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P.T. MAGAZIN 03/2011

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Magazin für Wirtschaft und Gesellschaft. Offizielles Informationsmagazin des Wettbewerbs "Großer Preis des Mittelstandes" der Oskar-Patzelt-Stiftung

Wirtschaft Intrinsisch

Wirtschaft Intrinsisch Deutschlands Firmen stecken im Spagat zwischen Perfektion und Kreativität denschaft statt Stechuhr, so lässt sich das Erfolgsrezept des Unternehmens auf den Punkt bringen. Als Nintendo die Spielkonsole Wii entwickelte, forderte das Unternehmen seine Techniker und Designer immer wieder auf, möglichst tollkühn zu denken und Grenzen zu überschreiten. Und der Chip-Hersteller Intel macht fast einen Sport daraus, seine Entwickler die schwersten, beinahe unlösbaren Probleme lösen zu lassen. Es sind nicht nur die ausgefeilten Prozesse, die diese Unternehmen zu Innovationsführern machen, sondern die einzigartige Kultur, die dahinter steht. Fun and Focus In den weltweit innovativsten Unternehmen verwalten Manager nicht, (Foto: © Michael Rittmeier/PIXELIO) sie gestalten. Dahinter steht ein tiefes Verständnis von Kreativität. „Fun and Focus“ – eine Mischung aus klaren, extrem ehrgeizigen Zielen und einem Prinzip der Spaßmaximierung bei der Arbeit, das ist das Erfolgsrezept der weltweit innovativsten Unternehmen. Ideenfindung als Abenteuer, nicht als durchgeregelter Prozess, bei dem jede Stufe genau einzuhalten ist. In vielen dieser Unternehmen gibt es Führungsprinzipien, die in deutschen Firmen größtenteils undenkbar sind. Beispielsweise, dass sich Mitarbeiter Aufgaben selbst suchen, sich Teams von Mitstreitern selbst zusammenstellen und Innovationen entwickeln, ohne dass das Topmanagement zu 100% weiß, was die Mitarbeiter eigentlich treiben. Die US-Professoren Sam Stern, Alan G. Robinson und Theresa Amabile von der Harvard-Universität sehen die intrinsische Motivation schon lange als einen wesentlichen Treiber von Innovation. Der Gedanke dahinter ist einfach: Mitarbeiter, die sich ihre Entwicklungsprojekte selbst suchen, sind schneller, ideenreicher und produktiver als Mitarbeiter, die eine Aufgabe delegiert bekommen, für die sie sich möglicherweise gar nicht interessieren. Neue Managementprinzipien könnten deutsche Unternehmen binnen weniger Jahre zu neuen kreativen Höchstleistungen bringen. ■ Innovationsbremse 4: Die Angst, nicht perfekt zu sein Beim amerikanischen Handy-Hersteller Research in Motion (Blackberry) gibt es ein einfaches Prinzip: die „9 von 10“-Regel. Neun Mal muss etwas schiefgehen, damit es beim zehnten Mal funktioniert. Die Virgin Group hat die simple Philosophie „Pionier sein, nicht dem Pionier folgen.“ Und der indische Tata-Konzern vergibt jedes Jahr sogar einen Preis für eine gescheiterte Innovation: Beim jährlichen Wettbewerb „Innovista“ wird eine Innovation ausgezeichnet, die ernsthaft versucht wurde, dann aber gescheitert ist. Durch solche Regeln, Philosophien und Maßnahmen wollen diese Unternehmen vor allem eines ausdrücken: Scheitern willkommen! Sie haben er- 5-Achs-Wasserstrahlmaschine: • Kombischneidkopf mit Strahlkompensation und 3D – Bearbeitung bis 60° • Optoelektronischer Höhensensor für 3D – Bearbeitung • Proportionaldosiersystem WELTNEUHEIT unsere Leistungen: Komplett Bad – Küche sowie Steinmöbel Küchenarbeitsplatten, Restauration, Kamine, Bodenbeläge, Fensterbänke, Fliesen und Plattenarbeiten, Treppenanlagen, Terrassen, Steinmetz- und Bildhauerarbeiten Wir bearbeiten folgendes Material im Lohnschnitt mit 5-Achs Wasserstrahltechnik (siehe oben Weltneuheit) für unsere Kunden: Natur- und Kunststein, Stahl, Edelstahl, Glas, Keramik und Kunststoff 5-Achs- Wasserstrahlmaschine: Stein-Wegener GmbH - Schmiedestr. 36c - 04683 Belgershain / Köhra Tel.: 0342 93 - 47 47 0 • Fax.:0342 93 - 32 48 5 • stein-wegener@t-online.de • www.stein-wegener.de Finalist „Großer Preis des Mittelstandes“ 2010, Nominiert 2011

