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PT-Magazin 05 2018

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Magazin für Wirtschaft und Gesellschaft. Offizielles Informationsmagazin des Wettbewerbs "Großer Preis des Mittelstandes" der Oskar-Patzelt-Stiftung

PT-MAGAZIN 5/2018 Wirtschaft © zapp2photo - stock.adobe.com 38 Chefsache Digitale Transformation Die Digitale Transformation kann nicht delegiert werden. Ohne den Unternehmer vollzieht sich in keinem mittelständischen Familienunternehmen eine nachhaltige Anpassung an den digitalen Wandel und die damit verbundenen ökonomischen Megatrends. Doch allzu häufig wird die Verantwortung und Steuerung primär auf spezialisierte Stäbe oder Fachabteilungen delegiert, ohne selbst anzupacken und die digitale Transformation vorzuleben. Die laufende Digitale Transformation verändert schon seit Jahren die Geschäfts- und Führungsmodelle von Unternehmen aber auch Verhaltensweisen und Strukturen in unserer Gesellschaft. Ökonomische Megatrends wie Netzwerkeffekt, Disintermediation, Zu häufig wird die Verantwortung für Digitale Transformation primär auf spezialisierte Stäbe oder Fachabteilungen abdelegiert statt vorgelebt Plattformökonomie, Substitution und Disruption, Größenregression und Unbundling aber auch die Projektifizierung haben einen enormen Einfluss auf die Wettbewerbsfähigkeit der Unternehmen. Wer sich dieser Transformation nicht konsequent anpasst oder noch besser, sie selbst für sich aktiv nutzt, verliert über kurz oder lang seine nachhaltige Existenzgrundlage. Doch so einfach ist das nicht mit der Anpassungsfähigkeit an die Digitale Transformation: Eine aktuelle Studie von McKinsey (siehe https://www.mckinsey. de/news/presse/weltweite-konkurrenzsetzt-deutschland-bei-industrie-40-unter-druck) nennt fünf Fallstricke in der Umsetzung von Maßnahmen zur Digitalen Transformation am Beispiel der Einführung von Industrie 4.0: mangelnde Aufmerksamkeit des Topmanagements, fehlende strategische Vision, reiner Fokus auf Technologien, keine Offenheit für Partnerschaften und die Unterschätzung des Kulturwandels. Dies aber sind keine absolut neuen Erkenntnisse. Diese fünf Fallstricke gab es schon immer. Auch in der Vergangenheit war nur jener Unternehmer erfolgreich, der dank mindestens drei klassischer Verhaltensmuster diese fünf Fallstricke vermied: die Vorbildfunktion, die Offenheit für Neues und der Mut zur nachhaltigen Umsetzung.

