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P.T. MAGAZIN 01/2012

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Magazin für Wirtschaft und Gesellschaft. Offizielles Informationsmagazin des Wettbewerbs "Großer Preis des Mittelstandes" der Oskar-Patzelt-Stiftung

Gesellschaft „Das Geld

Gesellschaft „Das Geld des Dorfes dem Dorfe“ und „Einer für alle, alle für einen.“ „Kriegskassen der Demokratie“ Bismarck sah Schulzes Genossenschaften als Tarnung alter Revolutionäre des Jahres 1848. Wer vor Bajonett und Geheimpolizei nicht ins Exil geflüchtet war, machte jetzt in Gemeinwirtschaft. Vorbild waren Pioniere aus England und Frankreich. Genossen übersetzten deren Praxisleitfäden, schickten Trainer auf Tournee, luden zu Gründer-Workshops. In Zeitschriften sezierten sie Satzungs-, Finanz- und Geschäftsmodelle. Kaschiert als Unternehmensberatung, war es doch umstürzlerisches Ideengut. Besonders gefährlich: Darlehensvereine, die die Kreditklemme des Kleingewerbes aufbogen. „Volksbanken“ nannte sie Schulze neuerdings. In Bismarcks Augen waren sie „die Kriegskassen der Demokratie, die unter Regierungsgewalt gestellt werden müssen“. Doch Schulze musste die Rechtsfrage stellen, keine Machtfrage. Sicher, Genossenschaften waren eine Schule der Demokratie („ein Mitglied, eine Stimme“). Doch das allein sicherte kein Überleben der inzwischen 1.600 Vereine mit 400.000 Mitgliedern. Im Handelsrecht waren sie nur geduldete Zwitter zwischen Personen- und Kapitalgesellschaft. Behörden übten Willkür, Gerichte fällten wirre Urteile. Schulze, der Jurist, wusste: Genossenschaften benötigten eine eigene Rechtsform. Schulze, der Politiker, wusste: Für ein Reformgesetz brauchte er Helfer in Bismarcks Kabinett. Das Manöver würde nur gelingen, wenn die Vereine aus der Radikalenecke herauskämen. Mit Statistik wies er ihre volkswirtschaftliche Leistung nach. Sozialutopisten zwang er ins Korsett harter kaufmännischer Vorgaben. Antifranzösische Ressentiments Clever spielte Schulze die nationale Karte. Die Genossenschaft stärke das „Gefühl der Einheit“ der Deutschen. Hatte er früher wie Franzosen und Briten von Assoziationen gesprochen, was in den Ohren der Obrigkeit welsch und radikal klang, verordnete er seinen Mitstreitern nun den deutschen Begriff Genossenschaft. Er bediente antifranzösische Ressentiments. Frankreich gelte es zu übertrumpfen. Bürokratischer Zentralismus „Großer Preis des Mittelstandes“ FINALIST 07586 Bad Köstritz Elsteraue 2 Tel.: 036605 / 840 62 E-Mail: rk@raiko-gastro.de www.raiko-gastro-handel.de · Küchengeräte · Spülmaschinen · Kühlmöbel · Edelstahlmöbel · Gedeckter Tisch · Objektmöbel · Speisentransport

sei „romanisch“. „Germanisch“ sei die „mannigfaltigste Gliederung“ in freien Gruppen, „von denen jede ihre besondern Angelegenheiten selbst ordnet und auf die eigne Kraft gestützt fremde Hilfe und Leitung weder verlangt noch duldet“. Spin-Doctor Schulze deutete das Importmodell zum Symbol urdeutscher Stammeskraft um. Auf Schulzes Pult entstand ein Gesetzentwurf. Schulze brachte ihn immer wieder ein, aber scheiterte stets an Bismarcks Vorgabe: Der Staat würde Genossenschaften eine Konzession verleihen und diese überwachen. So nicht, blockierte Schulze. Die Behörden sollten „unsern Vereinen nichts darein zu reden haben“. Mit der Kugel im Gemächt Ab 1864 wurde der Weg frei. Mit einer Kugel im Gemächt verschied sein Gegner Lassalle, der liebestoll in ein Duell um seine Herzdame getreten war. Pulver und Blei, Blut und Eisen verschoben auch Bismarcks Interessen. Während die Kanonen der Einigungskriege donnerten, fädelte Schulze mit Handels- und Justizministern einen Deal ein: keine politische Betätigung, rein wirtschaftlicher Förderzweck, aber freie Gründung ohne Konzessionszwang. 1867 bekam er sein Genossenschaftsgesetz. Bald galten Schulzes Paragraphen auch im Reich – und sie gelten bis heute. Eins gelang Schulze aber nicht: die Rivalen aus der Rheinprovinz wegzubeißen. Friedrich Wilhelm Raiffeisen hatte im Westen ein andersartiges Genossenschaftswesen aufgebaut. Mit Hilfe von Pfarrern sammelte der christlich beseelte Bürgermeister überschuldete Bauern. Agrarkassen, Läden und Lagerhäuser entstanden. „Das Geld des Dorfes dem Dorfe“, tönte er. „Einer für alle, alle für einen.“ Der sanfte Raiffeisen war anfangs nur ein Local Hero. Einst hatte er den großen Schulze um Hilfe gebeten. Der aber zog Raiffeisen öffentlich durch den Kakao. Er sah in ihm „einen Fantasten oder einen Mitläufer, der nur eine schlechte Kopie seiner Genossenschaftsidee produzieren wollte“, meint der Historiker Walter Koch. „Eine eklatante Fehleinschätzung.“ Rivale Raiffeisen Schulzes System war gut für Betriebe in der Stadt. Raiffeisens Klientel waren Bauern. Sie bezahlten Saatgut, Chemiedünger und Gerät mit der Ernte, die sie gemeinsam verkauften. Kredite mussten länger laufen, Risiken anders verteilt werden. Schulze blieb stur: sein System oder keins. Raiffeisen kam spät, aber gewaltig. Sein System wurde weltweit erfolgreicher. In Deutschland dauerte der „Systemstreit“ noch 100 Jahre. Erst 1972 machten die beiden Lager Frieden miteinander. Und die Sozialisten? Die entdeckten auch noch ihren Schulze. Kurz vor 1900 setzte ein Boom „roter“ Konsum-, Spar- und Bauvereine ein. Und die richtige Anrede für Sozialisten lautet natürlich: Genosse. ■ Marco Althaus Über den Autor ■ Marco Althaus ist Professor für Sozialwissenschaften an der Technischen Hochschule Wildau ■ Seine Arbeitsgebiete sind Politik-, Sozial- und Wirtschaftswissenschaften (Foto: Marco Althaus) Eine Philosophie. Eine Gruppe. Und immer in Ihrer Nähe. Die KOCH-Gruppe bietet Ihnen als kompetenter Partner folgende Leistungen an: • Dachabdichtung mit Kunststoff- und Bitumenbahnen • Dachdeckung aus Metall • Trapezblechanbauten • Fassadenarbeiten • Dachbegrünungen • Tiefgaragenabdichtung • Tunnel- und Brückenabdichtung • Umweltschutz • Solardach • Projektbau • Wartung und Inspektion Nach diesem Prinzip arbeitet die KOCH-Gruppe seit ihrer Gründung. www.koch-dach.de Preisträger 2011 Koch Bedachungen GmbH Breslauer Straße 23 | 56422 Wirges Telefon: 0 26 02 / 93 03 - 0 | Telefax: 0 26 02 / 93 03 - 45 E-Mail: bedachungen@koch-dach.de

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