jeder Hundertste Die Insolvenzrechtsreform von 1999 und die Vereinfachungen im Zuge der Novellierung von 2002 haben eine regelrechte Flut von Verbraucherinsolvenzen ausgelöst: 596 000 Verbraucher mussten seit dem Jahr 2000 in die Privatinsolvenz. Damit hat etwa jeder hundertste Erwachsene in Deutschland die Restschuldbefreiung beantragt. Arcandor Die größte Insolvenz des vergangenen Jahrzehnts war die des Handels- und Touristikkonzerns Arcandor 2009. Etwa 52 000 Mitarbeiter sind von der Insolvenz der Unternehmensgruppe betroffen. Im Jahr 2002 fanden zwei Großinsolvenzen statt: Baukonzern Phillip Holzmann mit ca. 23 000 Beschäftigten und Maschinen- und Anlagenbauer Babcock Borsig mit 21 000 Mitarbeitern. Der Möbelhersteller Schieder 2007 und die PIN Group im Jahr 2008 mit jeweils rund 11 000 Beschäftigten zählten ebenfalls zu den ganz großen Firmenzusammenbrüchen des Jahrzehnts. ■ Firma Jahr der Insolvenz Geschäftsfeld Mitarbeiter Honsel AG 2010 Automobilzulieferer 3.000 Arcandor AG 2009 Handels- und Touristikkonzern 52.000 Woolworth Deutschland 2009 Einzelhandels-Discounter 9.300 Qimonda 2009 Chiphersteller, Halbleiter 4.600 Karmann 2009 Automobilzulieferer 3.400 Wadan-Werften 2009 Schiffsbau 2.400 Schiesser 2009 Herstellung von Textilien 2.300 Edscha 2009 Automobilzulieferer 2.300 TMD Friction 2009 Automobilzulieferer 2.300 Escada AG 2009 Bekleidungsindustrie 2.200 PIN Group 2008 Brief, Paketdienst 11.500 SinnLeffers 2008 Textileinzelhandel 4.100 Hertie 2008 Textileinzelhandel 3.400 Schieder Gruppe 2007 Möbel 11.000 Heros Sicherheitsdienste 2006 Wach- und Sicherheitsdienste 5.080 BenQ Mobile 2006 Elektronik, Handy 3.000 NICI AG 2006 Spielwaren 580 Walter Bau 2005 Bauunternehmen 6.900 IhrPlatz Drogerie 2005 Drogeriekette 3.350 Agfa Photo GmbH 2005 Film- und Fotobedarf 1.100 Kögel Fahrzeuge 2004 Fahrzeugbau/Anhänger 2.000 Salamander (Garant Schuh) 2004 Schuhe/Mode 1.600 Kenvelo AG (Jean Pascale) 2004 Mode 1.300 Grundig AG 2003 Unterhaltungselektronik 2.800 Aero Lloyd 2003 Fluggesellschaft/Reiseanbieter 1.400 Eduard Kettner 2003 Jagd-Ausrüster 840 Wiener Wald 2003 Imbiss-Kette 500 Philip Holzmann 2002 Bauunternehmen 23.000 Babcock Borsig 2002 Maschinen und Anlagen 21.000 Kirch Media Gruppe 2002 Medien 10.000 Fairchild Dornier 2002 Flugzeughersteller 3.600 Herlitz AG 2002 Papier- und Schreibwaren 3.500 Sachsenring Automobiltechnik 2002 Autozulieferer 1.400 UFA Theater 2002 Kinobetreiber 1.000 Kinowelt Medien 2001 Medien k. A. FlowTex Technologie 2000 Rohrleitungen, Bohrmaschinen k. A. Rund 372 000 Unternehmensinsolvenzen im letzten Jahrzehnt (Quelle: Bundesverband Deutscher Banken, eig. Recherchen) MÜNCHENBERNSDORFER FOLIEN GMBH www.mb-folien.de Münchenbernsdorfer Folien GmbH Großbockaer Straße 1 07589 Münchenbernsdorf Tel.: +49 (0) 3 66 04 8 09 20 Fax: +49 (0) 3 66 04 8 09 22 Internet: www.mb-folien.de E-Mail: info@mb-folien.de • Mono-/Coexfolien • Folienveredelung • Lager/Versand • Schrumpffolie/Automatenfolie 2/2011 P.T. MAGAZIN 37 • Bedrucken von Folien Preisträger 2009 „Großer Preis des Mittelstandes“

