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PT-Magazin 05 2020

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Offizielles Magazin der Oskar-Patzelt-Stiftung. Titelthema: Meilensteine.

08 Gesellschaft ©

08 Gesellschaft © www.piqsels.com Wenn wir erst unser Gehirn einschalten und dann unsere digitale Welt betreten. Das Homeoffice und unsere Grenzen im Kopf In den letzten Monaten fand eine digitale Disruption ohnegleichen statt. Was nie für möglich gehalten wurde, war plötzlich Wirklichkeit: Fast alle Büroarbeitsplätze und noch mehr wurden digital. Geschäftsreisen wurden abgesagt und remote erledigt, Schule geht plötzlich digital und sogar Dinge wie Whiskey-Tastings oder kulinarische Abende haben kreative Köpfe mithilfe der analogen Zusendung der Nahrungsmittel im weiteren Verlauf ins Netz verlegt. sofort auf volle Aufmerksamkeit umzuschalten, sollten unerwünschte Geräusche aus dem Kinderzimmer kommen. Die Grenzen des Homeoffice finden ihren Ausdruck in dem neu entstandenen Begriff „Zoom-Fatigue“, also „Zoom- Müdigkeit“. Das beschreibt die Tatsache, dass wir Webmeetings als extrem ermüdend empfinden. Doch wo genau liegt das Problem? Es liegt darin, dass unser Gehirn in „normaler, analoger“ Kommunikation aus der Körpersprache des Gegenübers Informationen sammelt und wir deshalb in einer bestimmten Art und Weise reagieren. Online sehen wir maximal den Oberkörper oder oft nur den Kopf unserer Gesprächspartner. Hände sind nicht zu sehen. Wir hören den Atem nicht, wenn der andere Luft holt, um uns beispielsweise zu unterbrechen. Wir sehen die Augen schlecht, können die Mikromimik, ganz kleine Muskelbewegungen in unserem Gesicht, nicht erkennen. Diese Bewegungen machen den Unterschied, ob wir ein Lächeln als echtes Lächeln erkennen oder ob es auf uns „falsch“ wirkt. Unser Gehirn versucht während eines Online- Meetings die ganze Zeit, diese nonverbalen Signale zu erkennen – ohne Erfolg. Dafür verbraucht es ziemlich viel Energie. Und das macht müde. Für eher introvertierte oder schüchterne Menschen ist es in Online-Meetings zudem schwierig, sich zu Wort zu melden, weil die gesamte Aufmerksamkeit auf den Sprecher gerichtet ist. Ein wichtiger Faktor im Homeoffice ist die Tatsache, dass wir zumeist nicht allein sind. Ob Partner oder zu betreuende Kinder – auch bei optimaler Selbstbeschäftigung und großzügiger Wohnsituation können wir niemals unsere ganze Konzentration auf das, was vor uns liegt, fokussieren. Unbewusst ist ein Teil unseres Gehirns immer im Alarm-Modus, um All das bedeutet für unser Gehirn: Stress. Statt Kuschelhormone wie Oxytocin auszuschütten, wenn wir uns beim analogen Meeting die Hand geben oder umarmen, sind die Stresshormone Adrenalin und Noradrenalin angesagt. Statt im kurzen Smalltalk vor dem Meeting die Atmosphäre und Stimmung der Kolleginnen und Kollegen auszuloten, versucht unser Gehirn, neben der Konzentration auf das Inhaltliche, alle Teilnehmer im Blick zu haben. Und das, obwohl wir am Bildschirm bestenfalls kleine Kacheln von einigen wenigen Anwesenden sehen. Und so wissen wir auch nach einem langen virtuellen Meeting immer noch nicht, wie es ihnen geht und ob wir unterstützen sollten oder selbst auf Unterstützung hoffen können. Unser geliebtes Smartphone und das so „effiziente“ Multitasking Vielleicht haben Sie sich oder Ihre Angehörigen auch schon bei einem relativ neuen Phänomen ertappt: Beim Hantieren mit dem „second screen“. Wenn wir zum Beispiel fernsehen, haben viele nebenher noch ihr Smartphone in der Hand. Wenn Sie an einem Webmeeting teilnehmen, werden Sie sehr wahrscheinlich ab und zu wenigstens kurz Ihre E-Mails oder WhatsApps – oder beides – checken. Ihnen gibt das das Gefühl, effizient zu sein. Für Ihr Gehirn heißt das jedoch: Multitasking. Und das funktioniert nicht. Wenn wir konzentriert und effizient arbeiten wollen, dann geht das nur an einer einzigen Aufgabe. Sobald eine andere dazukommt, sind wir nicht mehr aufmerksam bei der Sache. Das merken Sie spätestens dann, wenn Sie die E-Mail, die Sie während eines Telefongesprächs geschrieben haben, noch einmal senden müssen, weil Sie den Anhang vergessen haben oder im Datum ein Zahlendreher ist. Gehirngerecht arbeiten bedeutet: Eine Aufgabe nach der anderen erledigen, nicht gleichzeitig. Das Smartphone ist ein Quell der Ablenkung. Vermutlich haben auch Sie Ihr Handy meist auf dem Schreibtisch liegen. Stumm geschaltet zwar, aber sichtbar. Problematisch ist das deswegen, weil Ihr Unterbewusstsein ständig einen Teil seiner Aufmerksamkeit auf das Smartphone gelenkt hat: Es könnte ja sein, dass eine Nachricht gekommen ist. Studien belegen diese Ablenkung. Dagegen hilft, das Smartphone komplett auszuschalten und so wegzulegen, dass Sie es nicht mehr sehen können. Das Google-Gedächtnis und unsere schwindende Merkfähigkeit Ein großer Vorteil an der Digitalisierung und dem Internet ist, dass das Wissen dieser Welt ständig und in früher nie vorstellbarem Ausmaß zur Verfügung steht. Wir müssen buchstäblich einfach nur googeln. Der Effekt ist – und auch das ist durch Studien bewiesen – dass wir uns viel weniger merken. Während wir früher auf der Suche nach einer Antwort ans Bücherregal zum Brockhaus gegangen sind und dort nachgeschlagen haben, schauen wir jetzt kurz ins Internet. Weil dieser ausgelagerte Teil unseres Gedächtnisses immer verfügbar ist, machen wir uns nicht mehr die Mühe, uns etwas zu merken. Doch das ist fatal. Denn wer nichts weiß, der kann keine Entscheidungen treffen. Der muss sich auf sein Umfeld verlassen, das es ihm die „richtige“ Ent- PT-MAGAZIN 5 2020

