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PT-Magazin_04_2017

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Magazin für Wirtschaft und Gesellschaft. Offizielles Informationsmagazin des Wettbewerbs "Großer Preis des Mittelstandes" der Oskar-Patzelt-Stiftung

PT-MAGAZIN 4/2017 Nordrhein-Westfalen 60 © Ilona Klimek Der autoritäre Traum hingegen ist so alt wie die Welt, aber er lebt immer wieder neu auf. So wie jetzt, wenn viele Menschen nicht oder nicht mehr an die Demokratie glauben. Der autoritäre Traum sucht nach starken Führern und einfachen Antworten, zu denen die langsame, kompromissbereite Demokratie nicht fähig sei. Der autoritäre Traum wütet gegen die Dekadenz der liberalen Lebensweise und der „unnatürlichen sexuellen Ausschweifungen“, so Blom. Der autoritäre Traum verbindet Donald Trump in den USA mit Wladimir Putin in Russland und Recep Tayyip Erdoğan in der Türkei; ebenso Marine Le Pen in Frankreich mit Jarosław Kaczyński in Polen und Viktor Orbán in Ungarn. Und auch Pegida und AfD haben in dem Punkt mit den Kämpfern des sogenannten Islamischen Staates und den Salafisten mehr gemein, als ihnen lieb ist. Sie alle erliegen dem autoritären Traum, propagieren die Reinheit der Völker, sehen Frauen in traditionellen Rollen und verteufeln immer die Homosexualität. Das ist der Lackmustest, daran können sie ihn festmachen. Der autoritäre Traum mag durchaus attraktiv sein für viele, denen Freiheit Angst macht und zu kompliziert ist. „Donald Trump sorgt dafür, dass wir nicht alle schwul werden.“ Dafür sorgt in Köln keiner. Aber jetzt, wo die neokapitalistische und marktradikale FDP keine Rolle mehr spielt, kann man das Wort liberal auch wieder lustvoll in den Mund nehmen – vor allem, um sich vom autoritären Traum abzugrenzen. Aber der wird es in Zukunft schwer haben: Denn er achtet Fremde, solange sie in der Fremde bleiben. Er will Fortpflanzung nur innerhalb der eigenen Kultur. Vor 80 Jahren sprach man noch von Rasse, so Blom. Doch das ist Schnee von gestern. Wegen der Klimaerwärmung werden sich nach Schätzungen der Internationalen Organisation für Migration bis 2050 nochmal 200 Millionen Menschen auf den Weg machen müssen, weil sie in ihrer Heimat sonst verdursten oder durch die ansteigenden Meeresspiegel ersaufen. Der liberale Traum ist eben auch für die Klimakatastrophe verantwortlich. Jeder von uns war dabei. Da haben wir alle mitgemacht. Und dann kommt nicht nur der Afrikaner, sogar der Holländer. Der kann das Wasser nicht mehr halten und wird bei uns um Asyl bitten. © Joachim Rieger Der Holländer? Da fragen sich viele, brauchen wir nicht doch eine Obergrenze? Nein, denn in Zukunft wird das kölsche „Jede Jeck is anders“ ergänzt durch ein neues Motto: „Jede Jeck is von woanders.“ Was wir jetzt Flüchtlingskrise nennen, ist keine Krise, das ist ein Praktikum – eine Fingerübung in der Turnhalle. Damit wir Integrations- Profis sind, wenn die Klimaflüchtlinge kommen. Und sie werden kommen, das kann auch die AfD nicht verhindern. Das Land, das am geschmeidigsten integriert, hat am Ende die besten Chancen. Und wir werden immer besser! Allein schon deshalb, damit wir uns später nicht so blamieren wie der Kölner Busfahrer, der neulich einen Afrikaner an der Haltestelle sah: „Oh, Bimbo will Busfahren?“ – „Ja“ – „Wo will Bimbo denn hin?“ – „Krankenhaus“– „Oh, Bimbo krank?“ – „Näh Chefarzt“. Kölsches Othering Die Angst vor dem Fremden erzeugt immer die Abgrenzung der eigenen Gruppe gegen eine andere. Jede Gruppe hält sich selbst und die eigenen Rituale DICHTHEITSPRÜFUNG MONTAGETECHNIK AUTOMATION LEAKTESTING ASSEMBLY AUTOMATION Medebach • Germany Ihr Komponenten- und Systemlieferant für Dichtheitsprüfung, Montagetechnik und Automation von der Projektierung bis zum Service P R E I S T R Ä G E R Großer Preis des MITTELSTANDES … wir bieten Karrierechancen im internationalen Umfeld. Weitere Informationen finden Sie im Internet unter: www.paul-koester.de/karriere Paul Köster GmbH · Kolpingstraße 1 · D-59964 Medebach · Tel.: +49 (2982) 92110 · Fax: +49 (2982) 921134 · www.paul-koester.de

