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PT-Magazin 03 2018

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Magazin für Wirtschaft und Gesellschaft. Offizielles Informationsmagazin des Wettbewerbs "Großer Preis des Mittelstandes" der Oskar-Patzelt-Stiftung

Die Rebellin aus dem

Die Rebellin aus dem Bayerwald PT-MAGAZIN 3/2018 Gesellschaft 14 E migrantin, Dichterin, Gastwirtin, Prostituierte und posthum Filmheldin: Ostbayerns Dichterin Emerenz Meier hat ihre ganze Region geprägt. Schiefweg (obx) - Von Amerika hatte sie keine besonders ehrfürchtige Meinung: „Kennst du das Land, wo Grabsch und Humbug blühn, die Herzen einzig für den Dollar glühn...“, reimte die aus Schiefweg bei Waldkirchen stammende Dichterin. Geboren wurde die streitbare Gastwirtstochter 1874, gestorben ist sie schon mit 53 Jahren. Aber in ihren Werken und in ihrer Heimat lebt sie weiter: Ein Bühnenstück von Joseph Berlinger, ein Film des Strittmatter-Verfilmers Jo Baier (Der Laden), das einst elterliche Wirts- und heutige Gedenkhaus und viele Straßennamen haben der unglücklichen Emigrantin dauernde Denkmale gesetzt. So wie ihr das Leben mitspielte, so ging sie in ihren Dichtungen auch mit dem Leben um: „Und in Fabriken schwitzt die Menschenbrut, es saugt das Kapital ihr rotes Blut...“ dichtete sie auf die Ausbeuterei der Arbeiter in Chicago des gerade frisch industrialisierten Amerika, wohin sie 1906 ausgewandert war. Sie hatte erfolglos eine Gaststätte betrieben und sich schließlich als Prostituierte das Geld für die Überfahrt über den Atlantik zusammengespart. Ihr Glück hat sie in der Neuen Welt nicht gemacht. Dabei war Emerenz ein viel versprechendes Kind gewesen: Schon mit zehn Jahren las sie Goethe, Schiller, Dante und Homer. Sie schrieb Gedichte und veröffentlichte ihre erste Erzählung in der Passauer Donau-Zeitung. Das war der Zeitpunkt, zu dem die elterliche Abneigung gegen die abartige Dichterei der Tochter schwand, denn immerhin ließ sich damit Honorar verdienen. Peter Rosegger und Hans Carossa schätzten die Dichterin mit dem unbeugsamen Willen jedoch wegen ihrer Werke. Ihre Amerikajahre in Armut ließen sie zu einer Kommunistin werden, die für die Rechte der einfachen Arbeiter eintrat. Ihre eigenen Rechte hat sie nie zu wahren gewusst. Ihre Ehe ging schief, denn ihr Mann war Säufer. Er erlöste sie nach drei Jahren Gemeinschaft durch seinen Tod. Erst posthum kommt der resoluten Kämpferin für die Menschenrechte der Stellenwert zu, den sie eigentlich zu Lebzeiten verdient hätte. Noch heute sagt man im Bayerischen Wald, wenn eine Frauenperson © obx-news/Andreas Praefcke Ihre Heimatstadt Passau ehrt die Volksdichterin Emerenz Meier seit 2008 mit einer Büste an der Donaulände. sich sturköpfig zeigt: Sie ist halt eine richtige Emerenz. Dabei war die Dichterin eigentlich sehr zart besaitet, aber durch das raue Leben in der äußeren Schale gehärtet wie Stahl. Empfindlicher als sie konnte man kaum sein Schicksal in Verse zwingen: „Es schlug der Blitz in mein junges Haupt, und furchtbar prasselten die Schlossen nieder. Gebeugt, gebrochen, zerspellt, entlaubt, so sah mich der nächste Frühling wieder“. Und zynischer als sie konnte kaum jemand das Dilemma der Dichtkunst beschreiben: „Hätte Goethe Suppen schmalzen, Klöße salzen, Schiller Pfannen waschen müssen, Heine nähn, was er verrissen, Stuben scheuern, Wanzen morden Ach die Herren, alle wären keine großen Dichter worden“. Und schließlich konnte zärtlicher als sie kaum jemand seine geliebte Heimat besingen: „Ich sah den Wald im Sonnenglanz, vom Abendrot beleuchtet, belebt von düstrer Nebel Tanz, vom Morgentau befeuchtet...“ ó WIR MACHEN ES SPANNEND Haag 17 95615 Marktredwitz Tel: 09231 / 66 99 - 0 Fax: 09231 / 63 031 info@hirsch-federn.de www.hirsch-federn.de Hirsch KG Fabrik technischer Federn

