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PT-Magazin 01 2019

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Magazin für Wirtschaft und Gesellschaft. Offizielles Informationsmagazin des Wettbewerbs "Großer Preis des Mittelstandes" der Oskar-Patzelt-Stiftung

PT-MAGAZIN 1/2019 Wirtschaft 30 © Christian Wolter Chaussee von links nach rechts: Bankett/gepflasterte Fahrbahn/ Sommerweg/Typisch ist auch die Bepflanzung beiderseits der Chausse forciert. Als Goethe geboren wurde existierten nur die historischen Wege. Die ersten Kunststraßen und Brückenbauten wurden um 1780 fertiggestellt. In den 1820er Jahren, zu Lebzeiten des reiferen Goethe, besaß Deutschland dann bis auf die östlichen Provinzen Preußens ein dichtes Netz von Chausseen, die die Eilposten der Postverwaltung 8-9 Kilometer pro Stunde vorwärts brachten. 1830 waren die Eilwagen in ganz Deutschland unterwegs. Ende des 18. Jahrhunderts wurden zunehmend bisher unbefestigte Wegeverbindungen zu Chausseen ausgebaut. Erst nun schloss Europa wieder an den technischen Stand des Fernstraßenbaus der Römer an. Das französische Wort Chaussee, das sich vor allem nach der Besetzung durch Napoléon auch im Deutschen verbreitet hat, geht auf das galloromanische „via calciata“ zurück, was Straße mit festgestampften Steinen bedeutet. Die zeitgenössische erste Übersetzung war zunächst Kunststraße, schließlich auch Straßendamm und Hochweg (daraus „Highway“). Eine Chaussee war „ein durch Kunst gemachter erhöhter Weg von Kieß oder zerschlagenen Steinen, wodurch sich ein solcher Weg von einem Damme unterscheidet, welcher mit Steinen gepflastert wird“ (Adlung). Als Deckschicht wurde ein Lehm- Sandgemisch aufgetragen. Die Breite sollte 24-30 Fuß (8-10 Meter) betragen, um Ausweichmöglichkeiten zu bieten. Neben dem © Römerstraße Neckar-Alb-Aare Römerstraße Neckar-Alb-Aare soliden Belag besaß eine Chaussee ein Entwässerungssystem, realisiert durch die leichte Wölbung der durchlässigen Straßendecke kombiniert mit einem ableitendem „Chausseegraben“. Sofern Niederungen durchquert wurde durch erhöhten Fahrdamm auf Hochwassersicherheit geachtet. Meilensteine gehörten zur weiteren Ausstattung. Gefordert wurde die „möglichst geringe Entfernung zwischen zwei Punkten“ und eine geringe Steigung von maximal drei bis fünf Prozent. Zum Schutz vor Sonne und Wind war eine beidseitige Baumbepflanzung typisch. Baubeginn der ersten preußischen Chaussee war 1788. Sie verlief von Magdeburg nach Halle an der Saale und weiter zur sächsischen Landesgrenze bei Leipzig und endete in Großkugel. Fast zeitgleich begannen auch die Arbeiten an der Chaussee von Berlin nach Potsdam. Noch zu Lebzeiten Goethes, von 1827-1830, wurde die Chaussee über den Sankt Gotthard gebaut. Der Nutzen der Chausseen war erheblich. Benötigte eine Postkutsche auf der Landstraße von Kiel nach Altona 16 Stunden, so schrumpfte die Reisezeit auf der 1832 fertiggestellten und sogar etwas längeren Chaussee auf 9 Stunden. Die Fuhrwerke konnten zudem nun die dreifache Last transportieren. Vor dem Beginn der Eisenbahnära erleichterten die Chausseen erheblich den Warenaustausch in der frühen Industriegeschichte. Für jede Meile (7,532484 km) - entsprechend ein bis eineinhalb Wegstunden - war ein Chausseewärter verantwortlich, an den Chausseehäusern war Maut zu entrichten. Die Chausseewärter unterstanden einem für die ganze Straße zuständigen Wegeinspektor, dem Chausseebaumeister. Auf der Chaussee zwischen Nürnberg und Fürth fuhren 1821 täglich zwischen 40-50 Fuhrwerke. 1833 lieferte eine Verkehrszählung dann durchschnittlich 108 Fuhrwerke und 494 Passagiere in Kutschen, dazu kamen 1184 Fußgänger. Goethe wurde 1779 zum Wegebaudirektor im Herzogtum Sachsen-Weimar ernannt, ein Amt das der studierte Jurist bis zum Jahr seiner italienischen Reise ausfüllte. Damit war er zuständig für den Bau und die Reparatur von Straßen und Wegen und den damit verbundenen juristischen und finanziellen Angelegenheiten, der Erhebung von Zöllen und Abgaben. Der Herzog war Inhaber des thüringischen „Geleitregals“, auch „Obergeleit“ genannt, mit dem Recht Straßenbenutzungsgebühren zu erheben. Das Obergeleit war eine sprudelnde Einnahmequelle für die Weimarer Staatskasse. So wurden 1761 damit 12680 Reichstaler erzielt. 1783 führte Goethe eine tägliche Begehung der Straßen durch Wegebauknechte ein, um Schäden sofort zu erkennen. In der Regel reichten die Mittel aber nur für kleinere Reparaturen, wie das Ausfüllen der Wagenspuren mit Steinen. Dazu ließ Goethe in „kleinen Distanzen“ zueinander Steinhaufen aufschichten. Ausbesserungen war Sache der Gemeinden, den Bau bezahlten die Stände. Geldversorgung und Reisekosten Bei Fahrten über größere Distanzen wechselten im Zeitalter der Kleinstaaterei ständig die Währungen, immer wieder musste umgetauscht werden. Für die Einreise in das süddeutsche Währungsgebiet fertigte Goethe Umrechnungstabellen zwischen Talern und Gulden an. Hohe Summen an Gold- oder Silbermünzen mitzuführen war weniger ratsam. Geringe Beträge an Edelmetallwährungen versuchte Goethe sicherlich, wie damals üblich, möglichst raffiniert in der Kutsche und der Kleidung zu verstecken. In Italien wurde Goethe vor allem über das Bankhaus Bethmann in Frankfurt mit Finanzmitteln versorgt. Von Bethmann wurde das Geld an die Bankiers Reck und Lamnit in Venedig über-

