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PT-Magazin_05_2017

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Magazin für Wirtschaft und Gesellschaft. Offizielles Informationsmagazin des Wettbewerbs "Großer Preis des Mittelstandes" der Oskar-Patzelt-Stiftung

PT-MAGAZIN 5/2017 Digitalisierung braucht Agilisierung Neue Arbeitswelt 4.0 erfordert Upgrade des Menschen! Wirtschaft 30 Die Digitale Transformation nimmt Formen an. Technik und Systeme werden aufgerüstet und vernetzt, Roboter kommen vermehrt zum Einsatz und Apps erfahren einen regelrechten Hype. Die Notwendigkeit, sich selbst und die Mitarbeiter auf erforderliche Kompetenzen für die Digitalisierung zu checken, wird dabei leicht übersehen. Manchmal wird der Faktor Mensch gänzlich vergessen. Veränderung in den Köpfen Die rasante Entwicklung der Technologien droht unseren Verstand demnächst zu überrollen, weil er diese mit rein logischer Beurteilung allein nicht mehr voll erfassen kann. Die neue Zeit braucht ein neues Denken, das heißt eine gute Zusammenarbeit der Ratio mit den weichen Fähigkeiten. Gleichzeitig verlangt die voranschreitende Digitalisierung nach veränderten Arbeitsprozessen. Führungskräfte und Mitarbeiter müssen sich künftig einlassen können auf Veränderungen, die sich im Rahmen der Digitalisierung ergeben. Und sie müssen sich daran gewöhnen, dass nicht mehr alles planbar ist, dass man nur die nächsten Schritte kennt und die Richtung bei Bedarf rasch korrigieren muss. In der Summe ist dies das Denken und Handeln der Künstler. Vorbild: Künstler + Visionäre Künstler und wahre Visionäre denken integrativ, ihre Motivation ist Neugier und das Feuer brennt für die Frage: Wie bekomme ich das hin? Hinzu kommen Optimismus und Mut, völlig neuartige Vorhaben anzupacken, sowie Begeisterung und der Biss, das Projekt voranzutreiben und zum Ende zu führen. Von Rückschlägen lässt man sich nicht beirren, sondern sucht nach dem Warum, nutzt die Erkenntnis aus Fehlschlägen und macht weiter. Ein wahrer Visionär war Steve Jobs. Auch der viel bewunderte Spirit erfolgreicher Startups entspringt dieser Haltung; ca. zehn Prozent der Startups sind erfolgreich. Künstler und Visionäre haben sich etwas bewahrt, das viele Menschen bereits in der Kindheit oder später im Berufsleben verloren haben: die urkindliche Entdeckerfreude und spielerische Kreativität. Jedes Kind entdeckt voller Neugier die Welt, allerdings nur so lange, bis man ihm oft genug dafür ‚auf die Finger gehauen hat‘. Für die neue Arbeitswelt 4.0 sollten wir es wieder hervorlocken. Der Hirnund Lernforscher Professor Dr. Gerald Hüther sagt hierzu: „Wenn Sie sich an Zeiten erinnern, wo Sie noch kleiner waren …, da haben Sie doch nicht einen mittelmäßigen Turm mit den Bauklötzen bauen wollen, sondern Sie wollten einen richtig hohen Turm bauen, und nicht, um den höher zu bauen als andere, sondern für sich selbst. Das heißt, der Mensch ist auf Höchstleistungen organisiert. Der möchte das sich selbst beweisen, was er alles kann und was er alles fertigbringt. ... Und diese intrinsische Motivation geht kaputt, sobald man Menschen zwingt, Türme auf eine bestimmte Weise zu bauen …“ Agil mit agilen Kompetenzen Die Zeit drängt, denn der Mensch benötigt für Veränderung viel mehr Zeit, als die derzeit exponentiell voranschreitenden Tech-Entwicklungen. Neurobiologen bestätigen: Neue Denkmuster (Synapsenverbindungen) sind bis ins hohe Alter hinein möglich. Wir erlangen es allerdings nur durch stetiges Üben und Wiederholen (Neuroplastizität). Am besten in einer angenehmen Umgebung und mit einem Gefühl der Begeisterung. Agiles Arbeiten basiert auf künstlerischem Denken und Handeln. Nun können Sie aber mit der Aufforderung „Alle denken ab sofort künstlerisch!“ nichts bewegen. Die besonderen künstlerischen Fähigkeiten sind neben den oben genannten in erster Linie eine offene innere Haltung, gute kritikfähige Kommunikation, Fehler-Fähigkeit, Einfühlungsvermögen, Wertschätzung und Flexibilität. Man findet sie in der Theaterarbeit. Diese Soft Skills kann man schulen und erlangt damit eine Grundvoraussetzung für eine agile Arbeitsweise. Kompetenzen der Theaterarbeit: • Schauspiel: innere Haltung verstehen, Wahrnehmung, Empathie • Regie: wertschätzend, motivierend, offen, Feedback • Bühne: sensitive Kommunikation, „Kritik“ dient der Optimierung • Inszenierung: Team-Play + Ensemble-Geist Anlehnen an Design Thinking Künstlerisches Denken und Handeln finden Sie auch abgebildet in Regeln und Prinzipien agiler Methoden. Das Arbeiten mit ausgewählten Design Thinking-Regeln und -Prinzipien führt die Anwender zwangsläufig in eine agile Arbeitsweise hinein. Die geschulten agilen Kompetenzen unterstützen dieses Arbeiten, denn die Regeln fordern vom Anwender positive, kritikfreie Kommunikation, Offenheit und Toleranz gegenüber anderen Disziplinen, Ideen und Mei-

PT-MAGAZIN 5/2017 nungen, außerdem Team-Geist.Das Prinzip ‚frühzeitiges Prototyping mit Test‘ erzwingt geradezu eine neue Fehler- und Feedback-Kultur und das Loslassen von Planung. Das Prinzip interdisziplinärer Teams fördert die breitere Ideenfindung und die Vernetzung im Unternehmen, Silodenken wird aufgebrochen. In der Praxis lassen sich die Regeln und Prinzipien für diverse Problemund Fragestellungen einsetzen. Das Zauberwort heißt: Üben. Und Moderation gewährleistet die konsequente Anwendung. Gerade diese strikten Rahmenbedingungen und Regeln zwingen die ausführenden Teams regelrecht aus ihren Beschränkungen des Denkens, der Routine und der Hierarchie heraus. Und zwingen sie gleichzeitig hinein in mehr Offenheit in der Kommunikation und zu neuen Ideen. 31 Wirtschaft Fazit: durch Agilisierung gewinnen Unternehmen werden durch die Agilisierung gewinnen: den offenen Geist einer agilen Belegschaft für mehr Innovation, eine bessere Kommunikations- und Arbeits-Kultur und mehr. Außerdem sind so alle Mitarbeiter bestens für den Einsatz agiler Methoden vorbereitet. ó © adam121 - stock.adobe.com Über die Autorin Amanda Pur ist Business-Coach, Beraterin, Lehrbeauftragte und Autorin. Die Diplom- Finanzwirtin, Künstlerin und Managerin entwickelt Schulungskonzepte und Strategien. Sie coacht mit eigener Methode. Zudem ist sie Botschafterin für den Großen Preis des Mittelstandes. www.amanda-pur.de

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