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PT-Magazin 06 2018

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Magazin für Wirtschaft und Gesellschaft. Offizielles Informationsmagazin des Wettbewerbs "Großer Preis des Mittelstandes" der Oskar-Patzelt-Stiftung

PT-MAGAZIN 6/2018 Gesellschaft 6 © Bernd SchoenfelderAudio-Video-Photography Im Sport ist das relativ einfach, wie schaffen wir den Transfer zum Business Vision als Führungsinstrument Große Menschen, so heißt es immer wieder, haben Visionen. Aber diese Visionen sind nicht irgendwelche Hirngespinste, sondern ganz konkrete Ziele, die sie erreichen wollen. Solche Ziele gibt es sowohl im privaten wie auch im geschäftlichen Bereich. Nur wer es schafft, sich Ziele zu setzen, weiß, in welche Richtung er gehen muss, um Erfolg zu haben. Aber auch nur der, der seine Ziele klar definiert hat, weiß irgendwann, dass er sie erreicht hat – und darf diesen Erfolg dann durchaus auch einmal feiern. Sie fragen sich vielleicht, warum ich Prof. Dr. Rödl und Francesco Friedrich zusammengebracht habe und weshalb ausgerechnet zu diesem Thema? Ganz einfach: Beide haben ihre Position verändert, sind vom Bremser und Nachfolger zum Piloten und Lenker der „Geschicke“ geworden. Sie bewegen sich auf genau definierten Bahnen und geben diese auch an ihr Team weiter. Dabei kommt aber trotzdem die individuelle Kreativität als Führungspersönlichkeit nicht zu kurz. Sie haben eine klare Vision und setzen diese strategisch um. Sie haben bereits tolle Ziele erreicht, befinden sich aber weiterhin auf einer spannenden Reise. Prof. Dr. Christian Rödl ist Unternehmer und Ausdauersportler, Francesco Friedrich ist als Sportler zugleich auch Unternehmer. Im Gespräch hat sich schnell herausgestellt, wie viele Parallelen es zwischen den beiden tatsächlich gibt – obwohl man das von dem Piloten eines kleinen Bobteams und dem Chef einer der größten Beratungs- und Prüfungsgesellschaften für Recht, Steuern, Unternehmensberatung und Wirtschaftsprüfung nicht vermutet hätte. Aber irgendwie sitzen wir wohl doch alle in einem Bob … Vision als Führungsinstrument Die Linie vorgeben bedeutet letztendlich nichts anderes, als eine Vision zu haben. Im Sport ist das relativ einfach: Dieser Weltcup-Sieg, diese Medaille oder vielleicht den Olympia-Sieg, die beste Mannschaft der Welt zu sein. Die Vision, verknüpft mit einem Symbol, ist mit Sicherheit ein großes und starkes Führungsinstrument. Doch wie gelingt es letztendlich, die Mannschaft zu integrieren, um diese Vision des Sieges auch miteinander zu tragen? Francesco Friedrich: „Irgendwie macht ja jeder im Team und in der ganzen Nationalmannschaft seinen Sport, um im Endeffekt irgendwann einmal genau das zu erreichen. Das ist die Voraussetzung! Wer im Kopf nicht bereit ist, nicht genügend Ehrgeiz entwickelt oder wirklich nicht genau weiß, warum und wieso er das tut, der wird sein Ziel wahrscheinlich nie erreichen. Sport hat hier ganz viel mit Kopfsache zu tun. Hier zählt nicht nur das reine Trainieren. Es gewinnt nicht automatisch der, der stupide am meisten und am schwersten trainiert. Nur mehr zu machen, bringt nicht viel. Man muss sich auch mit sich und mit seinem Körper, mit seinem Team und allem, was dazugehört, beschäftigen, um letztendlich erfolgreich zu sein, um seine Vision durchsetzen zu können.“ Visionen konkretisieren „Der führende Berater der deutschen Wirtschaft werden“, mit dieser Vision wollte Prof. Dr. Christian Rödl dem Unternehmen eine tragende Kraft geben, musste jedoch schnell feststellen, dass die Vision zu weit gefasst und zu wenig konkret war.

