Gesellschaft PT-MAGAZIN 1/2016 8 Fotos: Margrit B. Krueger Wir wissen, dass man nur vom anderen Ufer einen freien Blick auf das Mausoleum hat. Aber da ist militärischer Sicherheitsbereich - haben die ein Rad ab? Okay, bis auf 300 Meter in den Wald am Ufer könnte er uns leiten. Dann wird’s spannend. Vorbei an schwerbewaffneten Posten gehe ich als Fernaufklärer zum Ufer. Fußgänger dürfen doch wohl? Es ist auch kein markantes Verbotsschild zu sehen. Der Plan war einfach: Mein „embedded Fotographer“ Margrit soll „harmlos“ mit verdeckter Nikon zum Ufer gehen. Bobby unterhält sich derweil mit den Posten, ruft an, wenn der Weg frei ist und hält die Posten notfalls vom Schießen ab. Soweit so gut. Ich rolle zügig zur Position, die Posten schreien, doch ich stoppe erst, als der Nano gut steht. Margrit fotografiert „Dauerfeuer“. Ich setze mein „doofstes Gesicht“ auf und frage in bewusst holprigem Englisch, wo das Problem sei, verstehe die Posten nicht, bedanke mich. Die Posten stutzen. Ich lege noch eins drauf und schenke den bewaffneten Polizisten ein Autogramm. Ein „neuer Freund“ lässt sich Rupien für über 300 Euro in die Hand drücken. Dann verschwindet er für fünf Stunden. Dann endlich erfahren wir von Zoom Car per SMS, dass wir zur nepalesischen Grenze fahren dürfen und verlassen Agra in Richtung Varanasi. Was Mekka für Moslems und Jerusalem für Juden und Christen, das ist Varanasi für Hindus – die heiligste unter allen Städten. Seit Jahrtausenden strömen Pilger aus allen Teilen des riesigen indischen Subkontinents in diese uralte Stadt an den Ufern des Ganges, um beim allmorgendlichen rituellen Bad von ihren Sünden befreit zu werden oder durch die Totenverbrennungen an den Ghats den ewigen Kreislauf der Widergeburten zu durchbrechen – Nirvana. Es herrscht absolutes Foto-Verbot. Am nächsten Tag wollen wir ein Boot mieten und vom Wasser aus Fotos schießen. Nach zähen Verhandlungen können wir ein Ruderboot chartern und siehe da – Schwupps! sitzt wieder der ungebetene Guide mit drin! Ausdrücklich geben wir kund, dass wir keinen Guide gefordert haben. Er ließ sich nicht beirren. Wir werden ihn nicht los. Egal, wir wollten unsere Bootsfahrt genießen. Wir erleben religiöse Waschungen im Ganges. Riesige Rauchwolken sind zu sehen. Die Toten-Verbrennungsghats. Margrit hält keiner mehr. Sie hält die außergewöhnlichen Momente mit der Kamera fest. Als wir vom Boot stiegen, wartete schon unser aufdringlicher Rikshafahrer. Inzwischen haben wir gelernt, damit umzugehen und lassen uns zum Hotel fahren. Am nächsten Morgen werden wir vom Hoteldirektor in Richtung nepalesische Grenze durch die Stadt geleitet. In circa sieben Stunden sollen wir in Maharajganj eintreffen, 50 km vor der nepalesischen Grenze. Es werden zehn Stunden. Schlimme brechendvolle Straßen, primitive Ausschilderung, dazu Linksverkehr. Die Grenze nach Nepal ist seit Wochen blockiert. Ob wir durchkommen ist ungewiss. Aufgeben? Nie! Wir sind uns einig und fahren mit einigen Leuten in Richtung Grenze, bis es nicht mehr weitergeht. Die schweren Trucks stauen sich bis zu 60 Kilometer. Die letzten drei Kilometer laufen wir zwischen den LKWs bis zu den Grenzposten. Es geht alles schnell. Banken und Wechselstuben sind geschlossen. Geldtausch ist nur „schwarz“ möglich. Wir passieren die Grenze von Indien nach Nepal. Mit Bustaxi fuhren wir in Richtung Palpa zum Lumbini Medical College. Lumbini ist der Geburtsort des Buddhas, der Ursprung der großen Weltreligion, des Buddhismus. Was für ein Empfang! Das ganze Dorf begrüßt uns mit Blumenketten. Das rote Pulver auf der Stirn rinnt später ins Gesicht. Wir spüren es kaum. Die Situation berührt unser Herz. Ich halte eine kurze Begrüßungsrede, spreche über unsere Mission und übergebe mit Rajiv, dem werdenden Arzt, den