© Maridav - stock.adobe.com Hirschfelde ist überall Der Mann in Führungsposition trägt die Bräune eines Kurzurlaubs in der Sonne im Gesicht – aber seine Stirn liegt deutlich in Falten und die Mundwinkel hängen: „Es ist erst Mai und ich bin schon wieder komplett urlaubsreif.” Wir sind ja höflich, ich sage nicht: „Sieht man.” Ich sage auch nicht: „Wat mutt dat mutt.” Oder gar: „Wie wär‘s mal mit ausspannen zwischendurch?” Klar, ich hab gut Lachen: Freiberuflerin eben, die legt die Beinchen hoch, wenn’s ihr zu viel wird. Tut sie natürlich nicht. Und wenn sie doch mal zwischendurch ein Stündchen ganz für sich abzwackt – dann arbeitet sie dabei eben heimlich. Dass ich das mache, wurde mir bewusst, als meine Ärztin zu Sport riet: „Einfach mit einer Freundin zum Joggen oder Walken im Wald verabreden.” Ebenso spontan wie entsetzt rief ich: „Nie im Leben!” Experten empfehlen, das Lauftempo beim Sporteln zu zweit so anzupassen, dass eine lockere Unterhaltung möglich ist. Mir wurde blitzschnell klar: Es ging nicht darum, dass ich den Sportvorschlag der wohlmeinenden Ärztin ablehnte. Nein, ich mag einfach nicht mit anderen sporteln – und dabei reden. Ich arbeite nämlich, wenn ich durch den Wald laufe. So, jetzt ist es raus. Überall lese ich, wie gut man beim Sport abschalten kann. Wie denn das, um Himmels Willen? Das konnte ich noch nie! Einmal zog ich meine Bahnen in der südöstlichsten Volksschwimmhalle Sachsens, in Hirschfelde, also dort, wo Deutschlands grünstes und sportlichstes Geschirrspülmittel hergestellt wird, ich meine natürlich die Marke fit. Während also in Laufweite produziert wurde, schwamm ich vermeintlich tiefenentspannt vor mich hin. Bis ich merkte: Ich schwimme nicht wirklich – ich arbeite. Auf der Nebenbahn trainierte ein Freund für die nächste Landesmeisterschaft im Rettungsschwimmen. Als wir beide kurz am Beckenrand anhielten, rief ich rüber: „Rat mal, was ich mache.” Er antwortete naheliegend: „Du schwimmst…” Jaha, so mochte es für Trainingsschwimmende aussehen. Rief ich also zurück: „Nein, das sieht nur so aus – ich dichte.” Das trug mir ungläubige Blicke eines mitbadenden Rentnerpaares ein. Aber es stimmte: Während ich brustschwimmend Zug an Zug reihte, ersann ich Verszeilen zum Mega-Event unseres Kurortes am 3. Oktober: Da wird nämlich regelmäßig der längste Pflaumenkuchen der Oberlausitz gebacken und auf der Hauptstraße mit Hunderten Über die Autorin Wenn Martina Rellin, Ex-Chefredakteurin der Kultur-Zeitschrift Das Magazin und erfolgreiche Sachbuchautorin (Klar bin ich eine Ost-Frau!), nicht schwimmt, schreibt sie. Leidenschaftlich. Für sich und andere. Bücher und Auftragskommunikation. Sie betreibt die Rellin Schreibwerkstatt bei Berlin und in Oybin im Zittauer Gebirge und vermittelt dort und in Leipzig Interessierten das Handwerk des Schreibens in Kursen und Coachings. www.martinarellin.de Pflaumenkuchenfreunden, äh, Feiertagsfreunden verkostet. Ich schwamm also, summte zur Unterstützung und damit ich mir die erdachten Zeilen ohne Stift und Papier auch merken konnte, die Nationalhymne. Und ersetzte die bekannten Zeilen durch: Hefe sparet nicht und Pflaumen an diesem Oktobertag – fünfundzwanzig Meter Einheit lecker – wie Oybin sie mag. Die Merk-Methode funktionierte großartig, ich ersann so auch noch einen Limerick und ein paar Zeilen frei nach Wilhelm Busch – das Ganze schenkte ich unserem Amtsblatt, die Redakteurin freute sich. Und ich – ich hatte mich nach dieser Stunde Schwimmen in Hirschfelde wirklich gut erholt. Mit einem Lächeln auf den Lippen und frisch gestärkten Muskeln konnte ich – mich wieder an die Arbeit machen. ó 15 PT-MAGAZIN 3/2018 Gesellschaft www.susa-sauer.de PREISTRÄGER Großer Preis des MITTELSTANDES Unser Plus... Wir sind ... Ihr Partner zur Herstellung von Präzisionsdrehteilen von d=5 bis d=200 mm für die Fahrzeugindustrie, Maschinen- und Bergbau, Hydraulik u.a. SUSA S. Sauer GmbH & Co. KG An der Niedermühle 4 01257 Dresden Tel.: +49-351-28166-91 Fax : +49-351-28166-80 stark in Quali tät und Leistung beim Drehen, Fräsen, Schleifen, Räumen, Honen, Thermisch Entgraten und Tiefl ochbohren mit moderner CNC-Maschinentechnik

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