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P.T. MAGAZIN 06/2011

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Magazin für Wirtschaft und Gesellschaft. Offizielles Informationsmagazin des Wettbewerbs "Großer Preis des Mittelstandes" der Oskar-Patzelt-Stiftung

Gesellschaft Lügen

Gesellschaft Lügen machen reich Uwe Timm über das Geschäft mit den Weltuntergangsszenarien. Seine Erfahrungen musste der Dichter, Denker und Schriftsteller John Henry Mackay machen und so findet sich nicht von ungefähr in seinem letzten Buch „Abrechnung“ die Alte Inschrift: „Wer die Wahrheit spricht, macht sein Glück nicht.“ Dass sich mit den falschen Prognosen, besonders wenn sie auch noch Ängste verbreiten, Geld scheffeln lässt, wusste auch Rudolf Augstein und nutzte den inszenierten Zeitgeist, um Kohle zu machen. Am 11. August 1986 ließ der SPIEGEL auf seinem Titelbild den Kölner Dom im Meer versinken, nur noch die Turmspitzen ragten aus dem Wasser. Überflutung verursacht durch den Klimawandel. Mit einem entsprechenden Artikel wurde die drohende Klimakatastrophe unterstrichen. Inhaltlich dürften die Spiegel- Redakteure mit ihrem Szenario erreicht haben, was sie wollten: Entsetzen und den absoluten Glauben an eine unausweichliche Katastrophe. Belgien und Bangladesch existieren nicht mehr „Jetzt, im Sommer 2040, ragen, die Wolkenkratzer von New York vor der Küste wie Riffs aus der See. Überflutet vom Meer verschluckt, sind längst auch Hamburg und Schon 1986 verbreitete der Spiegel mit Horrorszenarien des Klimawandels Angst (Foto-Cover: DER SPIEGEL 33/1986, www.spiegel.de) Hongkong, London, Kairo, Kopenhagen und Rom. Das Vereinigte Königreich Großbritannien ist in einen Archipel zerfallen, in dem England und Schottland und Wales voneinander getrennte Inseln bilden. In Irland haben die steigenden Fluten des Atlantiks die Nordprovinzen eingeschlossen, eine Meeresenge trennt sie vom Südteil der Insel. An den Küsten aller Kontinente drängt sich das Meer in die Mündungstrichter der großen Ströme. Wo Nil und Ganges, Rhein und Amazonas in die See fließen, sind mächtige Buchten entstanden, die tief ins Binnenland fließen. Wertvolle Acker-und Weideflächen sind dabei für immer verloren gegangen. Seit die Eiskappen an den beiden Erdpolen immer rascher abschmelzen, hat die See ganze Länder verschlungen. Dänemark, die Niederlande. Belgien und Bangladesch existieren nicht mehr. Überspült wurden weite Küstengebiete der USA, aber auch Chinas und Nordeuropas.“ Keinerlei Veränderungen In den vergangenen 25 Jahren haben sich die Wasserstände bei Ebbe und Flut in Hamburg nicht verändert, auch nicht an der Nordseeküste. Bei meinen Besuchen in Riga, St. Petersburg, Helsinki, Stockholm und Kopenhagen gab es hinsichtlich der Ostsee auch keinerlei Veränderungen. Nicht die geringsten Anzeichen konnte ich auch in New York, gelegen am Hudson River und East River, feststellen. Ein besonderes Event war im Hafen von New York (Januar 2011). Nebeneinander lagen die Cunnard Schiffe Queen Mary, Queen Elisabeth und Queen Victoria. Ein prächtiger Anblick, den auch die schaulustigen New Yorker genossen. Angekündigte Fluten fanden sich auch nicht an den Küsten Mexikos, Brasiliens und Afrikas. Dubai, die Vereinigten Arabischen Emirate und Oman bieten Komfort und arabisches Flair. Längst haben die Einnahmen aus dem Fremdenverkehr die Öleinnahmen übertroffen. Mit beträchtlichen Landgewinnen vor der Küste wird die Infrastruktur für Villen, Appartements und Fünf-Sterne-Hotels geschaffen. Investitionen werden auf über 3,4 Milliarden Euros geschätzt und die Investoren scheinen nicht zu befürchten, ihr neu gewonnenes Land wird demnächst überflutet. Der blanke Hans knappert an der Insel Sylt, doch die Wohlhabenden zahlen hohe Immobilienpreise für das Wohnen auf dieser beliebten Nordseeinsel. Vielleicht haben sie noch nichts von Al Gore gehört, nach ihm steigt der Meeresspiegel weltweit um über 7 Meter hoch. „Zur Klimakatastrophe ist es nur noch eine Handbreit offen“ Selbst wohnen wir in der Dritten Meile (Nähe Altes Land), unser schöner Fluss die Elbe ist nicht weit weg und ohne Deiche wäre hier ein Leben nicht möglich. In den Jahrhunderten gab es immer wieder Sturmfluten, Menschen verloren ihr Hab und Gut, oft ihr Leben, daher besitzt der Bau von Deichen Priorität. Wer nicht deichen will, muss weichen, heißt es bei uns in Norddeutschland. Es gab also gravierende Klimaveränderungen und es wäre an der Zeit, dass gewisse Experten mit ihren Prognosen - meistens erfüllen sich diese auffallenderweise in einem Zeitraum, wenn sich die sogenannten Katastrophenverkünder selbst nicht mehr am Leben befinden - sorgfältiger umgehen und mehr wissenschaftliche Kompetenz walten lassen. Das werden sie wahrscheinlich nicht tun, sie werden sich an Prof. Hans-Joachim Schellnhuber, Klimaberater der Kanzlerin Angela Merkel, mit seiner These bis „zur Klimakatastrophe ist es nur noch eine Handbreit offen“ halten, damit lässt sich gut Kohle machen. Nur mit Wissenschaft hat das schon lange nichts mehr zu tun. „Das Schlechte wird in der Nachahmung zum Guten, das Gute verliert...“ Mit der Wissenschaft und den Prognosen ist das überhaupt so eine Sache. Der Publizist Michael Miersch schrieb (Foto: Rainer Sturm/pixelio.de) 14 P.T. MAGAZIN 6/2011

