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PT-Magazin 01_2016_Immer wieder Neues wagen

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Magazin für Wirtschaft und Gesellschaft. Offizielles Informationsmagazin des Wettbewerbs "Großer Preis des Mittelstandes" der Oskar-Patzelt-Stiftung

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Wirtschaft PT-MAGAZIN 1/2016 Bild: WFG für den Kreis Borken 30 Hidden Champions im Westmünsterland Was wir von ihnen lernen können Der Kreis Borken im Westmünsterland ist bundesweit (noch) nicht unbedingt als typischer Standort für „Hidden Champions“ bekannt. Und doch ist er es. In den letzten 30 Jahren hat sich dort nach und nach eine breit gefächerte mittelständische Wirtschaftslandschaft mit vielen hochspezialisierten und innovativen Unternehmen gebildet, die es in sehr unterschiedlichen Marktnischen bis in die absolute Weltspitze geschafft haben. Hidden Champions - das sind bekanntlich die relativ kleinen bis mittelgroßen Unternehmen, die nach Außen in der breiten Öffentlichkeit kaum bekannt sind und von denen oftmals nicht einmal die Nachbarn wissen, dass sie in ihren spezifischen Märkten absolute „Spitze“ sind. Hidden Champions sind also Unternehmen, die quasi in der ganzen Welt in der Champions League spielen, auch wenn dies vor Ort kaum wahrgenommen wird. Da stellt sich zwangsläufig für jeden Wirtschaftsförderer die Frage, was denn den besonderen Erfolg dieser Champions ausmacht, was sie von anderen Unternehmen unterscheidet und wie man von ihren Kenntnissen und Erfahrungen in der Region Nutzen ziehen kann. Wie geht man mit Krisen um? In einer gemeinsamen Veranstaltung der Wirtschaftsförderungsgesellschaft für den Kreis Borken mbH (WFG) und der Nordrhein-Westfälischen Förderbank NRW.BANK wurden genau solche Fragen in den Mittelpunkt gestellt: Wie wird man Hidden Champion? Ist „Hidden“ immer vorteilhaft? Welche Herausforderungen werden wie gemeistert? Was muss man tun, um Champion zu bleiben? Wie geht man mit Krisen um? Gibt es Patentrezepte? Wichtige Fragen zu einem komplexen Thema. Vier Unternehmer aus dem Kreis Borken, allesamt auf den Weltmärkten zu Hause und in ihren jeweiligen Marktsegmenten Spitze, stellten sich dem offenen Gespräch und zogen damit rund 200 Gäste schnell in ihren Bann. Auf eine sehr persönliche und kurzweilige Weise gaben Christian Fehler, Geschäftsführer der Pieron GmbH aus Bocholt, Christian Grotholt, Vorstandsvorsitzender der 2G Energy AG aus Heek, Reinhard Nehls, Geschäftsführender Gesellschafter der Caisley International GmbH aus Bocholt und Christian Pliete, Vorstandsvorsitzender der d.velop AG aus Gescher, Einblick in ihre Unternehmenskultur, in Wachstumsziele und Krisenbewältigung. Mit Charme und Wortwitz Anke Henrich, Reporterin der Wirtschaftswoche und Expertin auf dem Gebiet der Hidden Champions, verstand es, als Moderatorin der Talkrunde den Gesprächspartnern mit Charme und Wortwitz auch durchaus kritisch auf den Zahn zu fühlen und aufschlussreiche Antworten heraus zu kitzeln. Im Mittelpunkt standen dabei Fragen der zeitgemäßen Unternehmensführung wie Finanzierung, Wachstum, Mitarbeiterbindung, Kooperation mit Banken, Innovationsmanagement, Generationenwechsel und Umgang mit Krisensituationen. Sehr schnell wurden Besonderheiten, aber auch Gemeinsamkeiten und Unterschiede in der jeweiligen betriebsindividuellen Vorgehensweise deutlich.

