Aufrufe
vor 3 Jahren

E-Paper PT-Magazin 03 2020 Wir stemmen das

  • Text
  • Mitarbeiter
  • Mittelstand
  • Corona
  • Wettbewerb
  • Stemmen
  • Homeoffice
  • Krise
  • Netzwerk
  • Riva
  • Unternehmen
Offizielles Magazin der Oskar-Patzelt-Stiftung. Titelthema: Krisen überwinden. Motto: Meilensteine setzen. Krise ist nichts für Weicheier: Die Situation erzwingt Entscheidungen. Wie RIVA den Wandel nutzt: Mit 81 Jahren zieht H. Püttmer durch. Weltklasse aus Bad Schlema: Diese Frau machte ihr Hobby zum Beruf. Ein Gesellschaftsvertrag: für Unternehmertum! Deutschland im Homeoffice: Das können Sie steuerlich absetzen. Corona-bedingte Änderungen: „Großer Preis des Mittelstandes“.

06

06 E-Paper 3/2020 © RIVA Blick in Halle 1 der RIVA GmbH Engineering: Ideale Arbeitsbedingungen bei Tageslicht. Wie RIVA den Wandel nutzt Urbane Sonnenschirme, Mega-Dachkuppeln für Mekka und das größte Wohnhochhaus in Deutschland. Daneben Radnabenmotor- und Energiespeicher-Entwicklung. Die RIVA GmbH Engineering aus Backnang erweitert ihr Portfolio. Digitalisierung, Klima- und Mobilitätswandel und nun auch noch Corona – die Zeiten für den (schwäbischen) Mittelstand könnten rauer kaum sein. Prognostizierten Wirtschaftsexperten vor kurzem noch 100.000 Jobs weniger in der Automobilindustrie, so trifft die Virus-Pandemie nun Maschinenbauer und Zulieferer im Land wie eine Keule. Mehr als 90.000 Betriebe arbeiten zwischen Wertheim und Waldshut kurz. Eine Rezession scheint unausweichlich. Für Unternehmer-Urgestein Herrmann Püttmer sind Krisen nichts Neues. Der 81-jährige Chef des Technologieunternehmens RIVA GmbH Engineering hat schon manches Tal (erfolgreich) durchschritten. „Wer die Krise als Chance begreift, kann Ideen und Innovationen entwickeln“, so der Backnanger, dessen Firma aktuell wie viele zwar kurzarbeitet, vor allem aber bekannt ist für faszinierende Fassadenkonstruktionen. Der Grand Tower in Frankfurt, das höchste Wohnhochhaus in Deutschland, und der Mekka Royal Clock Tower belegen das eindrucksvoll. Auch fahrbare Kuppeln für die Heilige Moschee hat RIVA konzipiert, produziert und montiert. Die Glas-Stahl- Konstruktionen wirken trotz ihrer Dimensionen leicht und elegant. Computergesteuert lassen sich die Himmelslichter über die gesamte Größe von 32 mal 17 Meter öffnen. Ideen haben die Entwickler von RIVA viele. So hat der Mittelständler, als andere noch spekulierten, was Industrie 4.0 bedeutet, eine eigene Lehrlingswerkstatt initiiert und digital vernetzt. Jeder der 70 Auszubildenden hat ein Tablet. Darüber erhalten die jungen Kollegen Aufgaben und können sich per QR-Code mit E-Paper 3/2020

07 © RIVA RIVA-Azubis: digital und vernetzt in der eigenen Lehrwerkstatt. E-Paper 3/2020 jeder Dreh- oder Fräsmaschine verbinden, die in der eigens für sie eingerichteten Lehrwerkstatt stehen. Vorteil nicht nur in Corona-Phasen: Die Auszubildenden können Zuhause üben, um sich auf Prüfungen vorzubereiten. Das Ergebnis des digitalen Konzepts überzeugt, so zählen RIVA-Azubis zu den besten im Land und sind führend im Rems-Murr-Kreis. „Agiles Arbeiten“ nennen das die Experten. Bei RIVA spielt bewegliche Technologieentwicklung im erweiterten Raum der Architektur und Fassadenkonstruktion eine immer wichtigere Rolle. Mit dem Umbrella etwa gestaltet RIVA urbane Lebenswelten. Der trichterförmige Schirm ist aus Teflon-Gewebe, bietet Sonnenschutz mit einem Durchmesser von bis zu zwölf Meter. Dieser wird im öffentlichen Raum durch die Erderwärmung unabdingbar – nicht nur für Wüstenstaaten. Über das angestammte Geschäftsfeld hinaus will RIVA den Mobilitäts- und Energiewandel vorantreiben. So tüfteln Entwickler der Uni Magdeburg in den Backnanger Lerchenäckern an einem Radnabenmotor, der mit unter 20 Kilogramm leichter ist als jedes Auto-Rad und gleichzeitig mit einer Leistung von 70 Kilowatt powert. Ein vergleichbares Produkt findet sich auf dem Weltmarkt nicht. Ähnlich agil ist das neue, mobile Batteriesystem, das kontaktlos und per Induktion funktioniert. Speichereinheiten von zwei Kilowattstunden können modular und parallel zu containergroßen Megawatt-Netzspeichern zusammengeschaltet werden, um etwa Lastspitzen auszugleichen. Die RIVA-Module lassen sich gefahrlos und ohne Voreinstellung auswechseln. Mit integrierten Wechselrichtern versorgen die Systeme Verbraucher zuverlässig. Dass Hermann Püttmers Herz für die Region schlägt, wissen nicht nur die Backnanger. Es zeigt sich in der Unterstützung von Top-Turnerin Emelie Petz und dem Bau des mehrfach prämierten Tobias- Mayer-Museums in Marbach. „So ein Haus stünde auch Backnang gut”, meint Püttmer, zumal es in der Region einige formidable Maler gab. Ganz aktuell fördert Kunst- und Schillerliebhaber Püttmer das Naturprojekt Baum 2020 mit 7500 Euro. Er ist damit größter Einzelsponsor der Baumpflanzaktion, die mitten in der Corona-Krise stattfindet. Wo andere zögern, da handelt der markante Unternehmer und nutzt die Krise als Chance. ó Autor Michael Sudahl Ist gelernter Wirtschaftsjournalist und seit 2008 Partner der Agentur „Der Medienberater“ in Schorndorf.

Jahrgänge