© Adrian Michael Chaussee über den Sankt Gotthard wiesen, wo es der Maler „Möller“ - der Deckname unter dem Goethe firmierte - abheben konnte. Auch in Rom und Venedig funktionierte der Geldtransfer auf diese Weise. Die finanzielle Ausstattung wurde von Goethes Diener Seidel von Weimar aus organisiert. Er war der einzige der wußte an wen die Transfers gingen. Das Passwesen Adel und Kirchenvertreter waren viel unterwegs. Auch Kaufleute, Händler, Handwerker, Schausteller und Spielleute reisten häufig. Der größte Teil der Bevölkerung kam aber kaum viel weiter als bis ins Nachbardorf, etwa um dort den Markt zu besuchen. Urlaubs- und Ferienreisen waren weithin völlig unbekannt. Die Möglichkeit zu reisen war für den einfachen Bürger stark eingeschränkt. Ein Untertan benötigte eine Reiseerlaubnis seines Dienstherren und um sich aus seinem Wohnort entfernen zu dürfen benötigte er einen Passierschein. An den Stadttoren und den Grenzen der vielen Kleinstaaten mussten regelmäßig Pässe und Passierscheine präsentiert werden. Selbst Voltaire wurde auf einer Reise nach Berlin zwei Wochen in Kleve festgehalten, weil der Passierschein des Königs nicht eingetroffen war. Ständig stieß der Reisende auf Zollschranken. Torgeld, Straßen- und Brückenmaut und Vorspanngeld musste entrichtet werden. Zudem musste üblicherweise vom Staat in den man einreisen wollte sowie vom Herkunftsstaat eine Genehmigung eingeholt werden. Deshalb musste die Ausländerbehörde angeschrieben werden, beim zuständigen Konsulat vorgesprochen werden oder an der Grenze ein triftiger Grund für die Reise angegeben werden. ˘ 31 PT-MAGAZIN 1/2019 Wirtschaft Die Software für Arbeitssicherheit: www.webinfactory.de Mit myEHS zu mehr Sicherheit in Ihrem Betrieb © Minerva Studio - Fotolia.com myEHS Gefährdungsbeurteilung Mitarbeiter-Unterweisung Störfall-Verteiler Gefahrstoff-Information Ereignis- und Unfalldatenbank Sicherheitsbegehungen Arbeitsplanung Aufgaben-Management Verwaltung von Betriebsanweisungen Fasihi GmbH Donnersbergweg 4 D-67059 Ludwigshafen Tel.: +49 (0)621 520078-0 Fax: +49 (0)621 520078-20 info@fasihi.net www.webinfactory.de PREISTRÄGER Großer Preis des MITTELSTANDES

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