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PT-Magazin 03 2018

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Magazin für Wirtschaft und Gesellschaft. Offizielles Informationsmagazin des Wettbewerbs "Großer Preis des Mittelstandes" der Oskar-Patzelt-Stiftung

Perlen der

Perlen der Transformation © romaset - stock.adobe.com An einem kalten Januarmorgen saß ein Mann an einer Metrostation in Washington DC und spielte Geige für etwa 45 Minuten, während gut tausend Passanten ihn passierten. Die meisten von ihnen waren auf dem Weg zur Arbeit. Während der Musiker spielte, hielten nur eine gute Handvoll Menschen an und hörten für eine kurze Weile zu. Während der gesamten Zeit sammelte er ca. 34 Dollar ein. Als er fertig war, applaudierte niemand. Was keiner wusste oder erkannt hatte: der Geiger war Joshua Bell, einer der besten Musiker der Welt. Er hatte 6 Bach Stücke auf einer millionenschweren, 1713 gebauten Stradivari gespielt, darunter eines der kompliziertesten Musikstücke überhaupt. Einen Tag nach dem Experiment trat Joshua Bell in der Boston Symphony Hall vor ausverkauftem Haus auf, in dem die Eintrittspreise bei durchschnittlich 100 Dollar pro Karte lagen. Dies ist eine wahre Geschichte, über welche die Washington Post berichtete. Ihren Artikel betitelte die Zeitung mit „Perlen zum Frühstück“. Befindet sich ein Unternehmen in einer digitalen Transformation, reagieren Mitarbeiter unterschiedlich. Es lässt sich beobachten, dass viele Beteiligte in der Organisation die Phasen des Wandels als bedrohlich wahrnehmen. Sie sehen in erster Linie die Probleme. Bestenfalls bewerten sie die Situationen als neutral. Nur sehr wenige empfinden sie als „Perlen“. So ist es nicht verwunderlich, dass die Unternehmensberatung McKinsey & Company in einer Studie festgestellt hat, dass 70 Prozent aller Change-Projekte scheitern. Die Mitarbeiter gehen in einen inneren Widerstand. Es ist somit entscheidend, dass Sie als Führungskraft sich folgender Themen bewusst werden und diese als Ihre Aufgabe und Verantwortung annehmen, um in der digitalen Transformation erfolgreich zu sein: Warum tun wir das In einer Transformation, zumal in einer digitalen, müssen gewohnte Arbeits- und Denkweisen verlassen werden, um neue Lösungswege zu entdecken. Bewährte Regeln werden in Frage gestellt. Gezielte Regelbrüche werden propagiert. Häufig wird dabei jedoch vergessen, den Mitarbeitenden die notwendige Erklärung zu geben - das „Warum“ zu vermitteln. Wenn sie jedoch nur einzelne Aspekte der Geschehnisse oder des Vorhabens kennen, ist nicht verwunderlich, dass Mitarbeitende Kontrollverlust und Unsicherheit empfinden. Anders ergeht es einer Belegschaft, denen das Warum und wofür gut vermittelt wird. Sie haben die Chance, die Sinnhaftigkeit der Digitalisierung zu verstehen und sogar zu einem Treiber der Veränderung zu werden. Der Führung der Firma Viessmann, einem 1917 gegründeten Familienunternehmen, welches Heiztechnik-Produkte sowie Kühlsysteme entwickelt und herstellt, war es wichtig, von Beginn des eigenen Trans-

© Mykola Komarovskyy - stock.adobe.com Wirtschaft PT-MAGAZIN 3/2018 43 Wie Führungskräfte ihre Mitarbeiter für den Wandel gewinnen formationsvorhabens an, den Mitarbeitenden das „Warum“ der Veränderung zu vermitteln. Die Unternehmensleitung suchte wöchentlich das persönliche Gespräch. „Wir haben bereits in dieser Zeit durch den intensiven Austausch die ersten 1.500 Menschen erreichen können“, sagt Markus Pfuhl, Chief Digital Officer des Unternehmens. Verschiedenste Kommunikationsansätze wurden initiiert, von der klassischen Informationsveranstaltung bis zur eigenen App-Lösung, in der Mitarbeitende relevante Informationen zum Wandel im Unternehmen abrufen können. Seien es aufgezeichnete Vorträge oder Schulungen, welche vermitteln helfen, warum Viessmann sich überhaupt auf den digitalen Weg begibt. In umfangreichen Workshops erarbeiten die Mitarbeitenden – teilweise gemeinsam mit den Kunden – warum Digitalisierung, und damit die Transformation unumgänglich ist. So bucht das Unternehmen auf Messen eigene Räume, um Fachmessebesucher zu Workshops mit seinen Mitarbeitenden einladen zu können. So haben bisher auch schon über 1.000 Mitarbeitende und Kunden daran teilgenommen. Martin Viessmann, Präsident des Verwaltungsrats des gleichnamigen Unternehmens hat gegenüber seinen 12.000 Mitarbeitenden formuliert: „Ich bin 64 Jahre alt. Vieles von dem, was ich in der Vergangenheit getan habe, hat zu dem Erfolg dieses Unternehmens beigetragen. Aber vieles davon wird in der Zukunft nicht mehr zu dem Erfolg von Viessmann beitragen.“ Es braucht eine klare Vision, gute Gründe und gemeinsame Ziele, damit sich Mitarbeitende mitnehmen lassen. Dann können sie selbst mit unpopulären Entscheidungen besser umgehen. Gemeinsam stark Hat ein Unternehmen das Thema Digitalisierung für sich als strategisch relevant erkannt, kommt es immer wieder vor, dass sich der Fokus der Führungsebene auf die Digitalabteilung konzentriert. Der übrigen Belegschaft wird dadurch vermittelt, sie gehöre zum alten Eisen. Dies kann zu Spannungen führen und lässt die Alteingesessenen den Wandel bestenfalls demotiviert mitgehen. Im schlimmsten Fall blockieren sie erfolgreich das neue digitale Geschäft. Für Karsten Ottenberg, CEO von Bosch-Siemens Hausgeräte ist es daher eine wichtige Führungsaufgabe: „…immer wieder darauf zu achten, dass es kein ‚wir’ und ‚die’ gibt, dass keine neuen Silos aufgebaut werden. Nur weil die digitale Transformation gerade ein Fokus-Thema ist, dürfen wir den anderen Mitarbeitenden für das, was bisher erreicht wurde, nicht den Stolz nehmen.“ Verschiedene Studien belegen zudem, dass der Respekt, die Anerkennung und das Ansehen durch die Menschen, die uns täglich begegnen einen signifikanten Einfluss auf unser Wohlbefinden und unsere Leistungsbereitschaft hat. So belegte Adam Grant, Organisationspsychologe und einer der einflussreichsten Managementdenker ˘

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