Prof. Dr. Christian Rödl: „Am Anfang fanden es alle gut. Tolles Ziel! Aber letztendlich hat keiner so richtig gewusst, was sich dahinter verbirgt. Keiner konnte sich vorstellen, wie die Goldmedaille wirklich aussieht. Auch nicht, als wir die Vision auf unser Klientel Familienunternehmen zugespitzt hatten. Im Jahr 2013 haben wir es dann durch ein klares und messbares Ziel weiter konkretisiert: Wir wollen von den 500 größten Familienunternehmen 100 als Mandanten haben, und wir wollen auch von den 160 börsennotierten Unternehmen in diesem Index 20 % als Mandanten haben. Jetzt wissen die Leute, auf welches Ziel sie hinarbeiten müssen.“ Die Spitze der Leistungsfähigkeit erreichen Im Business ist es nicht wie im Sport, wo in regelmäßigen Abständen Weltmeisterschaften oder Olympische Spiele stattfinden, auf die man sich gezielt vorbereitet. Umgekehrt kann und muss man es auch relativ schnell abhaken, wenn ein Wettkampf mal nicht so läuft und sich auf das nächste Ziel konzentrieren. Prof. Dr. Christian Rödl: „In unserem Bereich müssen wir eher schauen, dass wir kontinuierlich Leistungen erbringen, unsere Mandanten natürlich zufriedenstellen oder begeistern, dass sie uns wieder beauftragen beziehungsweise weiterempfehlen. Parallel müssen wir natürlich auch immer wieder neue Kunden gewinnen. Das sind für uns oder für mich persönlich dann die großen Erfolgserlebnisse. Wenn wir bei Unternehmen, die wir unbedingt als Kunden haben wollen, weil sie uns auf unserem strategischen Ziel weiterbringen, antreten, uns vorstellen, ins Gespräch kommen, vielleicht auch mal getestet werden und dann die Mitteilung bekommen: Okay, wir beauftragen euch jetzt als unseren Steuerberater oder Wirtschaftsprüfer oder Rechtsanwalt. Das sind zum Teil Ziele, die wir zwei, drei Jahre verfolgen. Auch das Verlieren gehört ab und zu dazu. Wir bewegen uns in einem Verdrängungswettbewerb. Wenn das passiert, sage ich immer, ein verlorener Mandant ist ein künftiger Mandant. Hier ist wohl eine Parallele zum Sport, in dem das Ziel dann eben die nächste Goldmedaille ist.“ Mit Herausforderungen umgehen Kein Mensch kann immer gewinnen. Das wäre – bezogen auf den Sport – nicht nur für die Zuschauer eher langweilig. Ein starker Wettbewerb spornt an und ein Kopf-an-Kopf-Rennen, das man für sich entscheidet, ist letztendlich auch ein viel größeres Erfolgserlebnis für den Gewinner. Genauso sieht das auch Prof. Dr. Christian Rödl im Wirtschaftsleben. Prof. Dr. Christian Rödl: „Bezogen auf unsere Goldmedaille sind wir vielleicht gerade so in den Top 10. Der Weg zum Podium ist noch weit und ich weiß nicht, ob wir die Spitze des Podiums noch in meiner Generation erreichen. Aber das ist natürlich das Ziel. Die Goldmedaille umgehängt zu bekommen, ist schon etwas ganz Besonderes. Da tun wir uns als Unternehmen eher schwer. Aber wir versuchen schon, Leistungen so gut es geht, messbar zu machen, um den Leuten die Ziele und den Lohn der Arbeit zu vermitteln.“ Personalentwicklung Im Sport wie im Business ist es wichtig, dass nicht nur Einer den Erfolg einheimst. Schaut man als Laie beim Bobfahren zu, könnte man meinen, die einen schieben nur kurz an und dann ducken sie sich, während der Pilot das Team zum Sieg fährt. Schafft es der Pilot aber nicht, den Vorsprung in der Anschubphase zu nutzen, ist ein Teil der Teamarbeit wieder zunichte gemacht. Auch im Unternehmen ist es wichtig, alle einzubeziehen. Auch wenn einer vielleicht den Auftrag an Land zieht und steuert, gibt es viele, die anschieben und sich dadurch das Vertrauen der Kunden verdienen. Und gewinnen können letztendlich nur alle gemeinsam. Prof. Dr. Christian Rödl: „Manchmal muss sich der Pilot auch zwingen, sich zurückzunehmen, um andere in den Vordergrund zu schieben. Wir müssen also die Aufgaben so verteilen, dass die Kollegen alle gemäß ihren Fähigkeiten eingesetzt sind. Ich kann beispielsweise nicht die schwierigen Teile eines Projekts an die jungen unerfahrenen Leute geben – die müssen langsamer herangeführt werden und auch von den anderen lernen, indem sie erst einmal kleine Ausschnitte bearbeiten. Irgendwann einmal steht dann natürlich für jeden der Sprung ins Wasser bevor. Dann steht man in der ersten Reihe und muss selber schwimmen, ein Team übernehmen, Projekte durchführen, sich um das Team kümmern und für dessen Auslastung sorgen.“ ó Tipp: Wie Sie Ihre Vision-Sicherheit vermitteln: • Integrieren Sie lebhafte, positive Gefühle in Ihr inneres Bild. • Lassen Sie alle Beteiligten an Ihrer Vision teilhaben. • Seien Sie richtig mutig mit Ihren Gedanken. Über den Autor Theo Bergauer ist Souveränitäts-Experte und Autor des neuen Buches „Warum Gewinner mehrfach siegen. Wie Spitzensportler und Topunternehmer Herausforderungen weltmeisterlich lösen.“ ISBN: 978-3-648-05980-7. Weitere Infos unter www.b-wirkt.de. Rödl & Partner wurde 2016 für „Lebenswerk“ beim „Großer Preis des Mittelstandes“ ausgezeichnet. Francesco Friedrich wurde als Bobfahrer 5x Weltmeister sowie Doppel-Olympiasieger 2018. 7 PT-MAGAZIN 6/2018 Gesellschaft

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