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P.T. MAGAZIN 01/2015

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Magazin für Wirtschaft und Gesellschaft. Offizielles Informationsmagazin des Wettbewerbs "Großer Preis des Mittelstandes" der Oskar-Patzelt-Stiftung

Über den Autor

Über den Autor Wirtschaft 36 Der gute Rat Die Aufstellung eines Beirats Generell gelten heute familiengeführte bzw. familiengeprägte Unternehmen als die „besseren“ Unternehmen. Sie gelten gegenüber den börsennotierten Konzernen als überlegen, weil ein starker Familienverbund langfristig ein besserer Eigentümer sei als eine anonyme Gruppe von Aktionären mit kurzfristigem Ertragsdenken. Unternehmerfamilien sind in der Regel geprägt vom Denken in Generationen. Sie zeigen eine hohe Identifikation mit der Tätigkeit eines Unternehmens. Sie geben dem Unternehmen ein Gesicht nach außen. Und sie tragen das unternehmerische Risiko. Diese „heile Welt“ wird immer wieder gestört durch Berichte über zerstrittene Unternehmerfamilien. Interne Konflikte können für ein Unternehmen PRÄZISIONSWERKZEUGE UND WERKZEUGMASCHINEN AUS EINER HAND www.henka.de Rufen Sei uns an, fordern Sie unseren Katalog oder unseren Außendienst an! Zwickauer Straße 30b 09366 Stollberg/Erz. Tel. 037296 / 54150 | Fax: 037296 / 541517 Email: info@henka.de als professionelles Kontroll- und Aufsichtsgremium Stillstand durch ein Blockieren von wichtigen Entscheidungen bedeuten – und damit existenzbedrohend sein. Für einen Unternehmer muss es oberstes Ziel sein, das Unternehmen, das ja zugleich auch einen beträchtlichen Teil seines Vermögens darstellt, vor derartigen Bedrohungen zu schützen. Manchmal tun sich Unternehmerfamilien schwer damit zu erkennen, dass sie selbst Teil des Problems sind. Dann brauchen sie Personen, die neutrale und erfahrene Ratgeber sind und das Unternehmen vor Stillstand bewahren können. Immer mehr mittelständische Unternehmen haben dies erkannt und unter anderem durch die Etablierung eines qualifiziert besetzten Beirats reagiert. Solche Beiräte sollten weniger mit Personen aus dem eigenen Umfeld („friends and family“), sondern vielmehr mit erfahrenen Unternehmer-Persönlichkeiten besetzt werden, die ihre eigenen Erfahrungen in diese Gremien einbringen können. Gute Unternehmensführung bedeutet dann aber auch festzulegen, wie wesentliche Entscheidungen in einem Unternehmen getroffen werden und damit welche Kompetenzen in Form zustimmungspflichtiger Geschäfte von den Gesellschaftern auf einen Beirat übertragen werden sollen. Bild: wikiImages/pixabay.org (CC0 Public Domain) Die Besetzung des Beirats ist auch sehr stark von der Kultur innerhalb der Gesellschafterfamilie abhängig. Der Grad der Diskussion, den die Gesellschafter über wichtige Fragen der Geschäftsentwicklung und der Zukunft des Unternehmens zulassen, spiegelt sich letztlich in der Zusammensetzung des Beirats wider. Häufig schaffen es nur Unternehmen, bei denen eine klare Trennung von Management und Eigentum erfolgt ist, ihre Beiräte wirklich mit externen unabhängigen Experten zu besetzen. Diese sollen die Geschäftsführung bei der Umsetzung von Strategien aktiv unterstützen, aber zugleich auch die Anteilseigner beraten und zwischen den Parteien im Konfliktfall moderieren. Ganz wesentlich für die Qualität der Beiratsarbeit ist die qualifizierte Zusammensetzung und seine stringente Arbeitsweise. Nachfolgend einige „Spielregeln“, bei deren Beachtung Beiräte zu einem Erfolgsmodell werden können: Bei der Auswahl von Beiratsmitgliedern gelten unternehmerische P.T. MAGAZIN 1/2015 Loyal, unabhängig, kompetent: Ein Unternehmensbeirat erfasst die Dinge mitunter klarer, als es „friends & family“ können. In der Politik gilt seit jeher übrigens dasselbe. Kompetenzen, Integrität und