Lordschaft auf der Jagd Das Wort „Jaguar“ als Bezeichnung für die Großkatze entstammt der Tupi-Sprache, einer zu den indianischen Sprachen Südamerikas gehörend. Der alte indianische Begriff yaguar hat in etwa die Bedeutung „der Räuber, der seine Beute mit einem einzigen Sprung erlegt“. Überträgt man das auf die Automobilindustrie, so ist er tatsächlich ein Jäger im Premiumsegment. In der Natur hat der Jaguar keinen natürlichen Feind außer dem Menschen. Beim Automobil ist der Mensch eher der Freund und hält sich, gut betucht, gern einen Jaguar, zumal seltener als seine Artgenossen Benz und BMW. Geschichte geschrieben 1922 gründete William Lyons in Blackpool mit William Walmsley das Unternehmen Swallow Sidecars und stellte zunächst Motorradbeiwagen her. Ab 1927 wurden komplette, sportlich-elegante Karosserien hergestellt, zunächst u.a. auf der Basis des Austin Seven, ab 1929 auch für Chassis der Marke Standard. Der Name „Jaguar“ avancierte 1945 zum Markennamen und 1948 stellte Jaguar auf der Motor Show in London den XK 120 vor, der mit seiner Linienführung und ausgezeichneten Fahrleistungen für große Aufmerksamkeit in der ganzen Welt sorgte. 1960 kaufte Lyons von der Birmingham Small Arms Company, dem Hersteller der BSA-, Triumphund Ariel-Motorräder, die Daimler Motor Company, den bis Mitte der 1950er Jahre vom britischen Königshaus bevorzugten Fahrzeughersteller. 1961 wurde in Genf der berühmte E-Type, für den man heute horrende Summen aufruft, vorgestellt. Machen wir einen Sprung ins Heute. Jaguar XF als 3,0 Diesel Der neue, überarbeitete Jaguar XF (als Presse-Testwagen 3,0d) besitzt einen 3,0 Diesel V-Motor mit 300 Pferdchen unter der Haube. Der Selbstzünder mit zwei Turboladern und Registeraufladung tritt kräftig an und beschleunigt lässig durch die Automatic-Gänge bis zur elektronisch begrenzten Höchstgeschwindigkeit von 250 km/h. Aus dem Stand erreicht er Tempo 100 nach 6,2 Sekunden. Für seine volle Kraftentfaltung von 700 Nm dreht er etwas höher - oberhalb 2000/min verwandelt sich der V6 in einen echten, schnellen Jaguar, der seine Beute in einem einzigen Sprung erledigt, aber er bleibt undurstig. Ein Grund für diesen gemäßigten Durst ist, dass die Karosserie zu 75 Prozent aus Aluminium besteht. Damit ist der Jaguar XF je nach Modellvariante bis zu 190 Kilogramm leichter als der Vorgänger. Das präzise Fahrwerk mit seiner feinfühlig-direkten Lenkung passt zum Anspruch, den Jaguar in dieser Klasse lebt. Mit 4,95 Meter Länge fährt der Konkurrent zu Mercedes E-Klasse und 5erBMW agil und steht den beiden in nichts nach, zeigt sich handlich und very british excellently sexy.
Innen geht es digital zu Innen hat man nach dem Schließen der Tür das Gefühl, alles bleibt draußen. Stress, Alltag und die Gewöhnlichkeit der konformistischen Gesellschaft hierzulande. Im Innenraum verbreiten edles Leder mit sichtbaren Nähten, Chrom und Klavierlack eine konservative Behaglichkeit bei modernster Anmutung. Die Beinfreiheit im Fond ist größer als in der E-Klasse Dank längerem Radstand, dabei wird der Kofferraum mit einem Volumen von 540 Litern nicht eingeschränkt. Steigt man ein, „blinkt“ der Startknopf wie eine Herzmaschine und der Automatic-Drehknopf fährt aus der Mittelkonsole. Headup-Display, Navigation und Telefon sowie Klimatisierung funktionieren über Touchscreen. Das Lenkrad ist fast überladen mit Tasten, aber auch das ist reine Gewöhnungssache. Die Kameras bieten Rundumsicht und er kann auch selbstständig einparken per Knopfdruck. Präzise, wie ich feststellen konnte. Wer die vielen Sterne aus Stuttgart und die Rotorblätter aus München in den Fuhrparks nicht mehr sehen kann, hat in der britischen Raubkatze ein wildes Tier, das sich innen ganz handzahm gibt. Trotz stark steigender Zulassungszahlen von Jaguar-Modellen bleibt er ein wenig Exot, ein wenig Klasse für sich - ein Brite mit Adel eben. Prof. Arnd Joachim Garth
12. Jahrgang | Ausgabe 1 | 2016 | I
PT-MAGAZIN 1/2016 Neues wagen! 1945
Laden...
Laden...
Laden...
Copyright © 2006-2017 OPS Netzwerk GmbH.
powered by SITEFORUM
Follow Us
Facebook
Google+