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PT-Magazin_5_2016

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Magazin für Wirtschaft und Gesellschaft. Offizielles Informationsmagazin des Wettbewerbs "Großer Preis des Mittelstandes" der Oskar-Patzelt-Stiftung

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© eyetronic / Fotolia Gesellschaft PT-MAGAZIN 5/2016 6 Unternehmer &Kommune Die weitaus meisten mittelständischen Unternehmer klagen zwar über „ihr“ Rathaus, aber sehen die Chancen nicht, selbst die Energie aufzubringen und Einfluss zu nehmen. 10 Empfehlungen aus der Praxis. © Fotomek Der Titel „PT-Magazin für Wirtschaft und Gesellschaft“ weist schon auf die enge Verbindung der Aktivität von Unternehmen und ihrer Einbindung in das gesamtgesellschaftliche Bedingungsgefüge hin. Jedes Unternehmen ist Teil eines kommunalen Gemeinwesens, aber der Beitrag der Wirtschaft und gerade des Mittelstandes zur Vitalität dieses Gemeinwesens wird von Kommunalpolitik und Öffentlichkeit in der Regel nicht angemessen gewürdigt. In welcher Position sind die Kommune und die Unternehmen, wie könnten sie besser zusammenarbeiten, um die erfolgsrelevanten Rahmenbedingungen für die Unternehmer zu verbessern und den Standort zu stärken? Was können Unternehmer mit Blick fürs Ganze tun, um die Sache in Gang zu bringen? Die Kommune Jedes Unternehmen ist mit seinem Firmensitz und seinen Niederlassungen Teil des jeweiligen Wirtschaftsstandorts und damit des Gemeinwesens Kommune. In Deutschland gibt es rund 11.100 Städte und Gemeinden. Wie jedes Unternehmen sind auch alle diese Kommunen dem Wettbewerb unterworfen. Im interkommunalen Standort-Wettbewerb „am Markt“ geht es: • um Einwohner, insbesondere vor dem Hintergrund des demografischen Wandels • um Kaufkraft der Bürger der Kommune und des Umlands, inbesondere vor dem Hintergrund des wachsenden Internet-Handels • um Tagesgäste und Touristen • um investierende und gewerbesteuerzahlende Unternehmen Es gibt IMMER einen Weg zum Neuen. • um standortverlagernde oder neugegründete Institutionen • um Arbeitsplätze und um Fachkräfte zu deren Besetzung • um die Einstufung der Kommune nach Zentralfunktionen im Landesentwicklungsplan • um imagefördernde Auszeichnungen (z.B. den Großen Preis des Mittelstandes“) • um die Aufmerksamkeit der Medien und positive Berichterstattung • um staatliche Zuschüsse