Starke Investitionen in Forschung und Entwicklung in Zusammenarbeit mit Experten und Hochschulen vor Ort war eine mehrfach genannte Strategie, ebenso die besondere Förderung von Mitarbeitermotivation und -identifikation. „Ohne dieses besondere Engagement geht es nicht. Wir können darauf bauen, dass unsere Mitarbeiter gemeinsam mit uns Engpässe und besondere Herausforderungen überbrücken. Dabei ist es für uns selbstverständlich, unseren Mitarbeitern eine individuelle Work-Life- Balance zu ermöglichen“, so Christoph Pliete. „Wir haben sehr gute Erfahrungen mit dem sehr frühzeitigen Aufbau von eigenen Entwicklungsexperten gemacht. Die Nähe zur Westfälischen Hochschule in Bocholt ist hier ein großer Vorteil“, erläuterte Christian Fehler. „Fehler“ als Weg Auch bei der Diskussion über den Umgang mit Fehlern herrschte bei den Gästen der Talkrunde ein gewisser Konsens. „Wir betrachten Fehler nicht als Fehler, sondern als Weg, der einen Richtungswechsel verlangt“, erklärte Reinhard Nehls, und Christian Grotholt ergänzte mit Blick auf die Wachstumsentwicklung der 2G Energy AG: „Wichtig ist ein Unternehmensklima, in welchem der Mut neue Wege auszuprobieren, belohnt wird. Unser Erfolg beruht auch darauf, dass wir diese Fehler schneller gemacht haben als andere und daraus entsprechende Schlüsse gezogen haben.“ Aus Sicht von WFG-Geschäftsführer Dr. Heiner Kleinschneider war die Offenheit, mit der die Unternehmen ihre eigenen Strategien erläuterten, bemerkenswert. Ein Teilnehmer brachte es folgendermaßen auf dem Punkt: „Für mich waren die Einblicke in die Strategien der Unternehmen absolut spannend. Insofern war die Veranstaltung ausgesprochen nutzbringend für meine eigene unternehmerische Praxis.“ Über den Autor Dipl.-Volkswirt Dr. Heiner Kleinschneider gestaltet seit 1990 als Geschäftsführer der Wirtschaftsförderungsgesellschaft für den Kreis Borken mbH den Strukturwandel der einstigen Textilregion zu einer breit aufgestellten dynamischen und innovativen Mittelstandsregion aktiv mit. 2014 gab er das Fachbuch „Grundlagen und Praxis der kommunalen Wirtschaftsförderung“ heraus. 2012 wurde die WFG als „Premier-Kommune des Jahres“ ausgezeichnet. Angenehm unaufgeregt und zupackend Dass eine solche Gesprächsrunde auch Freude bringen kann, bekräftigte Anke Henrich: „Es hat mir Spaß gemacht, mit den Podiumsteilnehmern so offen reden zu können. Dies ist nicht selbstverständlich, sondern zeigt, wie die Unternehmen in der Region verwurzelt sind und bereit sind, eigene Erfolgsrezepte auch an andere weiterzugeben.“ Ohnehin findet sie den Menschenschlag im Westmünsterland angenehm unaufgeregt und zupackend. Abgerundet wurde die Veranstaltung durch Vorträge von Felix Tenkmann (Direktor der NRW.BANK), Manfred Thivessen (Geschäftsführer der Bürgschaftsbank NRW und der Kapitalbeteiligungsgesellschaft KBG NRW) und Ingo Trawinski (Betriebsberater der WFG). Der Ort der Veranstaltung war ebenso ungewöhnlich wie die Thematik: Der Konzertsaal der Landesmusikakademie NRW in Heek. Für den Landrat des Kreises Borken, Dr. Kai Zwicker, war es eine rundum gelungene Veranstaltung, die auch deutlich gemacht habe, dass die mittelständische Wirtschaft das unverzichtbare Fundament für die Strukturstärke des Westmünsterlandes ist. „Daran werden wir auch in Zukunft weiter arbeiten“, so der Landrat. ó Heiner Kleinschneider Wirtschaft PT-MAGAZIN 1/2016 31 Bild: WFG für den Kreis Borken

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