(Foto: © Gerd Altmann/PIXELIO) Die Sprache ist die Mutter der Gedanken, nicht ihr Dienstmädchen. Verbales Falschgeld Wie Manageristen die Sprache missbrauchen „An ihrer Sprache sollt ihr sie erkennen“, lautete schon in den 1920er Jahren der Hinweis des großen Wiener Sprach- und Kulturkritikers Karl Kraus, der mit diesem Satz vor allem vor der Verlogenheit der Presse warnen wollte, die er „die Journaille“ nannte. Er sagte, die Sprache sei die Mutter der Gedanken, nicht ihr Dienstmädchen, und er trat überall dort auf den Plan, wo mit der Sprache Schindluder getrieben wurde, das heißt, wo man durch unlauteren Umgang mit der Sprache Lügen verbreitete. Wie damals zur Zeit der aufkommenden Massenpresse hätte der Sprachkritiker auch heute wieder alle Hände voll zu tun. Nicht nur, dass sich die Massenmedien heute noch krasser und unverhohlener durch Unwahrhaftigkeit hervortun, er hätte es auch noch mit einer ganz neuen Spezies von Sprachverderbern zu tun – den Manageristen. Alltag Die verbale Falschmünzerei gehört zu ihrem professionellen Alltag. Freilich bedient sich auch ein Manager, der den Typus des soliden Unternehmers repräsentiert, bestimmter branchenund berufsspezifischer Ausdrücke und Begriffe, die dem Außenstehenden nicht immer geläufig sind. In den meisten Fällen erschließt sich aber bei näherem Hinhören der Sinn, weil diese Begriffe einen konkreten fachlich-sachlichen Hintergrund und Inhalt haben. Wenn man z. B. wie bei der Siemens AG bis vor nicht allzu langer Zeit von einem „geordneten Geschäftsbetrieb“ oder von „Auslagen im Firmeninteresse“ oder vom Prinzip des „ehrbaren Kaufmanns“ sprach, dann war es jedem klar, was damit gemeint war. „Leisten wir uns den Luxus, eine eigene Meinung zu haben.“ Euphemismus… Otto von Bismarck Der Managerist scheut diese Klarheit, diese Eindeutigkeit wie der Teufel das Weihwasser. Sie ist ihm zu verbindlich. Er möchte aber nicht für seine Worte einstehen, er bedient sich lieber einer Sprechweise, die man euphemistisch nennt. Euphemistisch (zusammengesetzt aus dem griechischen eu = gut und phemi = ich sage) bedeutet „Worte mit guter Bedeutung benutzen, um einen negativen Sachverhalt beschönigend, abmildernd oder in verschleiernder Absicht darzustellen.“ …ist Tarnung In der Rhetorik dient diese Ausdrucksweise dazu, einen unangenehmen Sachverhalt zu tarnen, zu vertuschen oder aufzuwerten, also dem Gesprächspartner durch rhetorische Figuren zu imponieren, zu düpieren und den Sachverhalt zu verbrämen. Die heutigen Manageristen haben sich diese Redeweise so zu eigen gemacht, dass sie praktisch überhaupt keine Normalund Realsprache mehr verwenden. Mitarbeiter werden nicht entlassen. Sie werden ausgestellt, freigestellt, in eine Auffanggesellschaft überführt, der Personalbestand wird heruntergefahren oder abgeschmolzen, Abteilungen werden verschlankt, redimensioniert oder den Betriebserfordernissen angepasst. Der übliche Grund: Man beschränkt sich verstärkt auf Kernaktivitäten. Alles im Griff… Statt offen zuzugeben, dass ein Betriebsteil aufgegeben, verlagert werden soll, spricht man von einem strategischen „Carve-out“, einer Out- 38 P.T. MAGAZIN 2/2011

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