Oskar-Patzelt-Stiftung Die Stunde des Mittelstands Mittelstand – das hat nichts mit Mittelmäßigkeit, mit Langeweile, mit Mangel an Aufregung und Abenteuer zu tun. Im Gegenteil. Unternehmerischer Mittelstand – das ist der Jungbrunnen jeder Volkswirtschaft. ihnen erlauben, Eigenkapital aufzubauen, um unvermeidbare Schwierigkeiten aus eigener Kraft zu lösen. Sie darf die Substanz der Unternehmen nicht besteuern. Doch davon ist die deutsche Gesellschaft seit den 1950er Jahren immer weiter abgerückt. Prof. Dr. Arnold Weissman „Im Jahr 2012 werden die 40 größten Familienkonzerne zusammen größer sein als die 40 größten Publikumsgesellschaften.“ Wer ist das, der sich derart aus dem Fenster lehnt, kurz nach der Weltfinanzkrise, und eine solche stolze Prognose wagt? Es ist Prof. Dr. Arnold Weissman. Er kennt die Auswirkungen strategischen Denkens aus der eigenen Praxis. Er übernahm im Alter von 21 Jahren den verschuldeten elterlichen Betrieb in Hof, führte ihn zum Erfolg und verkaufte das inzwischen erfolgreiche Unternehmen an einen französischen Mineralölkonzern. Seit 1987 ist er Professor für Betriebswirtschaft an der FH Regensburg und Unternehmensberater. Sein Buch „Die großen Strategien für den Mittelstand“ zeigt Schlüsselelemente einer guten Strategie: Klare Positionierung, deutliche Firmenvision, konsequente Umsetzung. Wie entsteht eine Firma? Jede Volkswirtschaft hat gern strukturbestimmende Großunternehmen. Das macht der Politik die Arbeit national leichter und bringt international Einfluss und Renommee. Aber Familienunternehmen wie die Otto-Group oder die Robert Bosch GmbH und Kapitalgesellschaften wie Daimler oder Siemens fallen nicht vom Himmel. Jedes Großunternehmen hat irgendwann als Kleinunternehmen angefangen. Seit Werner Otto 1949 in Hamburg mit einem Schuhversand begann, wurden in Deutschland bis heute mehr als 30 Millionen Unternehmen gegründet. Die meisten davon kennt niemand mehr. Ganze drei Millionen sind heute in der Umsatzsteuerstatistik als „lebend“ erfasst. Von diesen stehen Hunderttausende allerdings nur auf dem Papier als „Steuersubjekt“ des Fiskus. Ihre Umsätze ernähren kaum den Gründer und erst recht keine Mitarbeiter. Aller Anfang ist schwer (Foto: Campus Verlag) Es ist eine einfache Botschaft: Der Bauer, der im Herbst ernten will, muss im Frühjahr säen und im Sommer pflegen. Und die Volkswirtschaft, die über starke Firmen verfügen will, muss in den Jahrzehnten davor millionenfach zur Existenzgründung ermutigen. Sie muss Kleinunternehmen helfen, über die schwierigen ersten Jahre zu kommen. Sie muss Mittelständlern unter die Arme greifen. Sie darf ihnen keine Steine in den Weg legen. Sie muss Eine Gesellschaft, die Arbeitsplätze will, braucht Unternehmen. Und wer Unternehmen will, braucht Unternehmer. Anders geht es nicht. Wohin es führt, wenn eine Gesellschaft meint, auf die differenzierte Kompetenz und Verantwortungsübernahme hunderttausender unternehmerischer Persönlichkeiten verzichten zu können und stattdessen die Millionen täglicher wirtschaftlicher Entscheidungen in die Hände von parteipolitisch zertifizierten Bürokraten legt, hat der unaufhaltsame wirtschaftliche Niedergang der Ostblockstaaten gezeigt. Fürsprecher aus der Wissenschaft Wie Prof. Weissman vertraut auch Prof. Roland Alter aus Heilbronn auf den unternehmerischen Mittelstand. Gemeinsam mit Christian Kalkbrenner analysierte er die „Bambus-Strategien“ mittelständischen Erfolgs. Ihr Buch dazu wurde als „Mittelstands- Buch 2010“ von der Oskar-Patzelt-Stiftung ausgezeichnet. Betriebswirtschaftler Prof. Rupert Gramss, Hochschule Weihenstephan, gehört wie Weissman zu den wenigen Professoren, die nicht nur über Unternehmer reden können, sondern selbst Unternehmer sind. Mit der elterlichen Bäckerei wurde er im Jahr 2001 Preisträger beim „Großen Preis des Mittelstandes“. Heute betreibt er neben seiner Lehrtätigkeit an der Hochschule die Trosdorfer Landbäckerei GmbH und ist im Ehrenamt Mitglied des Kuratoriums und des Wissenschaftlichen Beirates der Oskar-Patzelt-Stiftung. Der Beirat wird geleitet von Prof. Dr. Jörn-Axel Meyer, Leiter des Instituts für Kleine und mittlere Unternehmen (DIKMU) in Berlin. 18 P.T. MAGAZIN 1/2011