Vorbild • Verständnis • Eigeninitiative Rolle des Unternehmers in der Digitalen Transformation Offenheit • Flexibilität • Fehlerkultur Starten wir mit der Vorbildfunktion. Nur wer die Digitale Transformation selbst vorlebt, kann andere motivieren, dieses Abenteuer auch selbst zu wagen. Oder anders formuliert: Warum sollen sich Mitarbeiter an neue Technologien, Prozesse, Geschäftsmodelle etc. anpassen oder diese gar selbst initiieren, wenn der eigene Chef dies schon nicht selbst macht. Doch es finden sich immer noch auf der Ebene von Eigentümern oder Top Managern genügend Vertreter, die zwar neue Technologien gerne als Spielzeug oder Statussymbol (Stichwort: neuestes Handy oder modernster Firmenwagen) vorzeigen, aber deren Kalender im schlimmsten Fall noch in Papierform geführt werden oder die voller Stolz sagen, sie seien noch nicht auf Facebook und Co.. Bei den sozialen Medien geht es dabei nicht wirklich um die eigentliche Präsenz, sondern vielmehr um das Verständnis dieser Entwicklungen – mit all ihren Chancen und Risiken. Aktuelle Themen wie „Industrie 4.0“ oder „disruptive Geschäftsmodelle“ werden zwar allerorts auf Unternehmertagungen, Konferenzen oder privat diskutiert. Doch bedeutet Vorbildfunktion, sich auch mit diesen Schlagworten intensiver zu befassen und in den Grundzügen zu verstehen. Aber leider verkommen diese Schlagworte ziemlich schnell zu „Modeworten“ oder ihre Umsetzung werden an andere Personen delegiert, ohne sich selbst damit genauer zu beschäftigen. Und neben dem Verständnis der zentralen technologischen, wirtschaftlichen und sozialen Trends der Digitalen Transformation geht es bei der Vorbildfunktion auch um die Eigeninitiative dank Selbstmotivation und Präsenz. Warum beteiligt man sich nicht mal selbst an einem Initiativprojekt als Test-Nutzer (Präsenz!) oder überprüft von sich aus mal die Ausgestaltung der eigenen Rolle in Zeiten des digitalen Wandels (Selbstmotivation!)? Vor allem geht es bei der Eigeninitiative darum, eine eigene Vision zur Digitalen Transformation des eigenen Verantwortungsbereiches zu entwickeln, mit der Zeit zu schärfen und gegenüber Mitarbeiter, Kunden und Geschäftspartnern vorzuleben. Im Top Management kann nämlich beispielsweise nur der Finanzvorstand oder Finanz-Geschäftsführer selbst mit seinem Team die Vision „Digitale Transformation“ des Bereiches „Finanzen“ entwickeln. Stäbe oder Fachabteilungen wie die eines „Chief Digital Officer“ etc. können hier nur unterstützend wirken. Mut • Entscheidung • Ausdauer Mitarbeiter: Expertise, Eigeninitiative, Flexibilität, Urteilsvermögen Tipp „Vorbild“: 1) Versuchen Sie es doch mal selbst, mittels agiler Managementmethoden (mehr oder weniger) eigene operative Projekte aus Ihrem Verantwortungsbereich (z.B. Einkauf, Vertrieb oder Finanzen) zum Erfolg zu initiieren und aktiv zu begleiten. Methoden wie Scrum funktionieren nicht nur für IT-Projekte. Und die Methodik „Objecitves-and-Key- Results“ (kurz: OKR) verhilft, Ziele und Maßnahmen auf Quartalszeiträume runter zu brechen, so dass (Zwischen-) Ergebnisse viel schneller überprüft und ggfs. korrigiert werden können. 2) Nehmen Sie einfach mal die Zeit und Mühe, nur einen der technologischen Megatrends (wie IoT, Post App Phase, Big Data, Blockchain, künstliche Intelligenz, Robotik oder 3D Druck) soweit zu verstehen, dass Ihnen selbst Anregungen zu Ihrem eigenen beruflichen Tätigkeitsfeld einfallen. Die kritische Überprüfung der eigenen Rolle führt gleich zur zweiten Grundvoraussetzung von Unternehmern in der Digitalen Transformation: die Offenheit für Neues und für Veränderungen. Alle reden zwar gerne von Veränderungen, doch zögert man dann bei der Umsetzung. Ist der Familienunternehmer wirklich bereit, traditionelle Verfahren, Strukturen oder gar Geschäftsmodelle zu ändern? Ist der Unternehmer oder das Top Management mental in der Lage, mit der Familientradition, mit etablierten Mitarbeitern, Kunden, Lieferanten und Banken zu brechen? Die Digitale Transformation indiziert zwar nicht, dass alles gleich ganz anders gemacht werden muss. Allerdings ruft sie im Namen der Amibextrie dazu auf, gleichzeitig effizient im Bestandsgeschäft und radikal bei den zukünftigen Leistungen, Prozessen und Geschäftsmodellen zu sein. Nur wer diese beiden Pole der Flexibilität in einem Unternehmen verbindet, schafft den Spagat zwischen der Sicherung des Bestands und dem Aufbau von Neuem. Die notwendige Offenheit verlangt noch einen weiteren Schritt: Wir leben in Zeiten von Volatilität, Unsicherheit, Komplexität und Ambivalenz (gemäß dem sog. VUCA Modell). Zukünftige Ergebnisse können immer schwieriger vorhergesagt werden. Es lebe die Zeit 39 PT-MAGAZIN 5/2018 Wirtschaft

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