Wirtschaft Service zieht in Technologie-Branche ein Abschied von der Selbstverliebtheit der Ingenieure (www.ne-na.de) - Jahrelang wurden Computer mit schnelleren Chips, größeren Speichern, höher auflösenden Bildschirmen und einer unendlichen Vielfalt an neuen Funktionen ausgestattet. „Diese Produkt-Philosophie hat sich schon lange erledigt. Entscheidend ist, was der Kunde vom Endgerät erwartet und nicht der Entwicklungsingenieur“, so Peter B. Záboji, Chairman vom After Sales-Spezialisten Bitronic in Frankfurt am Main. So sei zwar der Apple I-Erfinder Steve Wozniak ohne Zweifel ein begnadeter Mathematiker und Computeringenieur. „Was er allerdings nicht ist, ein Marketinggenie“, meint der ITK-Experte Záboji. Marketing Von Anfang an war Apple als Marketing-Unternehmen konzipiert: „Das Produkt wird sich mit anderen Worten danach richten, welche Wünsche und Anforderungen die Marketing-Abteilung bei den Kunden finden wird. Das ist das genaue Gegenteil von einem Ort, wo Ingenieure einfach das konstruieren, was ihnen Spaß macht, und das Marketing anschließend Wege findet, um das Produkt zu vermarkten“, so Wozniak. Genau das sei der Grund, warum der Apple-Veteran nur noch über alte Zeiten sinniert und gleichzeitig Steve Jobs zu den erfolgreichsten IT- Unternehmern der Welt aufgestiegen ist, erklärt Záboji. Über den Nutzen Der Erfolg der Apps für Smartphones zeige sehr deutlich, dass man in der IT-Branche neue Geschäftsmodelle nur über den Nutzen etablieren kann und nicht über das Formulieren und Transportieren von technischen Features, sagt Oliver Kaltner, Country Manager Entertainment & Devices bei Microsoft Deutschland und ehemaliger Geschäftsführer der Sony Deutschland GmbH. Der „Erotikfaktor“ eines Betriebssystems wie Windows 7 sei relativ bescheiden. „Bei Windows 7 haben wir uns deshalb mit der Firmenzentrale in Redmond auf zwei Strategieaspekte verständigt. Nummer eins: Wir konzentrieren uns auf vier einfache Botschaften. Windows 7 macht Deine Maschine schneller, gibt Dir eine bessere Struktur mit einer intuitiven Benutzeroberfläche, macht Dein System sicherer und richtet Dir das Betriebssystem nach Deinen Wünschen ein. Nummer zwei: Wir lassen diejenigen über die vier Botschaften sprechen, die am Ende des Tages das Produkt auch nutzen“, so Kaltner. Praktisch Auch Michael Dell hat begriffen, dass er mit dem Hardware-Geschäft sein 30 P.T. MAGAZIN 1/2011
Wirtschaft Unternehmen nicht in die Zukunft retten kann. Er setzt auf Hightech-Dienstleistungen, die er an Unternehmen und andere Großkunden wie Krankenhäuser verkauft. „Ein Beispiel: Bislang gehen Ärzte bei der Visite von Patient zu Patient, wo sie sich jedes Mal das Krankenblatt durchlesen. Mit Software von dem übernommenen Unternehmen Perot bietet Dell nun ein System an, mit dem sich die Ärzte in jedem Zimmer in einen PC einloggen können, um von dort aktuelle Patientendaten einsehen zu können. Derzeit läuft ein Pilotprogramm in elf Kliniken in sechs Ländern, darunter Deutschland. Erzielte Dell 2000 nur eine halbe Milliarde Dollar mit IT-Service, so sind es derzeit 16 Mrd. Dollar – mehr als 30% vom Gesamtumsatz“, berichtet „Zeit Online“. In den nächsten vier Jahren soll das Dienstleistungsgeschäft mehr als 30 Mrd. Dollar ausmachen. TK-Markt wird schrumpfen Auch in der Telekommunikation gibt es diese tektonischen Verschiebungen: Laut Jürgen Signer, seit Anfang Steve Jobs – einer der erfolgreichsten IT- Unternehmer der Welt (Foto: Wikipedia/GFDL/CC 3.0/Matt Johe) August Chef der Aastra-Gruppe in Deutschland, generiert der Hersteller rund 40% seiner Umsätze mit Applikationen. Grundsätzlich wird Aastra nach eigenen Angaben verstärkt auf Kooperationen mit Partnern setzen. (Foto: PresseBox) Michael Dell – setzt auf Hightech-Dienstleistungen Ein Indiz dafür ist die Zusammenarbeit mit Microsoft: In enger Abstimmung mit dem Unternehmen hat Aastra die beiden IP-Telefone Aastra 6721ip und 6725ip für den Microsoft Communications Server Lync entwickelt. Ein weiterer Aastra-Partner ist der Netzwerkausstatter HP Networking. In Deutschland sucht der Hersteller zudem den Kontakt mit Carriern, um mit ihnen gemeinsam Lösungen anzubieten. „Der klassische TK-Markt, den wir als Hersteller bedienen, wird schrumpfen“, erklärt Signer im Interview mit der Fachzeitschrift „Telecom Handel“. ■ Gunnar Sohn
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