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PT-Magazi 04 2018

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Magazin für Wirtschaft und Gesellschaft. Offizielles Informationsmagazin des Wettbewerbs "Großer Preis des Mittelstandes" der Oskar-Patzelt-Stiftung

© W.R.Garth,

© W.R.Garth, Tesla-Motors Morgen schon Heute erfahren Lifestyle | Auto PT-MAGAZIN 4/2018 56 Vor kurzem stolperte ich über das norwegische Wort „rekkeviddeangst“, ein Neologismus, der die Angst bezeichnet, mit dem Elektroauto liegen zu bleiben. Norwegisch daher, da Norwegen als Vorreiter in der Akzeptanz der Elektromobilität in Europa gilt. Während in Deutschland die Politik und allen voran die konventionelle Automobilindustrie sich in Studien rettet, darf der smarte Elektrofahrzeugbesitzer in Norwegen auf der Busspur am Stau vorbeiziehen, an 7.000 öffentlichen Ladesäulen kostenlos parken und dabei Strom tanken. Sämtliche Steuern und Mautgebühren entfallen ebenfalls. So fällt es einem leicht, umzudenken und umzusteigen. Ich stelle mich also dem Totschlagargument der Automobil-Fossilien und trete meiner „rekkeviddeangst“ entgegen. Von Berlin bis zum Schloss Neuschwanstein im Allgäu und zurück. Großstadt, Autobahn, Landstraße, Alpen – über 1400 Kilometer für ein Elektrofahrzeug? Meine Ausrüstung für diese Tour kann sich sehen lassen. Tesla Motors Deutschland stellt uns ein bildhübsches perlweißes Model S 100D zur Verfügung. Das selbstbewusste Auftreten der modernen Luxuslimousine wird von überzeugenden schwarzen 21-Zoll Karbonfelgen unterstrichen, die jeden Zweifler verstummen lassen. Mein optisches Empfinden ist hoch elektrisiert. Elegant schwingt der Tesla mir seine chromverzierten Türgriffe entgegen und lädt mich ein, Platz zu nehmen. Ich finde mich auf einem Sitz wieder, auf dem ich mich schon vor Reisebeginn angekommen fühle, mein Blick schweift über ein anmutiges, minimalistisches Cockpit, mit fein gemasertem Eschenholz und einem unvergleichlich modernen Habitus. Solch Design und solche Materialien helfen auch über die etwas groben Spaltmaße hinweg, die transatlantische Autobauer stets zu plagen scheinen. Ein leichtes Tippen am Ganghebel hinter dem Lenkrad und der Wagen schwebt leise vom Hof. Wenn einem die Voltpferde per Kickdown packen, verschwimmt die Realität. Die zwei Tonnen schwere, voll ausgestattete Luxuslimousine katapultiert uns in knapp 4 Sekunden in eine andere Dimension. Begeisterte Fassungslosigkeit mit Achterbahngefühlen- die Assoziation zu Mel Brooks‘ Spaceballs ist geweckt. Während mein Physikverständnis noch nach Antworten sucht, versteht mein Gleichgewichtsorgan recht schnell, dass so eine brachiale Kraftentfaltung nicht mit Lärm einhergehen muss. Nur das motivierende Surren des scheinbar eingebauten Warp-Antriebs komplettiert das hochemotionale Empfinden. Der Erwachsene in mir kalkuliert, dass ich mit diesen Beschleunigungsorgien zu Lasten der Reichweite haushalten sollte, das Kind in mir ist bereits süchtig. Bei den letzten Erledigungen in der Hauptstadt fällt mir auf, dass der Tesla Model S Menschen mit seinem akustischen Understatement begeistert. Wo ich stehe, bilden sich Menschentrauben, es wird diskutiert, an der Ampel kommt jemand an die Scheibe und stellt Fragen. Ich bin kein lauter Angeber, dem man den Erfolg neidet, ich bin ein smarter Yuppie, der nebenbei die Welt zu retten scheint. Die Ampel schaltet auf grün, das Wurmloch öffnet sich und ich beame mich an einen anderen Ort. Statt blauem Dunst hinterlasse ich Begeisterung. Auf dem riesigen 17-Zoll Display zeigt mir der Tesla meine Route ins Allgäu an, an welchem Supercharger ich mit wieviel Restladung ankomme, wie lange ich dort laden muss, wie viele Ladeplätze frei sind und was es vor Ort für Möglichkeiten gibt, die 60-80 Minuten Ladezeit zu verbringen, bis der Wagen wieder vollgeladen ist. Generell steuere ich alle Funktionen des Wagens über das hochauflösende, großzügige Display, das teilbar ist und mir stets alle wichtigen Funktionen anzeigt, während ich zum Beispiel durch den integrierten

