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PT-Magazin_01_2017

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Magazin für Wirtschaft und Gesellschaft. Offizielles Informationsmagazin des Wettbewerbs "Großer Preis des Mittelstandes" der Oskar-Patzelt-Stiftung

Ass im Ärmel Wie man

Ass im Ärmel Wie man auch in ländlichen Regionen ein begehrter Arbeitgeber „hinter Regal und Kasse“ sein kann PT-MAGAZIN 1/2017 Wirtschaft 36 Gerade in strukturschwächeren Gebieten zählen große Unternehmen mit festen Wurzeln in der Region zu den tragenden Säulen der Beschäftigung. Dass die Liebe durchaus gegenseitig sein kann, zeigt das Beispiel Wasgau. Denn der Lebensmittelfilialist profitiert im Gegenzug auch von der breiten Verflechtung im äußersten Südwesten der Republik. Wer mit dem Einkaufswagen durch die Gänge einer der 75 Frischemärkte läuft, kann die mittelständischen Strukturen der WASGAU nur ahnen – gerade dann, wenn es sich um eine der kleineren zwischen 600 und 4.000 Quadratmetern zählenden Filialen handelt. Denn zum einen liegen viele der Geschäfte mit regionalem Schwerpunkt in Rheinland- Pfalz, dem Saarland, dem Nordwesten Baden-Württembergs sowie dem südlichen Hessen weit voneinander entfernt. Zum anderen tritt auch angesichts eines schlanken Verwaltungsanteils ein gutes Viertel der Belegschaft gar nicht an den Verkaufsorten auf. Abteilungen wie die Produktionen von Bäckerei bzw. Metzgerei, Einkauf, Marketing und Vertrieb agieren am zentralen Unternehmenssitz im rheinland-pfälzischen Pirmasens genauso im Hintergrund wie beispielsweise EDV und Controlling oder auch Personalbereich und Qualitätsmanagement; allenfalls die Logistik zeigt vor Ort regelmäßig Flagge über die unternehmenseigene LKW-Flotte, die frische Waren in die Märkte bringt. Standorttreue in den Region(en) Tatsächlich aber machen in summa rund 4.000 Mitarbeiter die Supermarktkette zu einem der größten und zugleich begehrten Arbeitgeber in der Region – streng genommen: in den jeweiligen Regionen der Filialen. Denn anders als beispielsweise bei Industrieunternehmen der Fall, ist bei Lebensmittelfilialisten die Standorttreue in Stein gemeißelt: Wer in Annweiler, Birkenfeld und St. Wendel oder sonst wo etwas verkaufen möchte, der muss genau dort sein Personal vorhalten. Der Trend zur „Amazonisierung“ macht indessen auch im Lebensmittelsektor nicht Halt. Der Onlineverkauf von frischen Lebensmitteln zählt für viele Player auf dem überschaubaren Markt längst nicht mehr zum belächelten Einzelfall. Dass sich die testweisen Lieferservices dabei bislang noch auf Großräume wie Berlin und Hamburg beschränken, dürfte den logistischen Rahmenbedingungen geschuldet sein. Wasgau verfolgt aktuell zwei Onlineprojekte: den WASGAU WeinShop mit einer Auswahl von Weinen aus Deutschland und der ganzen Welt sowie Kaffee24 als Onlineshop rund um die Kaffee-Themenwelt. Personalfindung auch unter regionalen Gesichtspunkten Um der dynamischen Entwicklung gerecht zu werden, ist jedoch auch angesichts einer sehr niedrigen Fluktuation eine stete Erweiterung und Vervollständigung des Teams unabdingbar. Zu den Besonderheiten des Personalmarketings von Wasgau gehört die Breite des Bedarfs: Gesucht werden nicht nur gelernte Kräfte, beispielsweise für Metzgerei, Bäckerei und Verwaltung. In den Märkten oder der Logistik bekommen auch einfacher Qualifizierte ihre Chance, was gerade für die strukturschwächeren Gebiete von großer Bedeutung ist. Eine Personalakquise findet hier ferner jeweils unter Standortgesichtspunkten statt, was für die Suche an sich zwar einen höheren Aufwand mit sich bringt, unterm Strich jedoch die Auswahl der Kandidaten erhöht.

