PT-MAGAZIN 3/2018 Wirtschaft 38 © hurca.com - stock.adobe.com „Geht dem Mittelstand die Luft aus?“ so titelte die FAZ am 24. Februar 2018 und bezog sich auf die Ergebnisse einer neuen Studie des Instituts der deutschen Wirtschaft in Köln (IW). Die Wissenschaftler hatten festgestellt, dass die Innovationskraft der größeren mittelständischen Unternehmen in Deutschland spürbar abnehmen würde. Nachlassende Innovationsbereitschaft mit zunehmendem Alter Laut IW führten im Jahr 2015 nur noch etwa zwei Drittel der Unternehmen mit bis zu 1.000 Mitarbeitern regelmäßig neue Prozesse bzw. Produkte ein. Fünf Jahre vorher sollen es noch gut drei Viertel gewesen sein. Auf einen Grund unter mehreren, wie etwa die Wirtschaftspolitik, steuerliche Aspekte und Bürokratie soll an diese Stelle näher eingegangen werden: Der demographische Wandel hinterlässt inzwischen auch im deutschen Mittelstand deutliche Spuren. Gegen die Investitionsmüdigkeit im Mittelstand Kürzer werdender Planungshorizont im Alter birgt Gefahren für den Unternehmenswert So beträgt der Anteil der Inhaber von mittelständischen Unternehmen, die 56 Jahre oder älter sind, inzwischen rund ein Drittel. Und: der Anteil dieser Altersgruppe unter den mittelständischen Unternehmen ist in den letzten 15 Jahren vier Mal so stark gestiegen wie in der Gesamtbevölkerung! Gleichzeitig geht die Zahl nachrückender Existenzgründer, die eine qualifizierte Nachfolge antreten könnten, seit Jahren zurück, wie erst kürzlich eine Sonderstudie des KfW- Mittelstandspanels gezeigt hat. Die zunehmende Alterung im deutschen Mittelstand hat aber noch eine andere Auswirkung: Mit zunehmendem Alter sinkt die Investitionsbereitschaft von Inhabern deutlich. Nach einer KfW-Analyse aus dem Jahr 2015 investiert nur noch jeder Dritte Unternehmer über 60 Jahre, während von den Unternehmern unter 40 Jahren fast 60% investieren. Und auch die Art der Investition verändert sich mit zunehmendem Alter. Die noch vollzogenen Investitionen dienen eher der Pflege des Kapitalstocks, während stärker risikobehaftete und kapitalbindende Vorhaben seltener werden. Eine wichtige Ursache für die nachlassende Investitionsbereitschaft von älteren Unternehmern ist deren kürzer werdender Planungshorizont, mit der die Risikobereitschaft abnimmt. Viele Vorhaben besitzen dann aus der Sicht älterer Unternehmer eine zu lange Amortisationsdauer. Damit droht solchen Unternehmen ein Verlust an Wettbewerbsfähigkeit und damit die Minderung des Unternehmenswerts und der Attraktivität für einen nachrückenden Existenzgründer.
Beirat als strategischer Sparringspartner Wie kann eine solche Negativspirale verhindert werden? Neben innovativen Übernahmestrukturen, die z.B. einen Altunternehmer nach dem Verkauf des Unternehmens noch an der Rendite aus den in seiner unternehmerischen Spätphase getätigten Investitionen partizipieren lassen, ist auch die frühzeitige Klärung der Nachfolge ein wichtiges Element. Hier kann ein rechtzeitig mit qualifizierten Personen besetzter Beirat ein wichtiger Begleiter und Ratgeber sein. Seine Rolle kann hierbei von der Aufstellung eines Nachfolgeplans und der Formulierung von Auswahlkriterien für einen potentiellen Nachfolger über dessen Auswahl (entweder ein Familienmitglied oder eine externe Führungskraft) bis hin zu einer Notfallgeschäftsführung, bei der der Beirat selbst für eine begrenzte Zeit die Geschäftsführung übernimmt, reichen. In letzterem Fall ist bei einem plötzlichen Ausfall des Unternehmers für die Fortführung der Geschäfte Sorge getragen und somit ein hohes Maß an Kontinuität gewährleistet. Allerdings setzt sie eine bereits langfristige Zusammenarbeit mit einem Beirat voraus, sodass die Beiratsmitglieder schon mit den wesentlichen Unternehmensaspekten vertraut sind. Außerdem müssen die erforderlichen Qualifikationen im Beirat vorhanden sein. Erfahrungsgemäß vergehen ein bis eineinhalb Jahre, bis ein Beirat installiert und voll funktionsfähig ist. Daher sollte mit der Vorbereitung so rechtzeitig begonnen werden, dass erkennbaren Herausforderungen mittels eines eingearbeiteten Beirats begegnet werden kann. Fazit Ein qualifiziert besetzter Beirat ist gerade für Familienunternehmen keine lästige Pflicht, sondern ein strategisches Instrument zur Sicherung der Unternehmenszukunft durch eine über den aktuellen Inhaber hinausgehende Perspektive. Somit hilft er, das unternehmerische Vermögen zu erhalten und gegebenenfalls, zu mehren. Mehr und mehr Familienunternehmen wissen die Vorteile eines hochwertig besetzten Beirats, inzwischen zu schätzen. Die Kosten- Nutzen-Relation ist nämlich nicht zu überbieten! ó Über den Autor Dr. Klaus Weigel ist seit 2007 Geschäftsführender Gesellschafter der Board Xperts GmbH, Frankfurt am Main. Er ist zugleich Mitgründer und Vorstandsmitglied des Verbands Aufsichtsräte Mittelstand in Deutschland e.V. (ArMiD) und Mitglied des Unternehmerbeirats der Oskar-Patzelt- Stiftung. Was zu beachten ist Ein hochqualifiziert besetzter Beirat ist damit ein strategisches Instrument zur Sicherung der Unternehmenszukunft und hilft, unternehmerisches Vermögen zu erhalten und zu mehren. Dabei können die Gesellschafter entweder qualifizierte Persönlichkeiten selber identifizieren und ansprechen. Oder aber sie bedienen sich von auf diesem Gebiet spezialisierten Beratern mit entsprechenden Netzwerken. Professionelle Dienstleister erweitern den Kreis qualifizierter Beiratskandidaten. Auf jeden Fall sollte man sich für die Auswahl der Mitglieder eines Beirats mindestens so viel Zeit nehmen, wie für die Ausarbeitung der Beiratsordnung. 39 PT-MAGAZIN 3/2018 Wirtschaft Landwirtschaft 4.0 - Sie haben die Idee, wir entwickeln die Software. Umfangreiche Softwarelösungen für die Landtechnik nach Ihren Anforderungen. Precision Farming Section Control und Automatisches Lenken Logistik und Telemetrie Einfache Navigation und Steuerung komplexer Flotten Vermessung und Wetter Präzise Erfassung von Informationen als Basis für Entscheidungen www.lacos.de
14. Jahrgang | Ausgabe 3 | 2018 | I
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