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Buch 25 Jahre Großer Preis des Mittelstandes

Großer Preis des Mittelstandes, 25 Jahre

2005 – 2009 15

2005 – 2009 15 Jahre Wettbewerb 46 Manchmal kommen die Probleme aus Ecken, wo man sie beim besten Willen nicht vermutet: Seit 1998 hatte die Stiftung einen Markenrechtsstreit mit der Academy of Motion Picture Arts and Sciences, USA, Hollywood. Wie jetzt, fragen Sie vielleicht. DAS Hollywood? Tatsächlich! Das Hollywood. Diese ehrwürdige Institution, die für die Ewigkeit gemacht schien, hatte Angst. Und zwar vor der Stiftung Oskar Patzelt, der Namensgeber der Stiftung, erhielt 2005 die Goldene Ehrennadel. mit dem Mittelstandswettbewerb. Hollywood beklagte eine angebliche Verwechslungsgefahr der ursprünglich von der Stiftung eingetragenen Marke mit der Hollywood-Marke „Oscar”. Also wirklich, Hollywood kümmert sich um alles Mögliche – aber um den deutschen Mittelstand? Auf solch eine Idee muss man erst mal kommen. Wie auch immer, die kleine, ehrenamtlich arbeitende Stiftung aus Leipzig hielt in diesem Streit sieben Jahre stand. Schließlich war Oskar Patzelt der Schwiegervater des Stifters Helfried Schmidt. Und auch das Bundespatentamt hatte doch immer geschrieben: Oskar – das ist inzwischen ein Synonym für Auszeichnungen und Wettbewerbe. Allein in Deutschland gab es weit über 100 im Markenregister eingetragene Marken, die alle irgendwie den Begriff „Oskar“ enthielten. Weltweit waren das Tausende. Und bei solch einer überragenden Marktgeltung verkehrt sich das Schutzrecht ins Gegenteil. Da kann man irgendwann den Begriff nicht mehr schützen. Es kann ja auch keiner den Begriff „Deutschland“ oder „Amerika“ als Marke anmelden. Fleißig und bissig Aber ein fleißiger, bissiger Anwalt genügt, um das alles zu ändern. Ein solcher Anwalt hatte sich das Hollywood-Mandat geholt. Er hatte es einer renommierten Düsseldorfer Kanzlei mit Dutzenden Professoren-Namen auf dem Briefkopf abgejagt. Die hatten sich auf dem Mandat zu lange ausgeruht. Sie waren satt geworden. Der junge Anwalt war hungrig. Innerhalb nur eines einzigen Jahres erwirkte der junge Anwalt in weit über 100 Fällen Unterlassungserklärungen, an denen die Düsseldorfer jahrelang gescheitert waren. Große und bedeutende Institutionen und Marken bis zum „Fleisch-Oskar“ von Kaufland oder zum „Ausbildungs-Oskar der Wirtschaftsjunioren Deutschland“ knickten ausnahmslos ein. Alle hatten die teuren Kostennoten des Anwalts bezahlt, die Unterlassungserklärungen unterschrieben und den eigenen Wettbewerb umbenannt oder ganz eingestellt. Nachdem auch noch das kleine Filmcafe „O…“ in Potsdam-Babelsberg, das bisher „Oscar“ hieß, auf seinen Namen verzichtete, blieb nur noch ein „Gegner“ Hollywoods übrig: Die Leipziger Stiftung mit ihrem Mittelstandwettbewerb. 2004 war der Rechtsstreit schon beim Bundespatentgericht anhängig. Die nächste Instanz wäre der Bundesgerichtshof gewesen. Die damit verbundenen Kostenrisiken waren völlig unkalkulierbar. Michael Siegert, der Anwalt der Stiftung, überredete Schmidt und Tröger schließlich dazu, einem außergerichtlichen Vergleich zuzustimmen. Nach amerikanischer Kostenverteilung hatte jeder seine eigenen Kosten zu tragen. Die Kosten der Stiftung waren überschaubar. Schmidt hatte die meisten Recherchen und Schriftsatzentwürfe selbst gefertigt. Hollywood hat der siebenjährige Rechtsstreit Kosten verursacht, die um den Faktor 50 bis 100 höher gelegen haben als bei der Stiftung. Mit Hollywoods Segen Doch ganz so einfach war auch der außergerichtliche Vergleich nicht. Erst die beglaubigte Geburtsurkunde von Oskar Patzelt überzeugte Hollywood, dass es einen Menschen dieses Namens in Deutschland wirklich gab und dass