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P.T. MAGAZIN 01/2014

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Magazin für Wirtschaft und Gesellschaft. Offizielles Informationsmagazin des Wettbewerbs "Großer Preis des Mittelstandes" der Oskar-Patzelt-Stiftung

Wirtschaft 36 ständler.

Wirtschaft 36 ständler. Die haben dadurch mehr als 8.000 Arbeitsplätze geschaffen, vor allem in der Automobil-Zuliefererbranche. Aber auch in anderen amerikanischen Bundesstaaten ist der deutsche Mittelstand gut vertreten, etwa in Alabama, Michigan und Ohio. Insgesamt ist Deutschland einer der größten ausländischen Arbeitgeber: Fast 600.000 Mitarbeiter beschäftigen die deutschen Firmen in den USA. Und es werden mehr: 2012 verkauften die Autokonzerne in Amerika so viele Wagen wie seit fünf Jahren nicht mehr. Und die deutschen Deutsche Tochtergesellschaften in den USA 1 nach Region Marken kommen besonders gut an. Daimler, BMW oder Volkswagen haben in den vergangenen Jahren neue Werke eröffnet. Und im Fahrwasser der Großkonzerne werden viele kleinere Betriebe mitgezogen. Kreisläufe und Schlepptaue „Heute erwarten viele Hersteller von ihren Zulieferern, dass sie sich in ihrer Nähe ansiedeln. Es gilt das Produktionsprinzip „just in time“ - also sofort - und „just in sequence“ - in der Reihenfolge. Das heißt: Die großen Hersteller wollen nicht mehr das Risiko langer Liefer- und Logistikketten haben, beispielsweise den Transport von Ersatzteilen über den Atlantik. Sie wollen insbesondere auch die teure Lagerhaltung vermeiden, die unvermeidlich wäre, wenn man solche Logistikketten hat. Und deshalb erwarten sie von ihren großen Zulieferern, dass sie sich in der Nähe der produzierenden Werke ansiedeln“, so Christian König, Inhaber der Kommunikationsberatung Koenig Communications in Washington, jüngst in einem Gespräch mit der Deutschen Welle. Für die Zulieferer hat die Präsenz vor Ort ebenfalls deutliche Vorteile: mehr Flexibilität, niedrigere Transport- Mittlerer Westen 38% 0-10 23% prod. Gewerbe 16% Südosten 32% 11-50 51-150 28% 24% Automobil Zulieferer Chemie & Plastik 15% 8% Nordosten 18% 151-500 16% Erneuerbare Energien 8% 501-1000 3% Landwirtschaft & Westen 5% Lebensmittel 6% >1000 3% Metallindustrie 6% Südwesten 3% keine Angabe 3% Baugewerbe 6% 0 10 20 30 40 50 0 10 20 30 40 50 0 10 20 30 40 50 1 Gemäß Befragung des German American Business outlook 2013 (Foto: Albert duce/Wikimedia CC 3.0) Verlassene Central Station in Detroit: Der Glanz der einstigen „Motor-City“ lässt sich noch erahnen. Aber als neues Mekka haben die Autobauer die Südstaaten erkoren. nach Größe nach Branche Quelle: German American Business Outlook Who’s who? Im Mittleren Osten und im Süden siedeln sich deutsche KMUs am liebsten an. Hautsächlich handelt es sich dabei um Automobilzulieferer und produzierendes Gewerbe. kosten, keine Einfuhrzölle und Wechselkursrisiken, so König weiter. Dr. Stefan Sommer, Vorstandsvorsitzender ZF Friedrichshafen AG, kann dem nur beipflichten. Das Unternehmen eröffnete im Juli 2013 im Bundesstaat South Carolina ein neues Werk für Pkw-Automatgetriebe. In den Standort werden insgesamt 450 Millionen Euro fließen, das größte Einzelinvestment in der fast hundertjährigen Geschichte des Unternehmens. „Das ist ein wichtiger Schritt, um näher an unsere Kunden heranzurücken und den für uns wichtigen Markt Nordamerika künftig noch besser erschließen zu können“, so Sommer anlässlich der Werkeröffnung. Für den Standort South Carolina hatte sich ZF entschieden, da in dem Bundesstaat bereits zahlreiche Autohersteller und Zulieferer angesiedelt waren und die Regierung der Ansiedlung neuer Unternehmen positiv gegenüberstand. Zudem bietet das nahegelegene Piedmont Technical College die Möglichkeit zur Berufsausbildung von Facharbeitern. Die Clemson University wiederum bildet Naturwissenschaftler und Ingenieure aus, so dass auch im akademischen Bereich Nachwuchsfachkräfte aus der Region rekrutiert werden können. Aber am Beispiel ZF wird noch etwas anderes deutlich: Nämlich die enge Verzahnung einer gewachsenen Wirtschaftsarchitektur. Denn wenn es den Chrysler- Zulieferer ZF in die Nähe des Autobauers zieht, dann zieht es wiederum kleinere deutsche Zulieferer von ZF mit über den Atlantik. So geschehen beim mittelständischen Ventilsystemhersteller Rapa aus Selb, der Start-Stopp-Funktionen für die ZF-Getriebe liefert. Die Firma stand 2011 vor der Entscheidung, ob Sie Ihrem Großkunden nach Amerika folgen – und damit 18 Millionen in einen amerikanischen Standort investieren – sollte oder nicht. Die Entscheidung fiel für das Engagement im Ausland, und ein kurzer Blick auf die Logistikkette verrät, warum: Wäre man 2012 nicht mit in die Staaten gegangen, hätte sich ZF für das Amerikageschäft einen anderen Zulieferer P.T. MAGAZIN 1/2014