• Steuerungs- und Kommunikationstechnik • Energieanlagen 09 Über die Autorin PT-MAGAZIN 5 2020 scheidung vorgibt. Der kann keine Fake- News erkennen. Der sieht nicht mehr, dass eine Nachricht gar nicht stimmen kann. Der kann mit den Informationen aus dem Internet nicht umgehen, weil er eine seriöse nicht von einer unseriösen Quelle unterscheiden kann. Hier hilft dem Gehirn: Denken Sie bewusst nach, bevor Sie googeln. Sie werden sich an das eine oder andere erinnern, wenn Sie Ihrem Gedächtnis nur die Chance dazu geben. Sprechen Sie miteinander, vielleicht finden Sie gemeinsam die richtige Antwort heraus. Digitalisierung hat uns viel Segensreiches gebracht, die Welt ohne sie wäre sicherlich ärmer. Nutzen wir einfach beides: Die faszinierende digitale Welt und die Freude des analogen Lebens 1.0. Lassen wir unser Gehirn 4.0 das tun, was es am liebsten tut: arbeiten. Mit unseren fünf Sinnen, die unser Gehirn zu einem Gesamtbild verarbeitet. Dem Abbau von Stresshormonen und Anschub der Dopaminproduktion bei Bewegung. Dem haptischen Erlebnis beim Blättern in Lexikon oder Atlas. Einen Vorteil hat die Kombination von Hirn und Internet auf jeden Fall: Mit den Erinnerungen, die Sie vom letzten Dia-Abend im Gedächtnis haben, finden Sie im Internet mit Sicherheit den Ortsnamen wieder und können ganz bequem online gleich die nächste Reise dorthin buchen. Merken Sie es? Die Dopaminproduktion in Ihrem Gehirn läuft schon auf Hochtouren, ganz analog. ó Personal Brain Coach Julia Kunz ist Master of cognitive neuroscience (aon) und Diplom- Kulturwirtin (Univ.). Sie weiß, wie das Gehirn funktioniert, warum es manchmal nicht so tickt, wie wir uns das wünschen und welche zielführenden Maßnahmen funktionieren, damit wir auch in Stresszeiten fokussiert und konzentriert bleiben. Ihre Expertise in den Neurowissenschaften fließt in ihre Trainings und Vorträge rund ums Gehirn ein. Nähere Infos www.juliakunz.de Info Konzentration und Fokussierung gesucht? Die eigene Leistungsfähigkeit oder die des Teams schwankt stark? Ursachenforschung bietet ein persönliches Coaching oder ein Training für das gesamte Team. Neben Erkenntnissen über das eigene Gehirn und dessen Möglichkeiten und Grenzen liegt der Schwerpunkt auf der Praxis: Transfer des Erarbeiteten in konkrete Praxisbeispiele und Anwendungen im Alltag. Damit Produktivität und Fokussierung, Motivation und Kreativität wieder selbstverständlich werden. Nähere Infos und Buchung unter ww.juliakunz.de Am Puls der Energie • Steuerungs- und Kommunikationstechnik • Energieanlagen • • Elektroinstallation Elektroinstallation Zufriedene Kunden und repräsentative Objekte sind eine gute Empfehlung für Elektromontagen Leipzig. Wir sind leistungsfähig und kompetent für Ihre Vorhaben in Leipzig und Umgebung. Als Unternehmen der Elektrobranche blicken wir auf über 40 Jahre Erfahrung zurück. Durch Zuverlässigkeit, Qualität und Service haben wir uns einen Namen gemacht. 2008 Premier-Finalist, 2007 Ehrenplakette, 1995 Preisträger „Großer Preis des Mittelstandes“ www.elmo-leipzig.de Elektromontagen Leipzig GmbH | Heiterblickstraße 42 | 04347 Leipzig | kontakt@elmo-leipzig.de | www.elmo-leipzig.de

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