für richtig und am besten. Jeder Ort und jede Ethnie glaubt, sie selbst sei die beste, was sie macht sei normal, und das Fremde sei unnormal. Deshalb besingen die Menschen die „Schönheit“ ihrer Heimat. Es gibt Lieder über Kufstein „die Perle Tirols“, ganz Paris „ist ein Theater“, Bochum „dein Herz ist aus Stahl“, sogar das Westfalenland „ist wieder außer Rand und Band“. Das Besondere in Köln: Hier gibt es nur solche Lieder! Nicht nur die etablierten Kapellen De Räuber über De Paveier bis zu De Höhner besingen den Dom, den FC, den „Rhing“, und die Kölsche „han em Häzze Sunnesching“. Auch die ganz jungen Bands von Kasalla bis Cat Balou bedienen dieses Muster kölscher Selbstbesoffenheit mit großem Erfolg und viel Charme, dem man sich kaum entziehen kann. Am Ende singt jeder mit und stimmt sogar den Höhnern zu: „Kölle, du bes e Jeföhl!“ Die positive Identität mag helfen, in der Globalisierung zu bestehen. Schließlich bringen fremde Kulturen oft Denkweisen und Rituale mit, die anders sind. In Neuseeland gibt es zum Beispiel Kulturen wie die Maori, da sind alle Mädchen schon mit zwölf Jahren tätowiert. Das kommt uns komisch vor. Bei uns ist das erst mit 14. Oder es gibt in Südostasien Völker, da treffen sich die Männer, die keinen Sex mehr haben, in speziellen Männerhäusern. Das gibt’s bei uns auch. Aber hier heißt das „OBI“. Gerade von Afrika haben viele hier ganz falsche Vorstellungen. Die denken, da gibt es Kannibalen, die ihre Verwandten essen. Und das macht uns Angst. Andererseits isst man in Norddeutschland Labskaus. Und ich glaube, da schmecken meine Verwandten besser. „Hüsjer Sträßjer Jässjer“ – ja, es stimmt: „Mer han der Dom, d’r Ring un im kölsche Häzze Sunnesching.“ Und so klingt auch der Soundtrack der meisten kölschen Lieder: „Mer sinn wie mer sinn, un so wie mer sinn, simmer perfekt.“ Mit viel Fleiß könnte das in der Mischung mit den vielen Zugereisten vielleicht gelingen. ó Der Betrag erschien ungekürzt zuerst in Aus Politik und Zeitgeschichte (APuZ 1–3/2017) cc) by-nc-nd/3.0/ Autor: Jürgen Becker Über den Autor Kabarettist Jürgen Becker ist kölsches Urgestein und seit vielen Jahren Mitgestalter der Kölner Kabarettszene, Autor und Fernsehmoderator. So geht er schon seit 1992 mit der Serie „Frühstückspause“ auf WDR 2 live auf Sendung und moderiert im Fernsehen die Mitternachtsspitzen, seit Jahrzehnten ein Markenzeichen des Westdeutschen Rundfunks. Auf der Bühne steht er aktuell mit dem Programm „Volksbegehren. Die Kulturgeschichte der Fortpflanzung.“ 10 Jahre NETGO – keine alltägliche Geschichte, kein gewöhnliches Unternehmen und definitiv kein normales Jubiläum. Die Anfänge? Kaltakquise mit Köfferchen im Gewerbegebiet, Computer auf Partybänken und das nostalgische Start-up-Feeling von zu vielen Menschen auf zu wenig Raum. In Raesfeld, wo alles begann, in einer grauen Lagerhalle. Eine Frage des Ährenfeldes sozusagen. Zehn Jahre später sind wir mit fast 200 Mitarbeitern eine Marke geworden. Die Expertise unserer Mitarbeiter an mittlerweile elf Standorten weckt Begehrlichkeiten – bei anderen Systemhäusern, Behörden und Großkonzernen weltweit. Aber eines wird sich niemals ändern: Wir bleiben unserer Basis treu. Unseren Kunden der ersten Stunde, dem 4-Mann-Betrieb von nebenan und den Förderern und Wegbegleitern der vergangenen zehn Jahre. Ohne Sie wäre diese Entwicklung niemals möglich gewesen. Genauso wenig wie ohne unsere Mitarbeiter, die tagtäglich durch ihren Einsatz nach Höherem streben. Tausend Dank dafür! 61 PT-MAGAZIN 4/2017 Nordrhein-Westfalen www.netgo.de ALLES UM IHRE IT 10 Jahre NETGO - keine alltägliche Geschichte, kein gewöhnliches Unternehmen. Vielen Dank an alle Wegbegleiter! Preisträger der Ehrenplakette 2015

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