Gesellschaft PT-MAGAZIN 3/2018 Illustration: Henning Riediger 6 Das Gift des Politischen Wie Political Correctness zum modernen „Teile und herrsche!“ mutiert „Das Recht zu herrschen, gehört Allah“ steht auf einer Holztafel/Tür der französischen Kathedrale in Le Puy. Das Werk stammt aus dem 12. Jahrhundert vom christlichen Künstler Gauzfredo. Damals blickten Spanien und Frankreich auf 500 Jahre Eroberungen muslimischer Araber und Berber zurück. Diese behaupteten, im Namen (ihres) Gottes zu handeln, derselbe Gott wie der der Christen und der Juden. Zwei dieser sog. abrahamitischen Religionen, Christen und Moslems, sind historisch für ihren Imperialismus bekannt, d. h. den Wunsch, intolerant Gebiete zu erobern, Andersdenkenden ihre Religion aufzuzwingen und Ungläubige notfalls zu ermorden. Das Judentum hatte dagegen nie dieses Ziel. Versteht man zutreffend Religion als die Behauptung von Menschen, sie wüssten, was Gott will, erklärt sich der Unterschied in der Politisierung, d. h. Religion wird für Macht missbraucht. Ägyptische Pharaonen leiteten ihren Herrschaftsanspruch daraus ab, sie seien Söhne des Sonnengottes. Der „richtige Glaube“ rechtfertigt alle Herrschaft und ihre Unmoralität. Wer den richtigen Glauben hat, darf Ketzer und Hexen foltern und verbrennen, ganze Völkerschaften ausrotten und auch sonst jede beliebige Grausamkeit begehen. Das in unserem Kulturkreis erst kürzlich im 1. Weltkrieg untergegangene „Gottesgnadentum“ funktionierte ähnlich. Kaiser und Adel bekamen ihre Macht von „Gott“, auf der Zeitschiene durch ihr „blaues Blut“, die
Über den Autor „Rasse“ der Adligen war daher automatisch (allein)herrschaftsberechtigt. Politisierung von Religion hat daher einen großen Nutzen, sie verleiht dem nackten Machtanspruch Weihe und höhere Moral. Das erklärt, warum sich auch politische Bewegungen (Nationalismus, Kommunismus, Sozialismus, Feminismus), vergiftet mit politischem Allmachtanspruch, zu religionsähnlichen Unterdrückungsideologien wandelten. Nach einem historischen Pendelausschlag in Richtung Liberalität geht es im Moment offenbar wieder rückwärts. Taliban und IS töten Andersgläubige und vernichten Kunst im Namen Allahs. Feministinnen verlangen im Zuge der sog. „Genderdebatte“ die Verbannung von Kunst. Die feministische Kuratorin des britischen Museums in Manchester begründete das Abhängen des präraffaelitischen Meisterwerks „Hylas and the Nymphs“ (William Waterhouse, 1896) als Kunstperformance (www.artnet.com, 2.2.2018). Sie sei peinlich vom damaligen Frauenbild berührt gewesen und wolle mit dem Abhängen natürlich nicht zensieren, sondern nur eine Debatte initiieren. Das kann man bezweifeln, da man auch die Postkarten mit dem Bild im Museumsshop entfernte. Andere fordern offen im Zuge der MeToo-Debatte die Verbannung der angezeigten Schauspieler, Künstler und ihrer Kunstwerke. Nach dieser Logik könnte man auch das Einreißen der Pyramiden oder der chinesischen Mauer fordern, da diese Bauwerke durch blutige Diktatoren in Sklavenarbeit errichtet wurden. Man kann die Liste politischer Vergiftung fortsetzen: Arbeitgeber dürfen Arbeitsplätze nicht nach ihren instabilen ökonomischen Bedingungen gestalten, sondern werden von der Politik aufgefordert, um jeden Preis Dauerarbeitsplätze – mit Mindestlohn, so hoch wie möglich – zu schaffen und zu erhalten. Das verhindert zwar die Schaffung von Arbeitsplätzen finanzschwacher Gründer, aber die politische Forderung bringt Wählerstimmen. Haushaltsstellen, die sachlich betrachtet längst überflüssig geworden sind, oder auch Rundfunkgebühren oder sonstige Subventionen, werden erhalten, weil sie politisiert sind. Die sach- Dr. Volker Gallandi (www.gallandi.de) ist seit 1986 im Wirtschafts- und Finanzsektor (Immobilien- und Wertpapierkapitalanlagen) als Rechtsanwalt tätig, ebenso als Autor und teilnehmender Beobachter im Bereich Recht und Wirtschaft. lich gebotene Abschaffung scheitert an Seilschaften von Lebenszeitbeamten und ähnlichen Besitzstandswahrern. So erhöhen sich die Staatsquote und Abgabenlast ständig. Wenn nichts hilft, heißt das politische Totschlagsargument „Arbeitsplätze“. Doch es geht, wie bei der Kirchensteuer usw. nur um Macht und Faulheit, alles bleibe wie es ist, sagen die, die davon profitieren. Eine Steigerung der Politisierung ist die innerstaatliche Feinderklärung. Fürsten, die sich bei Juden verschuldet hatten, wurden die Schulden los, indem man religiös politisierte Pogrome initiierte, die ihre Gläubiger nicht überlebten. Die Briten sorgten als Kolonialherren Indiens für eine Politisierung von Hindus und Moslems, gemäß dem lateinischen „divide et impera“ (teile und herrsche). Die so gezielt verfeindete Bevölkerung trennte sich in einem Blutbad in Indien und Pakistan. Die Nazis politisierten den Kampf gegen die Juden und bereicherten sich an deren Vermögen (Arztpraxen, Kaufhäuser, Kunst). Die Vorstufe der innerstaatlichen Feind-Erklärung nennt sich heute „political correctness“. Sie ist gleichsam eine säkulare Form der Religion, die Behauptung, derjenige, der die neue informelle Regel mitteilt, sei Hüter der Moral. Wer z.B. noch „Neger“ oder „Mohr“ sagt, ist böse, auszugrenzen, von „Nigger“ ganz zu schweigen. Dass die des Rassismus unverdächtige Patti Smith diesen Begriff in „I am an Rock`n Roll Nigger“ als stolzen Kampfbegriff verwendet, ebenso wie viele farbige Musiker, entgeht den Tugendwächtern der Moderne bzw. interessiert sie herzlich wenig im Vergleich zur Macht über die Sprache, die sie gewinnen. Die freie Gesellschaft wird durch das Politische, verabreicht als Gift (Alleinvertretungsanspruch), so geschwächt wie König Theoden in „Herr der Ringe“ Teil 2 durch die Einflüsterungen von „Grimma Schlangenzunge“. Da hilft nur die Zivilgesellschaft mit klaren Worten, eine Frau schrieb zu dem Vorfall in Manchester:“..feminist extremism at its worst.. I am truly ashamed to call myself a feminist“. („Feminismus übelster Art, schäme mich, mich Feministin genannt zu haben“). Jeder kämpfe gegen politisches Gift, wo immer es sich zeigt und trete für maximale Meinungsfreiheit ein. ó 7 PT-MAGAZIN 3/2018 Gesellschaft © ri8 - stock.adobe.com
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