Aufrufe
vor 7 Jahren

PT-Magazin 01_2016_Immer wieder Neues wagen

  • Text
  • Unternehmen
  • Wirtschaft
  • Deutschland
  • Deutsche
  • Edding
  • Gesellschaft
  • Deutschen
  • Produkte
  • Welt
  • Gemeinsam
Magazin für Wirtschaft und Gesellschaft. Offizielles Informationsmagazin des Wettbewerbs "Großer Preis des Mittelstandes" der Oskar-Patzelt-Stiftung

Fotos: Margrit B.

Fotos: Margrit B. Krueger Von einem, der auszog … Gesellschaft PT-MAGAZIN 1/2016 Wie ein Hallenser mit einem Tata Nano einen Hebammenkoffer zu den Opfern des Erdbebens nach Nepal brachte, obwohl „die Tante in Pune“ keine Ausländer leiden konnte 6 Was haben eine Drehorgel, ein Trabant und diverse Marketingideen gemeinsam? Nichts, außer ihrem Protagonisten. Das ist D-ROLF. Besser bekannt als Drehorgel-ROLF, aber das klingt nicht mehr ganz so zeitgemäß. Und dabei geht D-ROLF doch mit der Zeit, besser gesagt: Er fährt! Und das um die ganze Welt. Fünf Kontinente hat er bereist, zuletzt quer durch Afrika. Seine Bühne ist die Welt, jeder Marktplatz, Straßenkaffees, das Dach seiner Rennpappe, kurz gesagt, das ganze Leben. Klingt verrückt, ist es auch. Aber das ist es, was D-ROLF liebt und ausmacht. Er provoziert, denkt quer, eckt an, stets mit einer Prise Humor. Seiner eigenwilligen aber erfolgreichen Kreativität scheinen da fast keine Grenzen gesetzt und das über alle Ländergrenzen hinaus. Als der indische Präsident Narendra Modi auf der Internationalen Hannover Messe vollmundig verkündete „Deutschlands Zukunft liegt in Indien!“, da wusste D-ROLF: Er würde als investigativer Sonderkorrespondent des PT- Magazins überprüfen, was einen Mittelständler in Indien erwarten kann. Das ist sein Bericht: Im April 2015 erschütterte das Erdbeben in Nepal die gesamte Welt. Ausgerüstet durch Apotheker ohne Grenzen u. „action medeor“ mit einem Hebammenkoffer für die Poor und Nedy in Nepals Bergen will D-ROLF starten, auf eigene Kosten, mit dem „embedded fotographer“ Margrit B. Krueger geht es auf die gewagte Reise. Mit Sri Lanka Air fliegen wir via Colombo nach Delhi. Ein Kontakt zur ARD und zum Goetheinstitut lässt sich nicht aufbauen. Also suchen wir regionale Partner für einen Nano Kauf. Der Indienexperte Phillipp Pulver empfiehlt uns den Bundesstaat Gujarat. Dort, im “Muni Seva Green Ashram“ erwartet uns Deepak Gadhia, Solargenius, kompetent in indisch-deutschen Fragen. Er hat in Berlin studiert. Aber bereits der Kauf des Autos scheitert an der unerklärlichen 2.000 Jahre alten indischen Bürokratie. Immer wieder kommen Leute, unterbreiten neue Angebote, machen Rückzieher. „Kommt nach Bombay, da klappt fast Alles“ locken neue „Freunde“. Der Besitzer des günstigen Nano ist „die Tante“ weit hinter den Bergen in Pune, der IT-Stadt. Dort hat auch der Pumpenund Armaturenhersteller KSB AG aus Frankenthal (Pfalz) ein großes Werk. Die KSB Niederlassung in Halle/Saale wurde übrigens 2008 Finalist beim „Großen Preis des Mittelstandes“. Also geht die Tour 500 Kilometer weiter Richtung Pune. Dann stellt sich heraus: Die Tante kann keine Ausländer leiden. Es braucht Tage, um einen Strohmann zu engagieren. 420 Jahre lang war Fotos: Margrit B. Krueger

Fotos: Margrit B. Krueger PT-MAGAZIN 1/2016 Goa besetzt, erst von den Spaniern, dann von den Hippies. Ohne Portugiesischen Pass keine sauberen Fahrzeugpapiere, meint unser neuer Freud Antonio aus Lissabon. Sein Vater war zu Zeiten des portugiesischen Diktators Salasar Arzt auf Goa und besaß riesige Ländereien. „Mein Onkel ist der Premierminister Portugals und mit Baroso trinke ich manchmal Kaffee.“ prahlt er. Er sei kurz vor „dem letzten Stempel“ für die Rückübertragung der riesigen Ländereien „… dann bin ich Multimillionär“. Jetzt lebt er noch im Hostel und bietet uns seine Hilfe an. Angeblich ganz einfach: „Ihr gebt mir mit notariellem Schenkungsvertrag 70 000 Rupies – ich kauf mir davon einen Tata und schenk ihn Euch. Das ist 150% safe!“ Er nimmt uns zu wichtigen palavernden Freunden von „Freundschaftsgesellschaften“ mit. Schließlich landen wir bei einem kauzigem Notar. Für circa 11,34 Euro dokumentiert der alles amtlich, was man will. Nun braucht es nur noch potentielle Verkäufer. Aber der Portugiese findet immer neue Formalitäten und Probleme, die den Kauf verhindern. In Indien leben wenige Superreiche und sehr viele sehr Arme. 600 Millionen Menschen haben keine „verwendbaren“ Toiletten. 200 Millionen müssen für weniger als zwei Dollar am Tag schwer schuften. In Bombay gibt es viele riesige Slums – der Dharavi Slum ist der berühmteste. Es gibt streng reglementierte Touristenführungen. Mit einem Sikh an der Seite bestimmen wir unsere Route und die Regeln. Der Sikh klärt uns auf: „Unsere Politiker sind wie Eure. Anstatt unser schönes Bombay in Mumbai umzubenennen, hätten sie lieber ein einziges richtiges Problem lösen sollen“. In den Medien stehen zwar verlockende Nano-Mietangebote – aber alles falsch, nur Marketinggebimmel. Bei Zoom Car finden wir zum Preis eines normalen „PKW mit Fahrer“ endlich ein Nano-Angebot. Zuerst will man uns als Ausländer damit nicht aus Delhi rauslassen. Mit viel Spektakel und einer erneuten Überweisung durch einen anderen Strohmann bekommen wir endlich die Genehmigung, das Auto bis zum Taj Mahal nach Agra, der tausendjährigen Handelsstadt, zu fahren. Ein Foto mit Nano und Taj Mahal - das geht absolut nicht, meint unser „eingeborener“ Freund. Er fährt uns zu den Verbrennungsstätten am Fluss, durch die Altstadt und in eine Ganesh Zeremonie – einfach einzigartig! ˘ Fotos: Margrit B. Krueger

Jahrgänge