dieser auch nach amerikanischem und internationalem Recht eigene Namensrechte geltend machen kann. Nun, nach sieben Jahren Rechtsstreit, musste Hollywood im Januar 2005 teilweise nachgeben. Am 3. Februar 2005 wurde der außergerichtliche Vergleich unterzeichnet: Die Stiftung durfte fortan mit Hollywoods Segen „Oskar-Patzelt-Stiftung“ heißen, der Wettbewerb wurde in „Großer Preis des Mittelstandes“ umbenannt. Es war schon erstaunlich genug, dass das milliardenschwere Hollywood die kleine Leipziger Stiftung überhaupt beachtete. Die hatte schließlich nichts mit dem Filmgeschäft zu tun, sondern zeichnete deutsche Mittelständler aus. Noch überraschender war, dass sich Hollywood von dieser Stiftung bedroht fühlte. Aber es war ein Ritterschlag, als einziger von über 100 im Markenregister eingetragenen „Gegnern“ Hollywoods in Deutschland einen siebenjährigen Rechtsstreit überstanden zu haben, ohne sich deren Bedingungen ausliefern zu müssen. Oscar Wilde schrieb einmal: „In der Auswahl seiner Feinde kann man nicht sorgfältig genug sein.“ Das scheint hier –eher zufällig - funktioniert zu haben. Oskar Patzelt auf der Bühne Natürlich waren der Namensgeber Oskar Patzelt und seine Frau Brigitte darauf hin Ehrengäste der Magdeburger Preisverleihung. Er erhielt öffentlich die Goldene Ehrennadel der Stiftung überreicht. Die Satzung der Stiftung musste angepasst werden und dem Regierungspräsidium zur Genehmigung vorgelegt werden. Diese Genehmigung erfolgte ein knappes Jahr nach dem Vergleich, am 2. Februar 2006. Alle bis 2004 ausgezeichneten Firmen mussten informiert werden und mussten neue Schilder für ihre Preisskulpturen erhalten. Sämtliche Merchandising- und Werbeprodukte der Stiftung, auf denen der „alte“ Name stand, mussten durch neue Objekte mit dem neuen Namen ersetzt werden. Eine wahre Sisyphosarbeit, bei der sich Schmidt und Tröger aber auf die Hilfe „ihrer“ Mittelständler verlassen konnten. Zum Beispiel produzierte die Kamenzer Sachsenfahnen GmbH, selbst Preisträger des Jahres 1996, neue Außen- und Innenfahnen mit dem neuen Namen. Trotz Namensänderung war die Resonanz im Mittelstand auf die Wettbewerbsinitiative ungebrochen. Renommierte, über jeder Kritik stehende Firmen kämpfen um diesen Titel. Zahlreiche Kommunen, Regierungspräsidien, Landratsämter, Verbände, Institutionen haben die motivierenden Wirkungen unserer Initiative erkannt und unterstützt. Insgesamt 2 519 Nominierungen wurden von über 1 000 Institutionen eingereicht und drei große Auszeichnungsgalas wurden veranstaltet. Starke Schirmherren Die stark gewachsene Resonanz auf den Wettbewerb zeigt sich auch in der Übernahme von Schirmherrschaften. In Köln überbrachte Dr. Jens Baganz, damals Staatssekretär im Ministerium für Wirtschaft, Mittelstand und Energie Nordrhein-Westfalens, in seiner Festrede die Grüße von Ministerpräsident und Schirmherr Wolfgang Rüttgers. Aus dem Saarland war Staatssekretär Albert Hettrich angereist, um den Teilnehmern persönlich zu gratulieren. Hans-Artur Bauckhage, stellvertretender Ministerpräsident von Rheinland- Pfalz, Hanspeter Georgi, Minister für Wirtschaft und Arbeit des Saarlandes, Walter Hirche, stellvertretender Ministerpräsident von Niedersachsen, Roland Koch, Ministerpräsident von Hessen und Ernst Pfister, stellvertretender Ministerpräsident von Baden-Württemberg, Prof. Dr. Wolfgang Böhmer Ministerpräsidenten von Sachsen-Anhalt, Matthias Platzeck, der in diesem Jahr Präsident als Bundesrates das zweithöchste Amt Deutschlands verantwortete, übernahmen im Jahr 2005 Schirmherrschaften und Grußworte. (oben) Ministerpräsident Matthias Platzeck. (unten) Europaminister Prof. Reinhart. 47

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