(Foto: Heike/pixelio.de) In Brügge hat sich der Wasserstand nicht verändert zu den Thesen vom Club of Rome: „Wie kann es sein, dass eine Vereinigung exakt das Falsche voraussagt, und die aberwitzigsten Rezepte empfohlen hat, dennoch einen tadellosen Ruf genieß?“ Da ließe sich mit Friedrich Nietzsche anführen: „Das Schlechte wird in der Nachahmung zum Guten, das Gute verliert... „Ich darf mich selbst zitieren, am 09. Mai 2011 brachte DIE WELT von mir diese Stellungnahme: „1973 erhielt das Buch ‚Die Grenzen des Wachstums‘ den Friedenspreis des Deutschen Buchhandels.“ Fazit: Unser Bevölkerungs- und Produktionswachstum ist ein Wachstum zum Tode. Wir haben eine ganz andere Entwicklung zu verzeichnen. Die Zahl der Demokratien ist gestiegen, die Weltarmut ist weltweit gesunken. Der Wald ist nicht verschwunden, Öl und Gasreserven sind noch für einen weiten Zeitraum vorhanden, und in Deutschland beklagen wir einen Geburtenrückgang und hoffen auf qualifizierte Zuwanderung. Nahrungsmittel gehören auch nicht in den Benzintank Ich will den Panik-Nachhaltigkeitsautoren keine bewusste Fälschung unterstellen, aber vielleicht sollten wir darauf vertrauen, dass die Menschen in jeder Generation für sich immer wieder Lösungen finden werden. Hört endlich auf zu jammern.“ Das zitierte Buch las ich selbst nach Jahrzehnten wieder und es mag sein, Dennis Meadows glaubte an seine Thesen, könnte sich so entschuldigen, aber der Glaube gehört in die Kirche und hat nichts mit Wissenschaft zu tun. Angegebene Daten und Zahlen stimmen ganz und gar nicht, von einem bereits 1972 bestehenden Umweltbewusstsein wurde keine Notiz genommen. Wahrscheinlich deshalb nicht, weil die Luft in Hamburg besser war als in Bitterfeld und es gab im Westen eine wesentlich qualifiziertere Erzeugung von Nahrungsmitteln als in der DDR. Den Begriff „Mangelwirtschaft“ kannten die Autoren Dennis Meadows und Donella Meadows nicht, stattdessen formulierten sie ihre pauschale Prognose: „Lebensmittelknappheit und Rohstoffmangel werden schon vor dem Jahr 2001 wirksam werden...“ Und das meinten sie ernst, beriefen sie sich doch auf eine präzise wissenschaftliche Systemanalyse. Realitätsfremd fehlt ihnen die Einsicht, Armut zerstört die Umwelt nicht Wohlstand. Freilich, ein Hauptproblem unserer Kinder und Jugendlichen im Jahre 2011, sie sollten weniger Fleisch konsumieren, auch weniger Alkohol und dafür mehr Obst und Gemüse. Nahrungsmittel gehören auch nicht in den Benzintank, wie es die Klimaschützer glauben. Unerwünscht ist auch jede Kritik Club of Rome und IPCCC (Weltklimarat) verbindet eine gemeinsame ideologische Zielsetzung: Ökodiktatur, staatliche Planwirtschaft und eine Weltregierung (ein Groß-Brüssel). Daraus resultiert eine eingeschränkte Wahrnehmung der Realität. Unerwünscht ist auch jede Kritik, glaubt man sich doch im Besitz von absoluten Wahrheiten. Dass Institutionen wie diese einen tadellosen Ruf genießen, was Michael Miersch kritisiert, hängt schlicht damit zusammen, Menschen sind offenbar sehr leicht zu betrügen. Sie hoffen auf Rettungsboote, wenn der Meeresspiegel steigt, nur was sie wirklich brauchen werden, sind sehr bald Rettungsringe in einem Schuldenmeer. Aber da die Menschen ihren eigenen Verstand nicht benutzen, bietet die Verbreitung von Verschwörungstheorien, Angstprognosen, Weltuntergangsszenarien die beste und zuverlässigste Basis, um reich zu werden. Lügen machen sich also bezahlt, Wahrheiten nicht. P.S. Ein Bekannter schrieb mir: „ Sie vergeuden Ihre Zeit, Menschen aufzuklären, die gar nicht aufgeklärt werden wollen...“ ■ Uwe Timm - Dieser Artikel erschien zuerst im Magazin „eigentümlich frei“ Über den Autor ■ Uwe Timm (geb. 1940) studierte Philosophie, Germanistik, Soziologie und Volkswirtschaft ■ Arbeitet seit 1971 als Schriftsteller (Foto: Uwe Timm/per OTRS) 6/2011 P.T. MAGAZIN 15

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