Hebammenkoffer. Das Dorf am nächsten Morgen erscheint im Sonnenlicht wunderschön. Durch die unsichere Lage beschließen wir, so schnell wie möglich das Land wieder zu verlassen. Ich drängle, uns bleibt keine Zeit, den Nationalpark in Chitwan zu besuchen. Wie schade! Wir werden gedrängt, wenigstens die Schule zu besuchen. Auch hier noch ein Austausch. Irgendwie traurig, aber froh wegzukommen, fahren wir in Etappen zur Grenze. Drei Tageszeitungen berichten über unsere Mission auf Hindi. Froh, alles heil überstanden zu haben, machen wir uns mobil für die Rücktour nach Delhi. „Incredible India“ – „Unfassbares Indien“ - es passt perfekt. Es ist ein anstrengendes Land. Ein Vielfältiges Land. Was bleibt von Indien im Gedächtnis? Abenteuer? Was ist das? Sich auf Neues und Unvorhergesehenes einlassen. Mut aufbringen. Sich selbst und seine Grenzen erkennen. Sich durchkämpfen, auch wenn es fast ausweglos erscheint. Und danach mehr die „kleinen Dinge des Lebens“ genießen können. Der Rückflug über Dubai zeigt uns noch mal eine ganz andere Welt. Hier leben Völker von allen Kontinenten und aus allen Religionen unter den strengen Gesetzen der Emire friedlich miteinander – alle leben auf hohem Niveau. Es geht, wenn die Regeln von allen akzeptiert werden. ó D-ROLF Rolf Becker, Margrit B. Krueger Wer ist D-ROLF? Aktionskünstler D-Rolf ist „unbestechlich, aber käuflich“. Der Hallenser besuchte nach 1989 alle Kontinente mit dem Trabi und traf u.a. Gorbatschow, Reagan und Merkel. Jetzt war er mit dem Tata Nano auf Hilfsmission im Erdbebengebiet im Nepal.
Apotheker ohne Grenzen www.apotheker-ohne-grenzen.de (München), Geschäftsführerin Ingrid Famula: Im Jahr 2000 gegründeter hocheffektiver Zusammenschluss motivierter Fachleute, die an den Brennpunkten der Krisen der Welt unentgeltlich und unbürokratisch arbeiten: Auf den Philippinen (Taifun); in Westafrika (Ebola), in Nepal (Erdbeben). D-ROLFs wichtigste Anlaufstelle ist die OST-APOTHEKE www.ostapotheke.net (Magdeburg). Petra Isenhut kümmert sich im Verbund der bundesweit rund 220 A-plus Apotheken gemeinsam mit zwei Allgemeinmedizinischen Praxen, einer Praxis für Podologie und weiteren Ärzten unterschiedlicher Fachrichtungen um den Osten von Magdeburg. Apotheker ohne Grenzen ist optimal vernetzt, zum Beispiel mit action medeor. www.medeor.org, 1964 von einem Apotheker in der Nähe von Düsseldorf gegründet, ist es heute das größte Medikamenten-Hilfswerk, mit „Spenden-TÜV“, das auch das DRK und andere Organisationen bei Auslandseinsätzen mit Medikamenten versorgt und eigene „Außenposten“ von Nepal bis Tansania hat. Seit seiner Rallye Magdeburg – Marrakesh 1992 arbeitet der vielfach im Guinnessbuch der Rekorde gelistete D-ROLF www.facebook.com/TheDROLF aktiv im Sinne der NGO, unter anderem brachte er mit action medeor über 20 Dialyse Geräte und einen Unimog-Sankra nach Madagaskar. Landesbeauftragter der action medeor für Sachsen-Anhalt ist Dr. Gerd Petzoldt aus Madgdeburg. Tata ist ein indischer Mischkonzern mit einer halben Million Angestellter, der fast alles vom Wasserhahn bis zum Truck produziert www.tata.com. Seit 2010 baut Tata mit dem Nano das kleinste „brauchbare“ Auto der Welt. Seine Fahreigenschaften sind vergleichbar mit dem VW Polo. Wegen seines unschlagbaren Preises von ca. 2.000 Euro wird er in westeuropäischen Medien boykottiert. Erschwerend wirkte sich das ungeschickte Marketing von Tata aus: Man bewarb ein Auto für „die Armen“, obwohl die sich noch nicht mal Schuhe leisten können. Nach fast 10.000 Kilometer härtester Testfahrt meint D-ROLF: „Der Tata-Nano ist ein anständiger Kleinwagen!“ In Indien ist es wie einst in der DDR: Alles was du über das Land hörst, stimmt. Das Gegenteil auch. Gesellschaft PT-MAGAZIN 1/2016 9
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