© ars publicandi Mit Work-Life-Balance punkten Den qualifizierten Personalbedarf versucht man weitestgehend aus eigenen Reihen über regelmäßig durchgeführte Berufsausbildungen und duale Studiengänge zu rekrutieren, doch selbst bei einer kontinuierlich sehr hohen Übernahmequote reicht dies nicht immer aus. Gerade beim Führungsnachwuchs müssen immer wieder Absolventen geworben werden. In Konkurrenz zu treten gilt es hier mit Großräumen wie Frankfurt, Stuttgart, München genauso wie mit den regionalen Mitbewerbern aller Branchen. Den Weg nach Pirmasens finden Auswärtige dabei immer mehr über weiche Standortfaktoren wie der hohen Lebensqualität in der Westpfalz. So sind gerade für junge Familien die Baupreise unschlagbar günstig und der umgebende Pfälzerwald mit seiner Nähe zur Rheinebene und dem französischen Elsass hat so einiges für die Work- Life-Balance zu bieten. Funktionierende Mitarbeiterbindung Unter zwei Prozent liegt die Mitarbeiterfluktuation am Firmensitz, in den Märkten etwas darüber. Als mit entscheidend dafür sieht Wasgau-Personalleiter Michael Gieser die angenehme Arbeitsatmosphäre mit flachen Hierarchien und kurzen Wegen zu den Entscheidern, wie sie für Unternehmen dieser Größenordnung untypisch seien. „Zukunft in der Heimat“ stehe aber nicht nur über dem Ausbildungsprogramm geschrieben, die Verwurzelung in der Region ziehe sich letztlich durch das gesamte Unternehmen. „Unsere Mitarbeiter mit regelmäßigen Maßnahmen zur Aus- und Weiterbildung zu entwickeln, bedeutet für uns im gleichen Zug, in die Region zu investieren“, betont Gieser und zieht eine Analogie zum Geschäft: „Das lässt sich in etwa damit vergleichen, dass wir bevorzugt Produkte von Lieferanten aus der Region beziehen und diese hier auch wieder über die Märkte zum Konsumenten bringen.“ Ein Schulungskatalog, der inhaltlich an das Vorbild des Partners REWE angelehnt ist, bietet den Mitarbeitern ein reichhaltiges Seminarangebot. Hoch aufgehängt ist außerdem das Thema Intranet. Hierüber sollen sich alle, von der Führungsebene bis zum Fachverkäufer, in ein und demselben System über betriebliche Interna informieren und austauschen können. Gleichzeitig werden dabei jene Mitarbeiter mitgenommen, die bislang den Neuen Medien gegenüber vielleicht noch weniger aufgeschlossen waren. Bindung und Verbundenheit als Ass im Ärmel Das eine wie das andere schafft ein Wir-Gefühl und wertvolle Bindung zum Arbeitgeber, die zu langen Betriebszugehörigkeiten führen. „Gut 140 Mitarbeiter sind 25 bis 45 Jahre dabei, über 230 zwischen 10 und 20 Jahren“, erklärt Personalleiter Michael Gieser. „Nicht selten gibt es den Fall, dass gleich mehrere Familienangehörige bei uns arbeiten.“ Spiegelt man diese weitreichende Verbundenheit in die Regionen und multipliziert sie mit Bekannten- und Freundeskreis der Mitarbeiter, kommt man auf einen Marketing-Effekt, der durch keine noch so aufwändige Werbung zu erzielen wäre. Denn klar kauft man gern bei einem Unternehmen, in dem die Schwester und der Onkel arbeiten, der Sohn eine Ausbildung macht oder die Eltern des Freunds bis zur Rente beschäftigt waren. Und dass hier dann auch noch die Produkte aus der Nachbarschaft feilgeboten werden, tut der Sache sicherlich keinen Abbruch. ó Andreas Becker, M.A. 37 PT-MAGAZIN 1/2017 Wirtschaft ISC rund-um-sorglos Paket für SAP ® und Microsoft ® · SAP ® Impementierung zum Festpreis · Rechenzentrum mit Hosting oder Outsourcing · Application Management 2016 Sie haben Fragen? Sprechen Sie uns an: ISC AG E-Mail: info@isc-consulting.de, Tel.: 08031 / 220 15 00. Wir freuen uns auf Sie! Weitere Informationen unter www.isc-consulting.de

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