Oskar-Patzelt-Stiftung Großer Preis des Mittelstandes Seit 1994 wird der Wettbewerb „Großer Preis des Mittelstandes“ jährlich ausgeschrieben. Die besten mittelständischen Unternehmen können hier diskutiert, nominiert, bewertet und ausgezeichnet werden. Tausende Diskussionen in hunderten Kommunen und Betrieben finden jährlich in der Nominierungsphase statt. Das ist Demokratieförderung, Bürgerbeteiligung pur. Die nominierten Unternehmen werden nicht nur nach rein betriebswirtschaftlichen Kriterien bewertet, sondern in ihrer Gesamtheit und in ihrer Rolle in der Gesellschaft. Corporate Social Responsibility wird gemessen durch die Wettbewerbskriterien 2 (Schaffung und Sicherung von Arbeits- und Ausbildungsplätzen) und 4 (Engagement in der Region). Leistungen in Forschung und Entwicklung werden gemessen durch die Wettbewerbskriterien 3 (Innovation und Modernisierung) und 5 (Marketing und Kommunikation). Das Konzept der Nachhaltigkeit wird gemessen durch die Wettbewerbskriterien 1 (Gesamtentwicklung des Unternehmens), durch die Gesamtheit der fünf Wettbewerbskriterien und durch die Unternehmensbiographie. Gemeinwohl und Gemeinnutz Die Stiftungsarbeit orientiert sich ausschließlich am Gemeinwohl. Sie versteht sich als Kristallisationspunkt vielfältigen bürgerschaftlichen Engagements. Sie verzichtet bewusst auf wirtschaftliche Tätigkeiten wie das Erheben von Teilnahme- oder Bearbeitungsgebühren, obwohl inzwischen jährlich weit über 3.000 Nominierungen zu bearbeiten und zahlreiche Veranstaltungen und Veröffentlichungen zu organisieren sind. Mangels Einnahmen kann die Stiftung auch niemanden für seine Dienste bezahlen. Sie ist vollständig ehrenamtlich organisiert und ausschließlich privat finanziert – durch Werbesponsoring von Partnern und ehrenamtlich Tätigen und Civil- Private-Partnership. Die jährlichen Gesamtleistungen betragen über 1 Mio. Euro. Dabei wird kein einziger Euro Steuergelder verbraucht. Aus Sicht des Finanzamts ist die Stiftung dennoch nicht gemeinnützig – weil im Fokus der Tätigkeit Unternehmen stehen, das sei Wirtschaftsförderung, und das könne nicht gemeinnützig sein. Nicht hoch genug zu schätzen ist das vollständig ehrenamtliche langjährige Engagement von insgesamt ca. 200 Persönlichkeiten aus Wirtschaft, Politik und Verwaltung in den verschiedenen Gremien der Stiftung: Präsidium, Kuratorium, Vorstand, 13 Jurys mit ca. 100 Juroren, 40 regionale Servicestellen, sechs Botschafter, Wissenschaftlicher Beirat, Unternehmerbeirat, jährlich ca. zehn bundesweite und 50 regionale Veranstaltungen, jährlich hunderte Presseberichte… Die Stunde des Mittelstands Die älteste Firma, die jemals beim „Großen Preis des Mittelstandes“ ausgezeichnet wurde und 2010 eine Ehrenplakette erhielt, ist die Fessler Mühle im baden-württembergischen Sersheim. Sie wurde erstmals 1396 urkundlich erwähnt. Die N. L. Chrestensen Erfurter Samen- und Pflanzenzucht GmbH, Preisträger 2010 beim „Großen Preis des Mittelstandes“, begann ihre Tätigkeit noch vor Gründung des Deutschen Kaiserreichs 1871. Sie überlebte den Ersten Weltkrieg, die Revolution, die Weimarer Republik, das Dritte Reich und den Zweiten Weltkrieg, den Sozialismus und die Enteignung unter Honecker 1972 und wurde in den 90er Jahren reprivatisiert. Sie hat sechs Staatsformen und Dutzende Regierungswechsel überlebt, ist nach wie vor innovativ und weltweit tätig und beschäftigt weit über 100 Mitarbeiter. Die brandenburgische Schoepe Display GmbH wurde erst 1984 gegründet. Mehr als 170 Mitarbeiter freuten sich im vergangenen Herbst über die Auszeichnung als „Premier-Finalist“ 2010 beim „Großen Preis des Mittelstandes“. Jedes Jahr werden mehrere hunderttausend neue Gewerbe angemeldet. Die meisten davon gibt es sieben Jahre später nicht mehr. Manche aber bleiben bestehen. Sie überwinden Krisen. Sie überstehen Kriege. Sie überleben Währungsreformen und Regierungswechsel. Aus Sicht der Oskar-Patzelt- Stiftung sind mittelständische Unternehmen der Jungbrunnen jeder Volkswirtschaft. Wer den Mut hat, auf eigenes Risiko Arbeit für sich selbst und andere zu organisieren, gehört zu den Zugpferden jeder Gesellschaft. Das sollte öffentlich mehr als bisher gewürdigt werden. ■ Großer Preis des Mittelstandes Organigramm Präsidium Kuratorium Wissenschaftlicher Beirat Unternehmerbeirat 40 regionale Servicestellen Botschafter Brainstorming / Strategieberatung Großer Preis des Mittelstandes Oskar-Patzelt-Stiftung www.mittelstandspreis.com Vorstand • Pressebeauftragter • Beauftragter für regionale Servicestellen • Qualitätsbeauftragter Abschlussjury Regionaljury BaWü Regionaljury Bayern Regionaljury B/Br Regionaljury Hessen Regionaljury MV Regionaljury NS/HB Regionaljury NRW Regionaljury Rhein/Saarl Regionaljury Sachsen Regionaljury Sa.-Anhalt Regionaljury S-H/HH Regionaljury Thüringen (Quelle: Oskar-Patzelt-Stiftung) 1/2011 P.T. MAGAZIN 19
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