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Editorial Mut, nicht Hochmut Die österreichische Schriftstellerin Marie von Ebner-Eschenbach stellte fest: „Ein stolzer Mensch verlangt von sich das Außerordentliche. Ein hochmütiger Mensch schreibt es sich zu.“ Hochmütige Menschen haben wir in Deutschland genug, an Stolz und Außerordentlichkeit könnten wir noch etwas gebrauchen. Denn, so Ebner- Eschenbach an anderer Stelle: „Es hat noch niemand etwas Ordentliches geleistet, der nicht etwas Außerordentliches leisten wollte.“ Und etwas Ordentliches hat der deutsche Mittelstand durchaus geleistet. Trotz aller Armutsberichte hat es noch nie zuvor so viel breiten Wohlstand gegeben wie heute. Niemand in Deutschland muss heute im klassischen Sinne arm, hungrig, ohne Obdach sein. Diesen Wohlfahrtsstaat haben Politiker und Wähler gewollt. Aber sie hätten ihn nicht erreicht ohne das jahrzehntelange, millionenfache Engagement von Existenzgründern und Mittelständlern. Das wird viel zu leicht vergessen. Aus der Adlerperspektive eines Flugzeugs über Frankfurt am Main sieht man nur die Bankentürme. Aus der Perspektive der Tagesschau sieht man nur die DAX 30 Unternehmen. Doch in den Straßen von Rosenheim, Gelsenkirchen oder Markranstädt gibt es weder Bankentürme noch DAX 30. Dort, wo die „Realwirtschaft“ stattfindet, ist der Mittelstand zuhause. Auch Großunternehmen fallen nicht vom Himmel. Alle Großunternehmen waren ursprünglich mal klein. Als Friedrich Krupp 1826 mit nur 39 Jahren starb, war er praktisch pleite und hatte nur sieben Mitarbeiter. Keiner hätte damals auch nur einen Pfifferling für Krupp gegeben. Seine Witwe Therese und der älteste, damals 14-jährige, Sohn Alfred führten den Betrieb weiter. Sie mussten ja ihren Lebensunterhalt verdienen und die Schulden abbezahlen. Alfred brach dafür die Schule ab. Erst mit der Eisenbahn, für die Alfred 1853 den nahtlosen Radreifen entwickelte, kam der Durchbruch und nach 1870 wurde Krupp zum größten Industrieunternehmen Europas. Eine Gesellschaft, die Arbeit, Wohlstand und Sicherheit will, sollte Unternehmern mit Respekt und Achtung begegnen. Sie haften für ihr Tun. Sie können gewinnen, aber auch alles verlieren. Schließlich gehen jährlich mehr als 30.000 Unternehmen pleite. Viele verdienen sich redlich ihre Existenz. Und manche werden groß. Auch unter den 3.552 Unternehmen, die dieses Jahr zum 17. Wettbewerb „Großer Preis des Mittelstandes“ nominiert waren, können künftige Weltunternehmen sein, die tausenden Menschen Arbeit geben und die Welt mit ihren Erfindungen, Produkten und Leistungen verbessern. Da aber niemand vorhersagen kann, welche Unternehmen das sein werden, muss man den Mittelstand auf breiter Ebene fördern. Das ist die Grundhaltung der Oskar- Patzelt-Stiftung. Jedes der zum Wettbewerb nominierten Unternehmen hat etwas Ordentliches geleistet. Und jeder hat Außerordentliches mit allen Fasern seines Herzens angestrebt und dabei Mut bewiesen. Dafür gebührt allen Dank und Anerkennung. Dr. Helfried Schmidt 6/2011 P.T. MAGAZIN 3
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