© Fotomek „Die Oskar-Patzelt-Stiftung zählt zu den wenigen Lobby-Organisationen, die die Leistung des deutschen Mittelstandes intensiv und nachhaltig würdigen. “ Um sich in diesem interkommunalen Standort-Wettbewerb besser behaupten zu können, wenden wettbewerbsaktive Kommunen über die klassische Wirtschaftsförderung hinaus zunehmend die Marketing-Instrumente an, die sich seit Jahrzehnten im Wettbewerb der Unternehmen auf Märkten bewährt haben. Bedauerlicherweise ist festzustellen, dass viele Ratsmitglieder, oft aber auch die Bürgermeister und die Mitarbeiter der Kommunalverwaltung kaum Zugang zu wirtschaftlichem Fachwissen haben und ihnen der Beitrag gerade der kleineren örtlichen Unternehmen zur Kommunalentwicklung kaum bewusst ist. Das Zusammentreffen von demografischem Wandel, den Auswirkungen der Globalisierung, der Ausbreitung des Internets, den Folgen des Wirtschaftsstrukturwandels mit Konzentration in Industrie und Handel, der Schließung von Kasernen und dem verändertem Kaufverhalten der Bürger stellt für die Kommunen eine gewaltige Herausforderung dar. Die veränderten Rahmenbedingungen zwingen sie, ihre kommunale Wirtschaftsförderung neu auszurichten und die Bandbreite ihrer Ziele und Aufgaben auszuweiten, und das vor dem Hintergrund meist knapper Kassen. Wie kann die Kommune vor diesem Hintergrund ihre Gestaltungsräume nutzen, um den eigenen Standort wirtschaftlich zu stärken? Sie kann und sollte die beiden wichtigsten Kategorien ihrer Mitbürger anhören und einbeziehen: die örtlichen Unternehmer und auch die Immobilieneigentümer, denn von der Investitionsbereitschaft dieser beiden Gruppen von Akteuren hängt das Wohl und Wehe jeder Kommune maßgeblich ab. Die Unternehmer Nach Mitteilung des Statistischen Bundesamtes gibt es zurzeit in Deutschland insgesamt rund 3,6 Millionen Unternehmen, darunter rund 2,3 Millionen Einzelunternehmen, 450.000 Personengesellschaften, 666.000 Kapitalgesellschaften und 216.000 Unternehmen sonstiger Rechtsformen. Die Einzelunternehmen machen also fast zwei Drittel der Gesamtheit aus und sie prägen noch immer stark das wirtschaftliche Leben der Innenstädte. Als „Mittelstand“ wird oft die Gesamtheit der KMU, also der kleinen und mittleren Unternehmen, verstanden. Die KMU stellten nach Berechnungen des Bonner Instituts für Mittelstandsforschung (IfM) 99,6 Prozent aller Unternehmen mit Umsatz aus Lieferungen und Leistungen und/oder sozialversicherungspflichtig Beschäftigten. Sie erwirtschafteten 2013 mit rund 2,16 Billionen Euro 35,5 Prozent des gesamten Umsatzes deutscher Unternehmen; beschäftigten mit rund 16,14 Millionen Sozialversicherungspflichtiger 59,2 Prozent aller sozialversicherungspflichtig Beschäftigten, boten 82,2 Prozent aller Auszubildenden einen Ausbildungsplatz und steuerten rund 55,5 Prozent zur gesamten Nettowertschöpfung der deutschen Unternehmen bei. Die Oskar-Patzelt-Stiftung zählt zu den wenigen Lobby-Organisationen, die die Leistung des deutschen Mittelstandes intensiv und nachhaltig würdigen, sie lobt jährlich den „Großen Preis des Mittelstandes“ aus und trägt mit ihren vielfältigen Aktivitäten dazu bei, das Bild des Unternehmers in der deutschen Öffentlichkeit zu verbessern und ihre Leistung in den Blick der Öffentlichkeit zu rücken. Eine solche Unterstützung steht den Unternehmern in den meisten Kommunen leider nicht zur Verfügung. Es gibt IHK und HWK, Innungen und Verbände wie den Einzelhandelsverband, der DEHOGA etc. Aber alle diese Fachorganisationen leisten kaum einen Beitrag zur Stärkung der Kommune als Wirtschaftsstandort im Wettbewerb – das ist auch nicht ihre Aufgabe. Die früher oft sehr aktiven örtlichen Gewerbevereine sind verschwunden oder dümpeln vor sich hin, eine leistungsfähige Interessenvertretung der lokalen Wirtschaft in ihrer Gesamtheit gegenüber dem Rathaus existiert in der Regel nicht. Es wäre aber sehr sinnvoll für Unternehmer und Immobilieneigentümer, sich der Realität entsprechend als Teil einer Standortgemeinschaft wahrzunehmen und sich um mehr Einfluss auf die Rahmenbedingungen zu kümmern, unter denen sie am Ort wirtschaften. Es geht um ihr künftiges Geschäft. Wertschöpfung: Neuer Ansatz der kommunalen Wirtschaftsförderung Die durchweg finanziell klammen Kommunen richten ihre Wirtschaftsförderung oft vor allem an der gewünschten Steigerung des Gewerbesteuer-Aufkommens aus und fokussieren ihren Blick auf die Großbetriebe auf der „Grünen Wiese“. Das mag unter kurzfristigem fiskalischen Aspekt verständlich sein, aber die Ausrichtung der Wirtschaftsförderung unter dieser Priorität vernachlässigt die Wirtschaftsleistung der Gesamtheit der (inner)städtischen Unternehmen. Das sind neben den Handelsfilialisten die meist inhabergeführten Unternehmen des Facheinzelhandels, der Gastronomie, der Dienstleister wie Arztpraxen und Anwaltskanzleien. Sie sind mit ihrer Leistung vor Ort präsent, personalintensiv, sie bilden aus und sie beleben die Innenstadt. Alle diese Beiträge zur wirtschaftlichen Stärke des Standorts bleiben bei der Fokussierung auf die Gewerbesteuer außer Acht und führen tendenziell zur chronischen Überschätzung der Fiskaleffekte. Richtiger wäre es, die erzielte Wertschöpfung zum Maßstab der kommunalen Wirtschaftsförderung zu machen. Die Wertschöpfung eines Standortes hängt davon ab, wo die mobilen Einwohner der Stadt und ihres Umlands und die Gäste und Touristen ihr Geld ausgeben und welche Entscheidungen die örtlichen Unternehmer und ˘ Gesellschaft PT-MAGAZIN 5/2016 7

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