Modern, leistungsfähig, effektiv und höchste Qualität Präzise Ihr Gewinn P.T. MAGAZIN 1/2014 1.200 Arbeitsplätze hat ZF bisher mit dem Werksneubau in Gray Court neu geschaffen. (Foto: ZF) suchen müssen. Und zwar eine in den USA ansässige Firma, deren Produkte nicht von Einfuhrzöllen oder wechselnden Kursen zwischen Euro und Dollar abhängig sind. Ob Rapa dann mittelfristig überhaupt noch – auch in Deutschland – an den Getriebebauer geliefert hätte, ist fraglich. Mit entsprechenden Vorverträgen und verhandelten Abnahmemengen wurde das Risiko für den Sprung über den Atlantik minimier und zugleich eine optimale Chance für den Expansionsschritt genutzt. Die Übersiedelung von ZF zieht noch weitere Kreise: Auch Rapa wiederum musste seine Lieferanten für den amerikanischen Standort gewinnen und eine funktionierende Lieferkette aufbauen. Vom Investitionsentschluss großer Firmen profitieren so auch kleinere, vorbzw. nachgelagerte Betriebe – bei überschaubaren Risiken. Klein schlägt groß Diese Bewegungsmuster bleiben auch den staatlichen Behörden nicht verborgen. Im Gegenteil: Jahrelang wurde sich auf die Ansiedlung von Großkonzernen fokussiert, nur um am Ende festzustellen, dass es auf eine gesunde Mischung ankommt. Mittelstandsunternehmen nach deutschem Vorbild sind in den USA ohnehin Mangelware, mit dem Begriff verbindet man eher lokale Handwerksbetriebene als global agierende Firmen. Inzwischen haben deutsche Mittelständler einen sehr guten Ruf und stehen für innovative Produkte, fortschrittliche Produktionsmethoden und gute Konditionen. Das ruft wiederum Gouverneure auf den Plan, die das Gespräch in Deutschland suchen, um für ihren Bundesstaat zu werben. Im Gepäck haben sie u.a. das Versprechen, dass die bürokratischen Hürden für die Ansiedlung von ausländischen Unternehmen deutlich gesunken sind. Christian König kann das bestätigen: „Gerade in der Wirtschaftsförderung hat es sehr große Fortschritte gegeben – insbesondere durch die Bundesstaaten. Ich habe bislang mit Behörden in neun Staaten zusammengearbeitet und sehr gute Erfahrungen gemacht. Die sind kundenorientiert, schnell und effizient. Ein kompliziertes Luft- und Abwasser-Genehmigungsverfahren wurde im Rahmen eines Beschleunigungsverfahrens in nicht einmal acht Monaten abgeschlossen.“ Bei all den Vorteilen stoßen deutsche Unternehmen allerdings auch immer wieder auf Hemmschuhe: Vor allem der Fachkräftemangel macht Sorgen, eine technische Ausbildung im dualen System wie sie aus Deutschland bekannt ist, gibt es nicht. Auf der Kehrseite des Schiefergasbooms steht die Ungewissheit hinsichtlich der Position der USA im Blick auf erneuerbare Energien. Wie langfristig und weitreichend werden die USA Gesetze im Bereich Klimaschutz erlassen? Diese Ungewissheit hat Unternehmen wie E.ON Climate & Renewables dazu veranlasst, drei Windfarmen in Nordamerika abzustoßen, und Schott North Amerika, seinen Geschäftsbereich Photovoltaik zu verkaufen. Ein unternehmerisches Risiko ist und bleibt gleichwohl immer vorhanden, in Shanghai genauso wie in South Carolina. Gut möglich, dass es sich aber im „land of the free“ erfolgreich minimieren lässt. Ein Zusammenwachsen beider Märkte würde das unterstreichen – und könnte bald Wirklichkeit werden. Ungeachtet aller NSA- Vorwürfe sind die EU und die USA gerade dabei, die größte Freihandelszone der Welt zu schmieden. Im Zweifel für den Westen. n Jörg Petzold • Maschinenbau • Werkzeugbau • Vorrichtungsbau • Sondermaschinenbau Röllgassgarten 6 · 35274 Kirchhain-Anzefahr www.aschenbrenner-gmbh.com

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