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P.T. MAGAZIN 06/2012

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Magazin für Wirtschaft und Gesellschaft. Offizielles Informationsmagazin des Wettbewerbs "Großer Preis des Mittelstandes" der Oskar-Patzelt-Stiftung

Wirtschaft (Fotos: IHK)

Wirtschaft (Fotos: IHK) Der falsche Feind Kultur und Wirtschaft sagen „Nein!“ zur Frauenquote Carola Schaar, Präsidentin der IHK Halle-Dessau: „Eine mögliche Ungerechtigkeit durch eine andere korrigieren zu wollen, führt meist in die Irre“ Die Bundesratsinitiative zur gesetzlichen Frauenquote sieht sich immer mehr Kritik ausgesetzt. Nun äußerte sich die Industrie- und Handelskammer Halle-Dessau (IHK) zu dem Vorhaben, das unter anderem von der Landesregierung Sachsen-Anhalts unterstützt wird. Eine Quote bedeute faktisch eine geschlechtsspezifische Diskriminierung, mit der man Gefahr laufe, das Leistungsprinzip außer Kraft zu setzen. Insbesondere kritisiert die IHK den Eingriff in die unternehmerische Selbstbestimmung, den eine gesetzliche Quote darstelle. Winzergenossenschaft Oberbergen »Oberbergener Baßgeige Musik für Ihre Sinne...« Wehret den Anfängen! „Wir lehnen eine Quote strikt ab. Eine mögliche Ungerechtigkeit durch eine andere korrigieren zu wollen, führt meist in die Irre. So auch bei der Frauenquote: Ich empfinde es als zutiefst ungerecht, Menschen aufgrund ihres Geschlechts zu privilegieren oder zu diskriminieren. Und es betrübt mich, dass manche Politiker es offenbar für ihre Aufgabe halten, uns Unternehmern unsere Personalpolitik zu diktieren. Auch wenn es zunächst ‚nur’ um die Aufsichtsräte börsennotierter Aktiengesellschaften gehen soll – wehret den Anfängen!“, kritisiert IHK- Präsidentin Carola Schaar die Initiative. Zusammenhalt der Gesellschaft bedroht Auch die Buchautorin Christine Bauer- Jelinek sagt: „Halbe-Halbe ist gescheitert – die zwanghafte Gleichverteilung überfordert Frauen wie Männer.“ Als renommierter Wirtschaftscoach für Topkarrieren hat sie im Oktober ihr neues Buch „Der falsche Feind – Schuld sind nicht die Männer“ veröffentlicht und sieht in der Debatte um die Quotenregelung eine große Gefahr: „Der aktuelle Feminismus ist ein Rückschritt – er bedroht den Zusammenhalt in unserer Gesellschaft.“ Der „Allmachts-Feminismus“ habe es geschafft, die Frau als bevorzugte Gruppe zu positionieren. Die Gleichberechtigung sei bereits zum Vorteil der Frauen gekippt worden. In der öffentlichen Debatte wagte niemand mehr, sich gegen die Forderungen zu stellen, aus Angst vor dem Gegenschlag. Winzergenossenschaft Oberbergen Badbergstraße 2 79235 Vogtsburg-Oberbergen Telefon: (0 76 62) 9 46 00 Fax: (076 62) 94 60 24 E-mail: info@wg-oberbergen.com www.wg-oberbergen.com F I N A L I S T Großer Preis des MITTELSTANDES Ein starkes Argument gegen Quoten Dabei brauchen Mann und Frau sich gegenseitig. Es ist beispielsweise erwiesen, dass gemischte Führungsmannschaften in der Wirtschaft von Vorteil sind. Diese dürften aber nicht durch „Zwangsquoten“ künstlich erzeugt werden. Carola Schaar: „Dass gemischte Teams oft besonders gute Ergebnisse liefern, ist in Wahrheit ein starkes Argument gegen Quoten. Unternehmen stehen im Wettbewerb und können es 70 P.T. MAGAZIN 6/2012

sich schlicht nicht leisten, Mitarbeiter anhand anderer Kriterien als ihrer Leistung zu befördern.“ Schlechterer Börsenwert Eine kürzlich im Quartely Journal of Economics erschienene Studie zeigt, dass sich der Börsenwert norwegischer Aktiengesellschaften, die von der Einführung einer Frauenquote besonders stark betroffen waren, in einem Fünf-Jahres- Zeitraum im Schnitt um 17 Prozent schlechter entwickelt hat als der Wert nicht betroffener Unternehmen. Der Grund hierfür sei, dass die Unternehmen, um die Quote erfüllen zu können, gezwungen waren, über Jahre hinweg sämtliche freiwerdenden Aufsichtsratsposten nach Geschlecht und nicht nach Eignung zu besetzen. Nicht ständig als Opfer fühlen In den Zentren der Macht befinden sich vor allem diejenigen, die sich gegenseitig fördern und nutzen, meint Bauer- Jelinek. Unabhängig vom Geschlecht. Der Feminismus drängt die Frauen durch die Forderung nach Quoten in eine Opferrolle: „Die Unterdrückung der Frauen durch die Männer ist ein Mythos – Frauen müssen sich nicht ständig als Opfer fühlen.“ Bauer-Jelinek argumentiert, dass Frauen der westlichen Welt heute alles erreicht haben: Gleichberechtigung und Chancengleichheit sind in nahezu jedem Lebensbereich umgesetzt – doch das ist offensichtlich nicht genug. Nun muss alles einer zwanghaften Gleichverteilung unterworfen werden: für Frauen die Hälfte der Einkommen und für Männer die Hälfte der Familienarbeit. Der Rechenstift regiert vom Arbeitsplatz bis in die Ehebetten. Dabei sind die Unterschiede INNER- HALB der Geschlechter um ein Vielfaches größer als zwischen den Geschlechtern. Eine 20-jährige Berliner Hartz-IV-Empfängerin verbindet viel mehr mit tausenden Männern in ähnlicher Lage als mit der Berufspolitikerin Andrea Nahles, der Bundeskanzlerin Angela Merkel oder der Yahoo-Chefin Marissa Mayer. 6/2012 P.T. MAGAZIN 71 Die ständige offene oder subtile Schuldzuweisung an die Männer bei gleichzeitiger Idealisierung der Frauen schwächt den existentiellen Zusammenhalt der Geschlechter und damit auch ihre Kraft. Ein Sieg des einen über das andere Geschlecht ist unmöglich. Wir würden einfach aussterben. Die einseitige Konzentration auf Frauenfragen verschleiert die tatsächlichen Spannungsfelder der Gesellschaft. Frauen allein können die Gesellschaft nicht ändern, indem sie ohne Rücksicht auf Verluste nur ihre Interessen durchsetzen. Das gelang übrigens auch Männern zu keiner Zeit. Bauer-Jelinek ruft die Frauen nicht zur Rückkehr an den Herd auf, sondern kritisiert den Allmachts- just like the real thing Finalist 2012 Modellspielzeug Made in Germany www.bruder.de Feminismus in seiner heutigen Form. Ein neuer Riss durch die Gesellschaft könnte die Folge sein. ■ Boris Kunofski Das Buch zum Thema Christine Bauer Jelinek: Der falsche Feind – Schuld sind nicht die Männer. Ecowin-Verlag, EUR 19,95. ISBN: 978-3-7110-0029-3 (Foto: ecowin Verlag)

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