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PT-Magazin_01_2017

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Magazin für Wirtschaft und Gesellschaft. Offizielles Informationsmagazin des Wettbewerbs "Großer Preis des Mittelstandes" der Oskar-Patzelt-Stiftung

Emissions- Man liest ja

Emissions- Man liest ja mittlerweile viel über die Elektromobilität. Weniger Reisekomfort durch geringere Reichweiten, mangelnde Infrastruktur von Ladestationen, enormer Zeitaufwand durch lange Ladezeiten, deutlich weniger Arbeitsplätze in Deutschlands jobstärkster Branche, da weniger Bauteile benötigt werden und starke Umweltbelastungen durch die Batterieherstellung. Schauen wir uns also den Klassenprimus Tesla an, genauer das S-Model mit der größten Batterie, die Tesla verbaut. Diese verspricht über 600 km Reichweite und bringt bei der entsprechenden Ausstattung die geräumige Luxuslimousine in wahnwitzigen 2,7 Sekunden auf 100 Stundenkilometer. Das ist schneller als der Lamborghini Huracan, schneller als jeder Ferrari und sowieso schneller als jeder andere vergleichbare 5-Sitzer. Doch gilt es erst einmal, sich an eben diesen Sprint zu gewöhnen, erfolgt er doch gänzlich geräuschlos. Man senkt das Gaspedal in den Boden, es erfolgt kein Aufheulen des Motors, kein Turboloch, kein Gangwechsel, nur 700 Pferdestärken getriebefreie Leistung. Es drückt einen wie kein Auto zuvor in den Sitz, die Vernunft und das Verständnis bleiben an der Ampel zurück. Der Körper ist irritiert, assoziiert er normalerweise mit solchem Vortrieb viel wohlklingenden Lärm. Es kann sogar bei manchen Menschen zur sogenannten Motion-Sickness führen, das heißt widersprechende Wahrnehmung der Sinnesorgane führen zu Unwohlsein und Schwindel, ein neues Phänomen, was man besonders im Zeitalter der Virtual Reality noch häufiger beobachten wird. Das kann süchtig machen. Man muss ja nicht tanken, kein CO 2 wird in die Umwelt gepustet und es macht so unglaublich viel Spaß. Ein Auto, im absoluten Understatement designed, nicht mal sonderlich hübsch, mit solchen Fahrleistungen ist anders, neu und aufregend. An jeder Ampel Kickdown führt aber auch hier zu folgendem Problem: Der Saft ist ganz schnell alle. Also nicht mal eben wieder an die Zapfsäule und Spaß nachtanken. Wenn ich keinen Tesla Powercharger in der Nähe habe, an dem ich in 30 Minuten mir 270 Km zurückerwarten kann, nebenbei völlig kostenlos, bin ich darauf angewiesen meinen Trip etwas länger zu unterbrechen. Bei einer konventionellen öffentlichen Ladestation zahle ich erst die Stromeinheiten und warte dann für 270km eben schon eine Stunde. Zu Hause lade ich in einer Nacht die Batterien wieder vollständig auf. Tesla bietet hierzu das sogenannte Destination Charging auf. Das wirklich ausgeklügelte Navigationssystem, was sich aktueller Daten von Satelliten und anderer Teslas auf der Strecke bedient , plant auf Wunsch die Route nach Österreich anhand der Powercharger und empfiehlt in der Nähe Lokale und Restaurants, in denen sich die Wartezeit mit einem Kaffee oder einem guten Essen versüßen lässt. Generell ist die Innenausstattung auf höchstem technischem Niveau. Der Wagen scannt, rechnet und denkt. Alles wird todschick über das 17 Zoll große Display dargestellt, das ganze bedient sich so kinderleicht und intuitiv wie ein Ipad. In den Armaturen zeigt der Wagen alle Autos im Umfeld an, den Ladestand und alle anderen wichtigen Informationen. Die verarbeiteten Materialen sind für ein amerikanisches Auto ungewohnt hochwertig, der Anspruch liegt hier klar im oberen Oberklassesegment. Das fehlende Getriebe ermöglicht ganz neue Innenraumkonzepte, da keine Mittelkonsole nötig ist und somit weiterer Stauraum vorhanden ist. Ebenfalls ist

aber nicht emotionslos? © Arnd Joachim Garth © Arnd Joachim Garth in der Fahrzeugfront kein unter Plastik versteckter Motor sondern ein weiterer Kofferraum, in dem man sogar leicht zwei Elfer-Bierkästen unterbringen kann. Um es mit den Worten des britischen Autojournalisten Jeremy Clarkson zu fragen, rette ich die Eisbären, wenn ich Tesla fahre? Fahr ich wirklich Emissionsfrei? Eine aktuelle Studie hat sich mit der Frage befasst, wie umweltschädlich die Herstellung der verwendeten Batterien ist und wie sich die Gewinnung des Stroms, also ob Strom aus erneuerbaren Energien oder eben aus konventioneller Gewinnung, auf die Umweltbilanz des Elektrofahrzeugs auswirken. Diese hat ergeben, dass bei einem generellen Mix aus Atom-, Wasser- und Kohlekraftwerken ein normales Benzinfahrzeug nur 3-4 Liter auf 100 Kilometern verbrauchen darf um ähnlich umweltschonend wie das Elektrofahrzeug zu sein. Es gibt diese Autos. Ein Skoda Oktavia zum Beispiel, aber das ist eben keine Luxuslimousine mit über 700 PS. Oder den Porsche 918 Spyder. Aber einen Porsche mit einem Fahrzeug aus den USA zu vergleichen, ist automobile Blasphemie. Abschließend ist zu sagen, der Tesla ist ein Automobil der Zukunft mit vielen tollen Innovationen, der hoch ausgereiften Fähigkeit, autonom zu fahren, was immer noch recht gruselig ist, aber gut funktioniert. Wir fahren umweltschonend und beinahe emissions – aber nicht emotionsfrei. Eben wie in der Zukunft, nur sind wir da noch nicht. Die Infrastruktur lässt noch nicht wirklich Alternativen zu. Und solange das noch nicht der Fall ist, soll es ruhig laut werden am Auspuff. Adrenalin, solange wir es noch dürfen. ó Prof. Arnd Joachim Garth

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