Loyalität sowie das Engagement, das ein Beiratsmitglied zu erbringen bereit ist. Beiratsmitglieder müssen materiell, emotional und persönlich unabhängig sein. Ein Beiratsmitglied muss ausreichend Zeit mitbringen können, um sich gewissenhaft mit den relevanten Themen in einem Unternehmen zu befassen. Die Besetzung des Beirats mit dem Unternehmen nahestehenden Beratern kann bei diesen zu Interessenkonflikten führen. Diesem Personenkreis fehlt darüber hinaus oft das für die Arbeit im Beirat wertvolle operative Management-Know-how in einer Branche. Die Vergütung der Beiratsmitglieder sollte den Anforderungen, die an sie gestellt werden, entsprechen. Lieber einen Beirat mit wenigen Personen, aber dafür sehr qualifiziert besetzen und seine Mitglieder angemessen honorieren. Hier sollte die Richtschnur die Vergütung von qualifizierten Beratern sein oder auch die Relation zur Vergütung der Geschäftsführer. Wenn Beiratsmitglieder keine operative Verantwortung mehr tragen, sollten sie zumindest die aktuellen Anforderungen des Marktumfeldes des betreffenden Unternehmens kennen und angemessen beurteilen können. Dies kann sich z. B. aus der Tätigkeit in mehreren anderen Beiräten herleiten. Prominente Manager und Persönlichkeiten des öffentlichen Lebens sind im Zweifel weniger geeignet für die Besetzung von Beiräten in Familienunternehmen. Dr. Klaus Weigel ist seit 2006 Geschäftsführender Gesellschafter der WP Board & Finance GmbH, Bad Homburg v. d. Höhe. Er war zuvor 25 Jahre für verschiedene Banken im Corporate-Finance- und Private-Equity- Geschäft in leitender Funktion und als Mitglied in Beiräten und Aufsichtsräten tätig. Er ist ferner Mitgründer und Vorstandsmitglied des Verbands Aufsichtsräte Mittelstand in Deutschland e.V. (ArMiD). In diesem Zusammenhang sei auf den vor zwei Jahren gegründeten Verband Aufsichtsräte Mittelstand in Deutschland e.V. (ArMiD) verwiesen, der mehrmals im Jahr seine Mitglieder und darüber hinaus aktive Mandatsträger insbesondere in Familienunternehmen zur Diskussion über praktische Fragen der Arbeit von und in Beiräten bzw. Aufsichtsräten einlädt und durch den Erfahrungsaustausch unter Mandatsträgern zu einer Entwicklung von Best-Practice- Empfehlungen für die Arbeit in Kontrollund Aufsichtsgremien beitragen möchte. Der Verband will zugleich das in weiten Teilen der Bevölkerung negative Bild von Aufsichtsräten und Beiräten verbessern und korrigieren helfen und sich letztlich auch für die Politik als Gesprächspartner anbieten. Die professionelle Zusammensetzung und Arbeit eines Beirats ist ein immer wichtigeres Vertrauensmerkmal für Eigen- und Fremdkapitalgeber unabhängig von der Unternehmensgröße. Diese Investorengruppen haben ihre Anforderungen an die Professionalität der Mitglieder im Kontroll- und Aufsichtsgremium in den vergangenen Jahren deutlich angehoben. Nur wenn der Beirat zugleich Kontrolleur und strategischer Sparrings-Partner der Geschäftsführung ist, kann er das Unternehmen im Sinne der Gesellschafter nachhaltig weiterentwickeln. Ein hochqualifiziert besetzter Beirat ist damit ein strategisches Instrument zur Sicherung der Unternehmenszukunft und hilft, unternehmerisches Vermögen zu erhalten und zu mehren. Dabei können die Gesellschafter entweder qualifizierte Persönlichkeiten selber identifizieren und ansprechen. Oder aber sie bedienen sich von auf diesem Gebiet spezialisierten Beratern mit entsprechenden Netzwerken. Professionelle Dienstleister erweitern den Kreis qualifizierter Beiratskandidaten. Auf jeden Fall sollte man sich für die Auswahl der Mitglieder eines Beirats mindestens so viel Zeit nehmen wie für die Ausarbeitung der Beiratsordnung. • Klaus Weigel 2007 Preisträger „Großer Preis des Mittelstandes“

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