Wirtschaft kannt, dass es Innovation mit Vollkaskoschutz nicht gibt. Scheitern ist in diesen Unternehmen nichts Negatives. Die chemische Keule Anders in Deutschland. Hier ist die Kultur zahlreicher Unternehmen von äußerster Vorsicht geprägt. Im Grundsatz ist das nicht schlecht, hält es doch Hasardeure davon ab, die Firmen ins Unglück zu stürzen. Doch allzu oft ist die Vorsicht übertrieben. Angst als generelle Einstellung wirkt wie eine chemische Keule bei der Unkrautvernichtung: Das schädliche Unkraut ist weg, aber alle nützlichen Pflanzen, Käfer und Schmetterlinge ebenso. Mit den waghalsigen Ideen, die ein Unternehmen an den Rand des Ruins bringen können, werden oft auch die hoffnungsvollen schwachen Ideenkeime getötet. FuE-Aufwendungen des Wirtschaftssektors 1995 – 2008, vorläufige Daten 2009, Plandaten 2010 und 2011 65,0 Mrd. € 62,5 61,0 60,0 58,4 57,5 55,0 53,4 FuE-Gesamtaufwendungen 52,0 52,5 55,9 57,3 50,0 48,4 47,5 46,5 46,1 43,8 44,5 47,1 45,0 42,2 45,0 46,1 42,5 43,0 40,0 41,1 36,1 39,7 37,5 38,0 38,4 38,7 35,0 33,4 36,3 37,0 Interne FuE-Aufwendungen 35,6 32,5 30,0 33,6 30,0 30,4 27,5 25,0 27,2 28,9 26,8 30,3 22,5 20,0 1) 1)2) 1)2) 95 96 97 98 99 00 01 02 03 04 05 06 07 08 09 10 11 1) Daten vorläufig 2) Plandaten aus der FuE-Erhebung 2009 2011 sollen die Investitionen in Forschung und Entwicklung der Unternehmen in Deutschland neue Rekordwerte erreichen. So soll in diesem Jahr erstmals die 60-Milliarden-Euro-Schwelle mit FuE-Aufwendungen von 61,0 Mrd. Euro übersprungen werden. Quelle: Stifterverband Wissenschaftsstatistik, Stand: Dezember 2010 Perfektionismus? Die Frage, wie Unternehmen kreativer beziehungsweise innovativer sein können, ist keine schöngeistige Debatte. Denn genau das, was deutsche Firmen erfolgreich macht, wird ihnen im globalen Innovationswettbewerb vielfach zum Verhängnis: der Wunsch, alles perfekt, alles richtig, alles berechenbar zu machen. Ein Fehlschlag, wie ihn Google mit Google Wave erlebte, wäre in vielen deutschen Unternehmen ein Desaster. Der Internetkonzern hat 2009 sein Programm als Nachfolger der E-Mail präsentiert und in einer Beta-Version auf den Markt gebracht. Ein Flop. 2010 stellte das Unternehmen Google Wave wieder ein. Eine Katastrophe? Mitnichten! Auf Google Wave angesprochen, reagierte CEO Eric Schmidt auf der Techonomy-Konferenz im kalifornischen Lake Tahoe schulterzuckend: „Wir probieren Dinge aus, und wir feiern unser Scheitern. In unserem Unternehmen ist es absolut in Ordnung, etwas besonders schwieriges zu versuchen, damit keinen Erfolg zu haben und daraus zu lernen.“ Es ist Teil der Google-Philosophie, Dinge auszuprobieren, Grenzen regelmäßig zu überschreiten und auch einmal in rechtliche Grauzonen vorzustoßen. Google Street View wäre an der Rechtsabteilung fast aller deutschen Unternehmen gescheitert. Alles außer Ideen Die Konkurrenz im weltweiten Ideenwettbewerb kommt nicht nur aus den USA. Indien und vor allem China, lange Zeit nur als billige Produktionsstandorte und Kopierer im Visier, machen deutschen Unternehmen ebenfalls Konkurrenz. Unter den 50 weltweit innovativsten Unternehmen waren 2010 erstmals vier chinesische Unternehmen, daneben elf Unternehmen aus anderen asiatischen Staaten. Zum Vergleich: Deutsche Unternehmen stehen nur drei auf dieser Liste. Deutschland kann offenbar alles exportieren – außer Ideen. ■ Jens-Uwe Meyer 2/2011 P.T. MAGAZIN 11

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