Spotify-Account stöbere. Dass man da schnell mal abgelenkt wird, kann durchaus passieren, dagegen hilft ein doppeltes Ziehen am Tempomat und der Tesla übernimmt das Fahren autonom, das auch tatsächlich sicher und souverän. So bewegt einen die Zukunft, mir wird nichts diktiert, aber auf Wunsch unterstützt mich das Fahrzeug, wo es kann. Der erste Stopp ist der Tesla Supercharger in Nempitz bei Leipzig, knapp 180 km entfernt, erstmal auf Nummer sicher gehen. Vom Beschleunigungsstreifen aus starte ich durch. Wir werden in die Sitze gedrückt, blitzartig bei 250km/h. Daran kann man sich gewöhnen. Ich halte die wahnwitzige Geschwindigkeit, bis ich merke, dass der Tesla beginnt, seine Restreichweitenprognose stark nach unten zu korrigieren. Fuß vom Strom, Autopilot an und wieder zurück auf der Erde, gleite ich tiefenentspannt mit 150km/h dahin. Knappe zwei Stunden später surre ich lautlos und dank hervorragender Rückfahrkamera problemlos an die Ladebuchse, mit erstaunlichen 40% Restladung. Ich nehme die Strompistole vom Supercharger, nähere mich dem Heck, der Tesla schwingt devot seine Rückleuchte auf, eingesteckt, fertig. Im Display lese ich, dass die Batterie in 60 Minuten wieder voll ist, also Proviantkiste plündern und ab ins Rückbank- Wohnzimmer. Die nächste Etappe ist 360 km weit. Diesmal soll der Tesla mit 30 % Restakku auflaufen. Durch meine sportive Fahrweise kommen wir tatsächlich mit 20 % an. Zeit für ein kleines Nickerchen. Durch die noch etwas ausbaufähige Infrastruktur an Powerchargern lade ich nochmal kurz hinter München und wir erreichen den Zielort mit einem zur Hälfte geladenen Fahrzeug. Insgesamt also drei Stunden Pause auf einer 700 km langen Fahrt, das erscheint viel und langwierig, aber die Pausen entschleunigen und entspannen. Nach zehn Stunden Fahrt sind wir am Ziel - keine Sitzbeschwerden, keine Müdigkeit, von rekkeviddeangst keine Spur. In Hohenschwangau entdecke ich wiederum etwas, wofür ich ein Wort gefunden habe. Diesmal Deutsch, es ist „Energietourismus“. Im mit Google Maps verknüpften Navigationssystem des Model S erkenne ich einen Powercharger kurz hinter der österreichischen Grenze. Auf dem Weg dorthin werden wir Energietouristen. Tesla schafft einen Weg zu gehen, der bei anderen noch als Konzept gilt und nicht einschränkt, sondern entspannt. Wenn so die Mobilität der Zukunft aussieht, verflüchtet sich jegliche „rekkeviddeangst“. ó Wilhelm-Rafael Garth & Prof. Arnd Joachim Garth 57 © W.R.Garth, Tesla-Motors PT-MAGAZIN 4/2018 Lifestyle | Auto

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